Aber einerseits war die Stadt geschlossen und der Hafen verboten und damit das Baden unmöglich, und andererseits befanden sie sich in einem ganz besonderen Geisteszustand, in dem sie genau spürten, dass sich etwas verändert hatte, obwohl sie sich im innersten Herzen die überraschenden Ereignisse, die sie trafen, noch nicht eingestanden. Viele hofften indessen, die Seuche werde aufhören und sie und die ihren verschonen. Infolgedessen fühlten sie sich noch zu nichts verpflichtet. Die Pest war für sie bloß ein unangenehmer Besuch, der eines Tages auch wieder fortgehen musste wie er gekommen war. Sie waren erschreckt, aber nicht verzweifelt, und der Zeitpunkt war noch nicht erreicht, da sie in der Pest ihre eigentliche Lebensform erblicken und ihr bisheriges Dasein vergessen würden. Kurz, sie warteten.
Albert Camus: Die Pest
Japan: Fukushima:
Die Sperrzone wurde etwas ausgeweitet. Die ehemaligen Einwohner dürfen nicht mehr dorthin zurückkehren. Sie hausen immer noch in dürftigen Behelfsunterkünften. Während im Norden Japans die Lage äußerst trist ist, prekär, versucht Tokyo die Normalität wiederherzustellen. Im Süden des Landes lebt man ungestört, wie immer.
Die Fernsehsender bemühen sich, das Vergessen leichter zu machen, die Ablenkungen funktionierender. Langsam gewinnt die Täuschung wieder Oberhand.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen