Ein Klassiker der Anti-Kriegs-Literatur – wiederentdeckt
Martin Zähringer, Neue Zürcher Zeitung, 12.1.2013
1939 veröffentlichte Dalton Trumbo seine bittere Satire auf den Ersten Weltkrieg, in der aus der Sicht eines schwerstens versehrten Soldaten erzählt wird. Zwei Jahre später, mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg, wurde das Buch verboten. Nun ist es neu übersetzt und illustriert auf Deutsch erschienen.
Mit kritischer Anmerkung zur Illustration des Romans, als ob der Text dessen bedürfte als verkaufsfördernde Maßnahme.
Der Film, vom Autor 1971 produziert, stellt eine Adaption dar und keine Illustration des Romans.
Den Film kann man als DVD kaufen, aber, neben Trailern und Clips, auch in voller Länge in Youtube sich ansehen:
Johnny Got His Gun (1971 by Dalton Trumbo, based on his novel; won the Grand Prix Spécial du Jury at the Cannes Film Festival 1971 as well as the FIPRESCI Prize)
Johnny Got His Gun is a 1971 anti-war film based on the novel of the same name written and directed by Dalton Trumbo and starring Timothy Bottoms, Jason Robards and Donald Sutherland with Diane Varsi. The film is well known for distinguishing between Joe's reality and fantasy with black and white for the hospital, and color for his dreams and memories. His dreams are drug induced, as when he talks to his dead father and Christ, with the color being saturated. His memories are in a clearer color, such as the fishing trip and his last night with Kareen. Joe's face is never seen in the hospital scenes, and his missing limbs are covered by hospital sheets. The film was entered into the 1971 Cannes Film Festival where it won the Grand Prix Spécial du Jury and the FIPRESCI Prize. The music video for Metallica's 1988 song "One", featured excerpts from the film. Excerpts from the film can also be heard in the first part of the DJ Shadow EP What Does Your Soul Look Like? (from the person who put the movie in full version on youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=Rdxlds6XHps)
Read about the movie in Wikpedia
Bemerkenswert auch die Musik (komponiert und dirigiert) von Jerry Fielding, insbesonders die penetrante Miltärmusik am Anfang, deren Trommelrhythmen die Körper einstimmen und den Geist überdecken, wie es für "drilled bodies" nötig ist, damit sie bedenkenlos agieren.
Wer einmal zur Marschmusik marschierte, versteht vielleicht, wenn er nicht ganz abgestumpft ist, das Inhumane von ihr. Sie zeigt auf, wie auch Musik zum Instrument des Inhumanen werden kann. Ein Moment, das man auch an den Songs der Galeerensklaven abhören kann, ebenso an den "Arbeitsliedern" der Sklaven auf den Plantagen und in Gefängnissen oder Lagern, wo der kantige Rhythmus die Bewegung ordnet, für die Ausbeutung ergiebiger macht. (Dass später die Kleinbürgerkinder dieser Musik "Befreiendes" abnahmen, zeigt einge gewisse Pervertierung, ein tiefes Missverstehen.)
Zitat von Adorno (aus: Reflexionen zur Klassentheorie):
Die systematische Einheit der Geschichte, die dem individuellen Leiden Sinn geben oder erhaben zum Zufälligen es degradieren soll, ist die philosophische Zueignung des Labyrinths, in dem die Menschen bis heute gefront haben, der Inbegriff des Leidens. Im Bannkreis des Systems ist das Neue, der Fortschritt, Altem gleich als immer neues Unheil. Das Neue erkennen bedeutet nicht ihm und der Bewegtheit sich einschmiegen sondern ihrer Starrheit widerstehen, den Marsch der welthistorischen Bataillone als Treten auf der Stelle erraten. Die Theorie weiß von keiner »konstruktiven Kraft« denn der, mit dem Widerschein des jüngsten Unheils die Konturen der ausgebrannten Vorgeschichte zu erleuchten, um in ihr seiner Korrespondenz gewahr zu werden. Das Neueste gerade, und es allein stets, ist der alte Schrecken, der Mythos, der eben in jenem blinden Fortgang der Zeit besteht, der sich in sich zurücknimmt, mit geduldiger, dumm allwissender Tücke, wie der Esel das Seil des Oknos verzehrt. Nur wer das Neueste als Gleiches erkennt, dient dem, was verschieden wäre.
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