Mittwoch, 30. Januar 2019

Überredend überzeugen

Gut reden heisst nicht überreden, sondern überzeugen

Was ist ein Redner? Ein integrer Mensch, der auch gut zu reden versteht, sagte der alte Cato. Der Philosoph Alfons Reckermann bestätigt das: ohne Ethik keine Rhetorik. Aber galt das nur für die Antike, oder gilt es noch immer?
Wolfgang Hellmich, NZZ  29.1.2019

Holocaustritual

Rituelles Holocaust-Gedenken kann zur Falle werden

75 Jahre sind seit der Shoah vergangen, bald wird es keine direkten Zeugen mehr geben. Was bedeutet das für die Erinnerung an diesen epochalen Zivilisationsbruch? Wird das bereits heute ritualisierte Gedenken noch mehr versteinern? Um sich des Antisemitismus zu erwehren, reicht das historische Wissen vollauf.
 
 
 

Montag, 28. Januar 2019

Agnes Hellers Bücher ihres Lebens

Ágnes Heller:

„Und dieser Bursche wurde meine erste Liebe“

 

Ágnes Heller ist die Grande Dame der Philosophie – in New York war sie Nachfolgerin Hannah Arendts. Wir haben sie nach den Büchern ihres Lebens gefragt und so auch von den Lieben ihres Lebens erfahren.

"Neben Thomas Mann, Dickens, Balzac steht natürlich Goethe. Goethe war mir als Dichter auch früh sehr wichtig, meine Großmutter hat immer viel Goethe gelesen – bis heute kann ich Gedichte rezitieren, die ich mit 5 oder 6 auswendig gelernt habe."

«Sinn und Form»: Das literarische Aushängeschild der DDR wurde den Machthabern schon bald suspekt

Vor siebzig Jahren wurde in der DDR die Zeitschrift «Sinn und Form» gegründet. Sie hat allen historischen Umbrüchen getrotzt.
 
Michael Braun, NZZ 28.1.2019

Die Zeitschrift «Sinn und Form» ist heute der letzte Ankerpunkt einer einst überaus lebendigen Kultur der Literaturjournale, das letzte klassische Organ der literarischen Öffentlichkeit, das den Imperativen der Digitalisierung noch widersteht. Dass sie nach siebzig Jahren noch immer als bedeutendste deutsche Kulturzeitschrift gelten kann, ist vor allem das Werk ihres ersten Chefredaktors, des Dichters Peter Huchel.

80. Todestag von William Butler Yeats


William Butler Yeats  (* 13. Juni 1865 in Sandymount, County Dublin; † 28. Januar 1939 in Menton, Frankreich, begraben in Drumcliff, Co. Sligo) war ein irischer Dichter. Er gilt als einer der bedeutendsten englischsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. 1923 erhielt er als erster Ire den Literaturnobelpreis. Er war der Bruder des Künstlers und Autors Jack Butler Yeats und der Vater des Politikers Michael Yeats. 

Abbildung aus Wikipedia





Sonntag, 27. Januar 2019

Spießer


Haimo L. Handl

Spießer

Das Spießertum hat Saison. Es korrespondiert zur Angsthaltung der Abschottung, des bornierten Nationalismus bzw. Rassismus. In Wikipedia lautet die Definition: „Als Spießbürger, Spießer oder Philister werden in abwertender Weise engstirnige Personen bezeichnet, die sich durch geistige Unbeweglichkeit, ausgeprägte Konformität mit gesellschaftlichen Normen und Abneigung gegen Veränderungen der gewohnten Lebensumgebung auszeichnen.“ Diese Definition ist sprachlich ungenau bzw. unsauber, weil sie ein Manko, eine Schädigung, ein Negativum mit dem positiv konnotierten Begriff „auszeichnet“ verbindet, was von der Aussagelogik falsch ist. Das klingt, als ob die Unbeweglichkeit ausgezeichnet wäre, obwohl sie nur ein Kennzeichen darstellt, neben anderen, das typisch ist, aber nicht auszeichnet. Gleichwie, das bestimmende Merkmal der ängstlichen Engstirnigkeit und Unbeweglichkeit und der daraus folgenden Konformität definieren die Haltung.

Der Begriff hat seine eigene Geschichte, war sogar einmal positiv verstanden, änderte sich aber schon früh eben in die Abwertung oder verächtliche Aburteilung der ängstlichen, extrem auf (vermeintliche) Sicherheit bedachten Haltung. Angst ist eine Eigenschaft, die wir in allen Kulturen und Gesellschaften finden. Das Entscheidende ist der Umgang mit ihr. Spießer neigen, wie die früheren Spießbürger, dazu, dass sie ihre Angst in unüberprüften Abwehrhaltungen ausdrücken, die nicht nur der Boden für Intoleranz bilden, sondern auch für Ausgrenzung und Verfolgung bzw. für Hemmungen gesellschaftlicher Innovationen. Auch moralisch zeigt sich das in der typischen Verurteilung von allem, was der Mehrheitshaltung der Braven nicht entspricht (soziale und religiöse Intoleranz bzw. Hass). Im Kulturellen äußert sie sich im Philistertum der Kulturbanausen. Spießer gibt es auch in modernen, westlichen Gesellschaften. In den USA äußert sich die Prüderie der Puritaner, der engstirnig Rechtgläubigen im Rassismus, politischen Nationalismus, den erstarkten Rechtsbewegungen und im Widerstand gegen moderne Kunst (was dafür gilt). Bei uns in Europa korrespondieret das Spießertum mit dem wiedererstarkten Rechtsruck, dem dumpfen Nationalismus Geängstigter, die meinen, im Rückbezug auf Kategorien wie Rasse oder Ethnie und Religion (ewige Werte) sich nicht nur abgrenzen, sondern auch wiederfinden (Identität) zu können.

Durch die seit Jahren andauernde Wertekrise hat sich nicht nur das Rechtsempfinden verschoben, sondern auch der gesellschaftliche Wertstandard. Einmal erreichte Rechte werden in Frage gestellt bzw. attackiert oder gar aufgehoben. Das zeigt sich besonders in der Rolle der Frauen, in der Beschneidung ihrer mühsam erkämpften Rechte (Schwangerschaftsabbruch, Recht auf den eigenen Körper etc.), aber auch in Errungenschaften wie der Menschenrechte, die auch in Österreich neuerdings offen zurückgewiesen und in Frage gestellt werden. Die Forderung des faschistoiden Innenministers Kickl, dass „das Recht der Politik zu folgen hat und nicht die Politik dem Recht“ führte nur zu einigen Verbalkritiken seitens der Opposition oder des Bundespräsidenten, wurde und wird aber von der FPÖ bzw. der ÖVP unterstützt. Was früher unmöglich schien, hat sich wegen des geänderten Rechtsverständnisses geändert. Fast tagtäglich reizen die sogenannten „Freiheitlichen“ als Rechtsextreme aus, wie weit sie mit Angriffen gegen Rechtsgrundsätze unserer Republik gehen können. Hinter der ÖVP, die das als führender Koalitionspartner absegnet und ermöglicht, steht eine Wählerschaft, die das ebenfalls als ungefährlich und akzeptierbar hinnimmt. Hier treffen sich Spießerhaltungen der ganz Rechten mit Rechten, die sich vordergründig „modern“ geben, im Kern aber mit den Rechtsextremen den Abbau des Rechtsstaates westlicher Façon betreiben.

Dass dies so leicht möglich ist, liegt wahrscheinlich auch daran, dass viele Wähler bereit wären, „weniger Demokratie“ in Kauf zu nehmen, wenn es der politisch-wirtschaftlichen Entwicklung helfe, wie man aus einigen Befragungen erfahren hat müssen. Ich sehe auch darin ein Wiedererstarken des Spießertums als Abwehrhaltung gegen die mühsamen Erfordernisse und Herausforderungen einer freien Gesellschaft, die Partizipation verlangt. Das ist den meisten zu anstrengend. Sie wollen versorgt und betreut werden bzw. ihre Sicherheiten und Sicherungen haben. Wird das versprochen, zahlen sie offenbar fast jeden Preis. Wie weit dieses „fast“ reicht, muss sich herausstellen. Betrachten wir die Entwicklungen in einigen europäischen Ländern, scheint der Rechtsruck wie eine Form der erfolgreichen Refaschistisierung, welche in Kürze noch radikaler rechtsstaatliche Grundsätze außer Kraft setzten wird.

Die Propagandafeldzüge gegen die sogenannte „Lügenpresse“ bzw. generell gegen den unabhängigen bzw. kritischen Journalismus sind nicht nur Randerscheinungen einiger Extremer. Sie sind taktische Manöver in der präzise ausgearbeiteten Strategie des Rechtsumschwungs und des antieuropäischen Kurses in der Betonung des Nationalen.

Ein wesentliches Moment kommt bei all dem hinzu: der Hass. Bliebe es bei Argumenten, könnte man debattieren bzw. sich gesittet auseinandersetzen. Aber es bleibt nicht bei Argumenten. Es regiert ein eigentümlicher Hass, der die sozialen Auseinandersetzungen im Regionalen wie Nationalen und Internationalen bestimmt. Es wird eine Art Kriegsstimmung erzeugt, die fatal an die Geisteshaltungen vor dem Ersten Weltkrieg gemahnt, als das chauvinistische Denken die Vernunft außer Kraft setzte und das Vernichtungswerk des Krieges vorbereitete und dann durchführte. Gewöhnlich sagt man, der Krieg sei „ausgebrochen“. Das ist eine Falschaussage und Irreführung, ähnlich der Sprachunempfindsamen, die den Wikipedia-Eintrag, wie oben erwähnt, schrieben. Kein Krieg brach oder bricht aus wie eine Krankheit. Jeder Krieg wurde und wird gemacht. Dass heute, nach der historischen Erfahrung von zwei Weltkriegen, Krieg wieder als ultima ratio gilt, überall, im Norden wie im Süden, im Westen wie im Osten, beweist nicht nur, dass die meisten nichts aus der Geschichte gelernt haben, sondern dass der Hass, gepaart mit dem dummen Spießertum nur darauf lauert, wieder losschlagen, vernichten zu können. Deshalb ist es wichtig, Spießer und Spießertum nicht einfach hinzunehmen.

Auf einigen Nebenfronten gibt es anscheinend Erfolge. So freuen sich Gender-Aktivistinnen, dass jetzt z.B. in Hannover die Verwaltung auf gendergerechte Sprache umgestellt wird. Dieser Erfolg ist ein Pyrrhussieg, und belegt in meiner Sicht eher die Untauglichkeit gegenwärtiger emanzipatorischer Politik: Während die Rechte es z.B. in Deutschland geschafft hat, dass eine Ärztin oder ein Arzt nicht einmal informieren darf, dass sie oder er Abtreibungen vornehmen, weil dies verbotene Werbung sei, während der Schwangerschaftsabbruch stark bekämpft wird, feiert man Erfolge im Überbau, in der Sprachpolitik. Das ist eine Politik der Täuschung. Sie korrespondiert mit den verbalen Forderungen nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit, welche durch die Rechtslage aber in den meisten Fällen verhindert wird. Ein Abspeiseprogramm. Damit die Rechtsextremen aber nicht in die Lage versetzt werden, ihren Forderungen entsprechende Taten folgen zu lassen (Recht muss der Politik folgen), müsste die Diskrepanz zwischen Anspruch, Forderung und politischer Erfüllung durch Gesetze verringert, wenn nicht aufgehoben werden. Doch DAS scheint niemanden, der die politische Macht hält, zu interessieren. Das Interesse liegt dagegen offensichtlich bei den Spießern und der Erfüllung IHRER politischen Realisierung.

Freitag, 25. Januar 2019

Was in China gelesen wird

Die Menschheit hat eine Chance

Was liest China? Ein Blick auf die chinesische Bestsellerliste.
Wir lesen inzwischen überall auf der Welt zu einem Gutteil dieselben Bücher. Nicht weil wir dazu gezwungen werden, sondern weil wir uns in ihnen als Menschen angesprochen fühlen. 

Donnerstag, 24. Januar 2019

Lesen. Lesen?


Erklärung von 130 Forschern : Zur Zukunft des Lesens

Bildschirme und bedrucktes Papier sind als Lesemedien nicht gleichwertig: Mehr als 130 Leseforscher aus ganz Europa haben eine Erklärung zur Zukunft des Lesens im Zeitalter der Digitalisierung unterzeichnet. 


Mittwoch, 23. Januar 2019

30. Todestag von Salvador Dalí


Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech, ab 1982 Marqués de Púbol (* 11. Mai 1904 in Figueres, Katalonien; † 23. Januar 1989 ebenda), war ein spanischer Maler, Grafiker, Schriftsteller, Bildhauer und Bühnenbildner. Als einer der Hauptvertreter des Surrealismus zählt er zu den bekanntesten Malern des 20. Jahrhunderts. Um das Jahr 1929 hatte Dalí seinen persönlichen Stil und sein Genre gefunden, die Welt des Unbewussten, die in Träumen erscheint. Schmelzende Uhren, Krücken und brennende Giraffen wurden zu Erkennungsmerkmalen in Dalís Malerei. Sein malerisches technisches Können erlaubte es ihm, seine Gemälde in einem altmeisterlichen Stil zu malen, der an den späteren Fotorealismus erinnert.
Dalís häufigste Themen sind außer der Welt des Traumes die des Rausches, des Fiebers und der Religion; oft ist in seinen Gemälden seine Frau Gala dargestellt. Dalís Sympathie für den spanischen Diktator Francisco Franco, sein exzentrisches Verhalten sowie sein Spätwerk führten vielfach zu Kontroversen bei der Bewertung seiner Person und seiner Werke bis in die Gegenwart hinein. 

Abbildung aus Wikipedia




75. Todestag von Edvard Munch


Edvard Munch (* 12. Dezember 1863 in Løten, Hedmark, Norwegen; † 23. Januar 1944 auf Ekely in Oslo) war ein norwegischer Maler und Grafiker des Symbolismus. Neben über 1700 Gemälden fertigte er zahlreiche Grafiken und Zeichnungen an. Munch gilt als Bahnbrecher für die expressionistische Richtung in der Malerei der Moderne. In Deutschland und im übrigen Mitteleuropa genoss er früh den Ruf eines epochemachenden Neuschöpfers. Heute sind seine Eigenart und sein Status auch im übrigen Europa und in der Welt anerkannt. Am bekanntesten sind die Werke Munchs aus den 1890er Jahren, die er im so genannten Lebensfries zusammengefasst hat, darunter Der Schrei. 

Abbildung aus Wikipedia