Samstag, 27. September 2014

Lettre International Nr. 106 liegt in der Bibliothek auf




Lettre aktuell Nr. 3/2014 –
Lettre International Nr. 106 / Neue Ausgabe

DAS THEATER ALS EREIGNIS – RÄTSEL DES KORANS – AUFSTAND AM MAJDAN – KUNSTAKTIVISMUS – POESIE UND PILGER



Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, werte Kolleginnen und Kollegen,
heute, am 25. September 2014, erscheint Lettre International Nr. 106. Im Zentrum des Heftes steht die Kunst der Bühne: Theatergeister aufgewacht! Der Philosoph Alain Badiou, der Theaterkritiker Georges Banu, die Schauspieler Jürgen Holtz und Thomas Hodina, der Regiestar Romeo Castellucci, der Komponist und Regisseur Heiner Goebbels, die russische Theaterkritikerin Marina Dawydova, der Theaterautor Marek Kędzierski, die Essayistin Marleen Stoessel, der Regisseur Hans-Jürgen Syberberg und der Dramaturg Frank M. Raddatz über ihre Leidenschaft – das Theater.
Die Schriftstellerin Marci Shore rekonstruiert den Aufstand am Majdan in Kiew. János Háy schlüpft in die Haut eines Assimilierten, Boris Groys analysiert den Kunstaktivismus, Perry Anderson und Suleiman Mourad ergründen Rätsel des Korans und die Dynamik des Islams. Glut unter der Asche bei Hölderlin und Platonow, ein Kalender der Steine, eine Pilgerfahrt, Emigrantenschicksale, die Identität von B. Traven sind weitere Themen. Zudem besuchen wir Südafrika, Brasilien, Indien, Russland und Italien.
Betörende Bühnenbilder aus aktuellen Theater- und Operninszenierungen illustrieren die Texte und erzeugen magische visuelle Momente.
LETTRE INTERNATIONAL 106 – INHALT
IN DER FREMDEDer ungarische Schriftsteller János Háy schlüpft in die Haut eines Assimilierten. Der Assimilierte ist entwurzelt, Eindringling in jenem fremden Land, das ihn zur Anpassung zwingt. Assimilation bedeutet Sprachwechsel, Unsicherheit, Leben ohne Beziehungskapital, Existenzangst, oft Feigheit und Strebertum. Der Assimilierte will nach oben. Alteingesessenen ist er ein Rivale. Er kommt aus dem Nichts und setzt alles auf eine Karte, auf sich selbst. Er wird zum Ehrgeizling, trägt erlittenes Unrecht in sich und will Gerechtigkeit walten lassen, Rache nehmen, erlittenes Leid hinter sich lassen, aufsteigen. Der Assimilierte trägt sein Schicksal unter der Haut.
SCHAUPLATZ UKRAINE
Marci Shores
packende Reportage Entscheidung am Majdan ist nicht weniger als eine Phänomenologie der ukrainischen Revolution. Ihre Porträts verschiedener Protagonisten der Revolte offenbaren die Entschlossenheit, Leidenschaft, Entschiedenheit und Todesbereitschaft der Aufständischen. Hier begehrte nicht eine Generation ödipal gegen die Eltern auf, vielmehr schlossen sich die Älteren ihren Kindern an. Der Majdan war eine Erfahrung von Authentizität: Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen, die Verwirklichung des Selbst, das Erlebnis tiefer Solidarität. Der Majdan – das waren Grenzerfahrungen: Brutalität, Folter, Barrikadenschlachten, Erschießungen. In manchen Augenblicken schien die Revolution verloren. „Die Regierung hatte ein schreckliches Spiegelkabinett aufgebaut. Die Miliz lief in der Arbeitskleidung der Stadtreinigung herum, Berkuteinheiten tobten zusammen mit angeheuerten Kriminellen durch die Straßen, die Geheimdienstler warfen sich eine ukrainische Flagge um und gingen den Majdan auskundschaften, Plünderer gaben sich als rechter Sektor aus. Nichts war so wie es schien.“ Die Menschen überschritten die Grenze ihres gewöhnlichen Selbst. Sie waren bereit, füreinander in den Tod zu gehen. „Die Leute kamen auf den Majdan um sich wieder wie Menschen zu fühlen. Sie entdeckten ihren Idealismus wieder, die Erfahrung der Solidarität veränderte sie zutiefst.“ Die Revolution siegte zwar zuletzt, doch nichts ist garantiert, alle Errungenschaften können wieder verloren gehen. Marci Shores intensive Reportage ist das lebensvolle Porträt einer Generation, die sich selbst übertroffen hat.
THEATERGEISTER AUFGEWACHT!Der inspirierte, vielschichtige Dialog zwischen dem Philosophen Alain Badiou und Nicolas Truong entdeckt das Theater als Ereignis. Das Gespräch kreist um die Wechselspiele von Theater und Philosophie, Text und Körper, Schauspieler und Zuschauer, um die Beziehungen zwischen Theater und Poesie, Theater und Tanz, Film Performance und Video. Ob Tragödie, Komödie, romantisches Drama, naturalistisches, symbolistisches oder episches Theater: Jede Gestalt des Theaters reflektiert politische Zustände, ohne die Menschen auf politische Haltungen zu reduzieren sondern will sie auch immer in ihrer Daseinsfülle ausloten. Badiou: „Das Theater hat notwendigerweise die Form eines Ereignisses: Es hat statt, es geschieht. Das Theater ist die vollständigste aller Künste, weil es den Bezug zwischen Immanenz und Transzendenz vom Gesichtspunkt der Idee aus im Unmittelbaren verhandelt. In diesem Sinne ist das Theater ein Ort des lebendigen Erscheinens der Idee.“
Lear, Volpone, Falstaff, John Gabriel Borkmann, Minetti, Winni, Estragon, Firs, sie gehören zu den Alten, welche die Bühne bevölkern. Der Pariser Theaterkritiker Georges Banu widmet sich diesen Alten auf dem Theater: Alter der Figur, Alter des Schauspielers – angleichen oder Abstand? Wie soll man darauf antworten? Über Charaktere am Rand des Lebens, mit ihrer Ablehnung des Alters, in den Trümmerfeldern der Vergangenheit, lebend unter Überlebenden, mit letzten Wünschen, und inmitten der Verleugnung des Verlusts. Was bleibt, ist die Komplizenschaft mit dem Lebensabend, das Warten am Abgrund, die Anerkennung der Endlichkeit des Menschen: Lear und Familie. Oder: Wie das Alter Sinn bekommen kann.
Der Virtuose der Schauspielkunst Jürgen Holtz erzählt in Wider die Verzwergung Frank M. Raddatz aus seinem Schauspielerleben. Stationen im DDR-Theater, Erfahrungen mit dem Freiraum der Bühne, zermürbende Disziplinierungsmethoden sowie Arbeiten mit Regisseuren wie Adolf Dresen, Ruth Berghaus, B.-K. Tragelehn, Einar Schleef, Heiner Müller, Peter Stein, Claus Peymann oder Robert Wilson. Konkrete Rollenideen entfalten die Innenansichten eines Schauspielers, der sich auf die Meister des Zen beruft, wenn er Gesten und Sätze mit der Präzision eines Bogenschützen ins Dunkel des Zuschauerraums schickt. „Im Grunde geht es um eine Kombination von Denken und Spiel. Denken kann man nur, wenn man frei ist, auf der Bühne und im Zuschauerraum. Wer bedrängt wird, kann nicht frei denken. Um diese Freiheit zu schaffen, will ich die Figur öffnen, und ich öffne sie mit einer Rollenidee. Wenn diese Offenheit herrscht, können die Zuschauer mitdenken. Es geht um diese Offenheit.“
Der Schauspieler Thomas Hodina erzählt in Eine Probe von psychischen Dynamiken eines Theaterensembles. Was schweißt eine Truppe zusammen, welchen Einflüssen ist sie ausgesetzt? Wie wirken Affären, Gerüchte, Intrigen? Wer übt wie Macht aus? Wie stark wirken Loyalität, Solidarität, Ehrgeiz, Eitelkeit und Eifersucht, wie kollidieren sie mit dem Erfolgswillen eines jeden? Wie geht der Schauspieler mit jener Einsamkeit um, die bleibt, wenn Probenintensität und Premierenglanz verfliegen, wenn Maske und Kostüm abgelegt sind? Welche Bedeutung hat der Intendant und welche Macht der Pförtner?
Marleen Stoessel hat das Pariser Théâtre des Bouffes du Nord besucht und Peter Brooks Theaterreisen ins menschliche Gehirn gesehen. Der fast neunzigjährige Maestro versucht, neuropsychologische Forschungsergebnisse auf die Bühne zu bringen. Seine Reisen in die phantastische Landschaft des menschlichen Gehirns mit ihren Hügeln, Tälern und Meeren durchquert die ganze Welt in Nervenbahnen, Synapsen und Verschaltungen. Eine Annäherung an das Rätsel der Schöpfung, ein Staunen vor jenem Krümel Nichts, aus dem ein ganzer Kosmos entsprungen ist. Brooks Spiel mit Kunst und Wissenschaft erinnert an seine Theaterlebensreise durch die Kontinente Shakespeare und Tschechow, durch die Kulturen Europas, Afrikas und Asiens, die seine Regiearbeit genährt haben.
Marek Kędzierski spricht mit einem explosiven und fesselnden Theater- und Opernregisseur: Romeo Castellucci. Hamlet, die Orestie, die Göttliche Komödie, Julius Caeser, Orpheus und Euridike oder Becketts Neither – spektakuläre Inszenierungen haben seinen Ruhm begründet. Ein Universum ungewöhnlicher Bühnenwesen bevölkert Castelluccis Räume. Er arbeitet mit Amateuren, Kindern, Tieren, Maschinen, mit Feuer. Seine Inszenierungen sind Interventionen, Angriffe, Invasionen, Stachel, die die Schutzmechanismen einer Gesellschaft aufbrechen. Die Reaktionen des Publikums sind vehement. Das Gespräch erkundet die Hintergründe seines spektakulären Versuchs, das universale Zeichenrepertoire von Oper und Theater zu erweitern. „Mein Theater ist aus der Malerei geboren. Ich präsentiere Bilder, um sie zu überwinden. Bilder werden durch Bilder bewältigt, Bilder brennen. Ein Ort, an dem Bilder verbrannt werden, das ist das Theater, wie ich es liebe.“
Vom politischen Potential der Schönheit sprach Heiner Müller in einem seiner letzten Interviews. Heiner Goebbels, Komponist und Regisseur, Verfechter eines antirepräsentativen Bildtheaters, greift diesen Gedanken in seinem Dialog mit Frank M. Raddatz auf, um im Kontext eigener Arbeit die Zukunft des polyzentrischen Musiktheaters zu diskutieren. Er kritisiert einen unzeitgemäßen Theaterbegriff. Selbst Künstlern, Malern oder Intellektuellen fehlen aktuelle Seherfahrungen. „Wir sind noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen.“ Gegen das Regietheater postuliert Goebbels Die Utopie der Form und plädiert für eine polyphone Ästhetik, für die Offenheit von Kunsterfahrung und die Ermächtigung des Zuschauers. Nicht Deutungshoheit der Regisseure verhilft der Bühne zu unerwarteter Kreativität, sondern an den Grenzen des Berechenbaren entsteht das Neue. Die Zukunft ist aufs engste mit der Innovationsfähigkeit der Theaterinstitutionen verbunden, die dringend reformiert werden müssen, um beim Theater von morgen nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Das postdramatische Theater ist Konzept und Praxis der Stunde, es ist eine Inszenierungsweise, in der wir nichts von dem finden, woran wir im dramatischen Theater gewöhnt sind: Figürlichkeit, Narration, Sujet, Textorientierung, Geschlossenheit. Das postdramatische Theater folgt vielerlei Logiken. Es ist monologisch, chorisch, visuell, musikalisch, kinematographisch, körperlich und vielgestaltig. Es geht einher mit dem Verlust von Professionalität. Doch für Marina Dawydowa ist etwas anderes noch wichtiger: die Rolle des Zuschauers, die Verbindung von Kunst und Lebenskunst. „Es scheint, als wäre die Unvollkommenheit des postdramatischen Theaters Grundprinzip seiner Existenz. Doch handelt es sich um eine besondere Unvollkommenheit. ... Splitter von menschlichen Emotionen, durchlebten Erfahrungen, Ausrufen, Gedankengängen, unfertigen Geschichten liegen nicht nur einfach ohne Form auf der Bühne, sondern appellieren buchstäblich an die Betrachter: ‘Los, hebt uns auf, dreht uns, bringt uns in irgendeine Ordnung! ’ (...) Dieses Phänomen einer absolut offenen Theaterstruktur schließt das Auftauchen ‘alter Meisterwerke’ aus, läßt deren Verhältnismäßigkeit, Harmonie, Logik, ihre kathartische Wirkung verschwinden und auch den Effekt einer gewissen Abgeschlossenheit. (...) Deshalb kann man das postdramatische Theater nicht fixieren wie eine Gegebenheit. Es ist keine Gegebenheit, sondern eher ein Teil des schwierigen Prozesses, von der Kunst hin zu etwas, das man die ‘Lebenskunst’ nennen könnte."
Der Brechtschüler Hans Jürgen Syberberg erläutert in Sandbüchsenästhetik seine Formexperimente in Film und Theater. Seine strenge Ästhetik erweist sich als aufschlußreiche, wenn auch kaum verortete Station zwischen epischen und postdramatischen Theaterformen. Die Auseinandersetzung mit dem ästhetischen Messianismus, wie er insbesondere der deutschen Tradition eignet, nimmt die Frage nach dem verfemten Pathos auf und spannt den Bogen von Hölderlin und Kleist zu Einar Schleef, Robert Wilson und Heiner Müller.. Syberberg skizziert seinen Weg von Karl May, Ludwig II, Hitler und die Marquise von O.... Seine späten Arbeiten schlagen einen ungewöhnlichen Weg ein, weg von Tragödie und Drama. Der Monolog Die Nacht mit Edith Clever als einziger Schauspielerin läßt das Innere des Menschen zum Schauplatz des Welttheaters werden.
In die Knie geht Georges Banu vor William Shakespeare und legt dem großen Anonymen eine Liebeserklärung zu Füßen: „... Du hast das Leben niemals amputiert, sondern verdichtet, ohne etwas zu verwerfen. Die Könige und Trunkenbolde, die Liebenden und Verräter, keiner fehlt. Sie sind nicht isoliert, sie existieren zusammen, und damit konfrontierst Du uns: daß man zusammenlebt, die Gemeinschaft in ihrer ganzen Vielfalt anerkennt. Du hast die Kunst des Theaters zum höchsten Rang erhoben ... Dieses Theater ist einmal Spiegel der Welt und dann falscher Feuerlärm. Du hast es geliebt und gegeißelt, wie es dies verdient. Du hast nie an eine einzige Wahrheit geglaubt. Alles kann sich in sein Gegenteil verkehren, nichts ist sicher, weder Taten noch Wertungen ... Du hast mich gelehrt, daß das Theater von der Welt ausgeht und in den Traum hinübergleitet ... Du bereitest mir das Glück dieses unermüdlichen Übergangs, der für immer zwischen der verdichteten Welt und dem unwirklichen Traum schwebt ... Dank für ein Theater zwischen Welt und Traum!“
KUNSTAKTIVISMUSKann Kunst als Schauplatz und Medium für politischen Protest und sozialen Aktivismus dienen? Können Kunstaktivisten die Welt verändern und gute Künstler bleiben? Führt Kunstaktivismus als Verbindung von Kunst und Engagement nicht zu einer gefährlichen Ästhetisierung der Politik? Keineswegs, meint Boris Groys, denn „Ästhetisierung“ bedeute, nicht Objekte für Benutzer attraktiver zu machen, sondern sie zu defunktionalisieren, ihre Verwendbarkeit zu sabotieren, das Absurde, Unnütze an ihnen zu enthüllen. Groys skizziert eine Kunst, der es um eine philosophische Metanoia, um eine horizontale Umkehr des Blicks geht und zugleich um Kenosis, um den Verzicht auf ein Fortschreiten zur Vollkommenheit. „Man kann die Welt ästhetisieren und zugleich in ihr handeln. Totale Ästhetisierung blockiert politisches Handeln nicht, sondern erweitert es. Totale Ästhetisierung bedeutet, daß wir unsere Epoche als schon tot, den Status quo als aufgehoben betrachten. Es bedeutet weiter, daß jede Aktion, die auf Stabilisierung des Status quo zielt, letztlich fruchtlos – und jede Aktion, die auf Zerstörung des Status quo zielt, letztlich erfolgreich sein wird. Totale Ästhetisierung eröffnet der politischen Aktion ihren äußersten Horizont ...“
PILGER UND POETEN
Hans Günthers
Essay Revolution und Melancholie folgt den Schaffens- und Leidenswegen zweier Dichter und Außenseiter, Friedrich Hölderlin und Andrei Platonow. In ihren Hauptwerken verarbeiten sie ihre gescheiterten Hoffnungen auf die großen historischen Umwälzungen ihrer Zeit, die französische und die russische Revolution. Ihr Enthusiasmus war erloschen, doch ihr inneres Feuer glomm unter der Asche weiter und suchte sich dichterische Ausdrucksformen.
Farbige Steine, mystische Steine, böse Steine, helfende, duftende, geträumte Steine, heilige Steine, Steine, die von Geistern, Seelen, Gefangenen bewohnt sind, sammelt und verstreut der poetische Essayist Eliot Weinberger. Steine aus der Mystik des 13. Jahrhunderts, aus Gedichten des Himalaya, Steine der Yoruba-Götter, anatolischer Erdgott­heiten und des Candomblé, Steine des Orpheus, Sir Walter Raleighs, der Kabbalisten, Steine von Sitting Bull, Steine aus der Tang-Dynastie und Steine der Jains – sie alle sind ihm „Abglanz der Farbigkeit der Welt und sie alle stecken voller Geheimnisse“: Kalender der Steine.
Aus der geheimnisvollen Truhe literarischer Hinterlassenschaften des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa stammt die Erzählung Der Pilger. Ein glücklicher, wohlbehüteter Mensch wird von tiefer Unruhe und Drang zur Veränderung ergriffen, und so folgt er dem Ruf eines mysteriösen Unbekannten, sich auf den Weg zu machen, auf einen Lebensweg zur Initiation und zur Entschlüsselung existentieller Rätsel. Er verläßt den gesicherten Pfad und folgt einer unbestimmten Sehnsucht, Sinn zu ergründen. Seine immer neuen Aufbrüche führen zu immer neuen schmerzvollen Abschieden von Menschen, Leidenschaften und Liebe. Die mysteriöse und glanzvolle Geschichte eines mephistophelischen Paktes, bei dem der Verführer ein anderer ist als die Kraft, die stets verneint.
Thanássis Valtinós berichtet von Lebensschicksalen, geprägt von Armut, Emigration, Verlust und Bitterkeit. Sein Protagonist ist ein junger griechischer Partisan, der nach heroischem Kampf und Widerstand gegen die Deutschen, aus Armutsgründen gezwungen ist, auszuwandern. Seine zurückgebliebene Familie will er durch Arbeit in New York ernähren. De lebenslange Anstrengung fern der Heimat, das Opfer einer ganzen Lebensspanne führt zu Einsamkeit und schließlich Scheitern. Die Familie zerbricht, das Opfer war vergebens. Die alte Heimat ist verloren, die neue fremd geblieben. Kostas und Marina – ein bitterer Blick auf das Griechenland der 50er und 60er Jahre und die Emigrantenschicksale nach dem Bürgerkrieg.
PHOTOPORTFOLIODie Künstlerin Ayumi Tanaka wurde in Japan geboren und lebt in New York. Hide and Seek heißt die Serie ihrer photographischen Dioramen, in der sie sich künstlerisch auf die Suche nach ihrer verlorenen Zeit begibt. In ihren traumgleichen Landschaften verschmelzen Sehnsuchtsbilder und Schreckensszenerien, skurrile Assoziationen und Wunschphantasien, Albträume und Wunschbilder, Kindheitserinnerungen, Märchenhaftes sowie Filmsequenzen der Gegenwart. Ihre Collagen bringen Bilder aus Familienalben, Scherenschnitte und die Ikonographie des Internets zusammen, ihre photographischen Dioramen sind Ströme des Unbewußten, ein Magma visueller und emotionaler Überlagerungen. Sie lädt uns ein zu einer phantastisch-turbulenten Reise in die Wildheit und Chaotik einer erwachsenen Kindheit.
RÄTSEL DES KORANSGeschockt und ungläubig schaut die westliche Welt auf die Gewaltexplosion im Nahen Osten und den jüngsten Siegeszug des Islamismus. Der Irakkrieg ist gescheitert und der naive Interventionsoptimismus hinsichtlich Libyen und Syrien verflogen. Statt einer Demokratisierung der Religion, erleben wir einen Alptraum epidemischer Gewalt und islamistischen Fanatismus. Vormals säkulare Staatsgebilde desintegrieren sich, Hunderttausende sind auf der Flucht. Wie hängt dies mit dem Glaubenssystem des Islam zusammen? Der Koran ist das heilige Buch einer Offenbarungsreligion und nach dem Dogma des Islam die wörtliche Offenbarung der Gedanken Gottes. Koranforschern stellt sich das heilige Buch als etwas Gewordenes dar, in seiner Verfertigung, den Kämpfen und Einflüssen seiner Entstehungszeit unterworfen. Der in Kalifornien lehrende, libanesische Religionswissenschaftler, Suleiman Mourad, beschreibt in einem tiefschürfenden Gespräch mit dem britischen Historiker Perry Anderson die Entwicklung des Islam, seines heiligen Buches, seines Propheten, seiner Nutznießer, seiner Anhänger. Der Koran entstand zwischen 610 und 632. Als Mohammed starb gab es nur Erinnerungsfragmente an die Lehren des illiteraten Propheten und erst 650 entstand eine kanonische Version auf Betreiben des Kalifen Uthman, der befürchtete, daß divergierende Versionen die Muslime spalten könnten. Wie und warum unterschieden sich die vergleichsweise toleranten Verse von Mekka zwischen 610 und 622 von den kämpferischen Texten aus Medina? Wie wurde Mohammed von einer einfachen religiösen Persönlichkeit zum Propheten und Staatsmann? Wodurch nahm die Aggression gegen andere religiöse Lehren zu? Welche Rolle spielt die Sprache im Koran? Wie entstand die Feindschaft gegenüber Christen und Juden? Welche Bedeutungen kommen Scharia und Sunna zu und wer bestimmt, was Dschihad ist? Welche Rolle spielen die Erfahrungen der Kreuzzüge? Welche Bedeutung hatten das Osmanische Reich oder die Mandatsherrschaft Großbritanniens und Frankreichs nach dessen Ende zu? Welches Gewaltpotential birgt  der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten? Wohin treibt die islamische Welt? Eine Tiefenexploration der Rätsel des Buches.
BRIEFE & KOMMENTAREDie südafrikanische Dichterin Antjie Krog rührt an ein heikles Thema der Entwicklung des Landes nach dem Ende der Apartheid. Vom Traum eines kooperativen harmonischen Zusammenlebens der Weißen, Schwarzen und Mischlinge ist nicht viel geblieben. Die Afrikaaner stehen vor den Trümmern der weißen Gesellschaft. Ihre Lebenswelt zerfällt: ihre Helden wurden als Mörder entlarvt, ihre Sprache mißachtet, ihre Werte desavouiert, ihre Lebensweise bedroht. Es handelt sich um einen Zerfallsprozeß im Endstadium. Die Zukunft der Weißen im mehrheitlich schwarzen Südafrika sieht düster aus. Der „weiße“ Traum von Südafrika ist ausgeträumt.
Der Soziologe Márcio Seligmann-Silva widmet sich seiner Heimat Brasilien. Sein Bild schwankt zwischen dem eines Paradieses auf Erden mit überbordenden Natur und glücklichen, warmherzigen Menschen und dem eines anus mundi, eines Infernos, das von Barbarei, Gewalt und Rechtlosigkeit geprägt ist. Es strahlt Faszination und Furcht aus, vielen gilt es als Land der Zukunft, anderen als hoffnungsloser Fall: eine ungleiche Verteilung von Grund und Boden, Vermögen und Einkommen; gewalttätige Konfliktregelung; Ausbeutung und Zerstörung der Natur; megalomane Bauvorhaben; chronische Ungleichheit, Polizeiwillkür. Doch ist etwas in Bewegung geraten – und bisher marginalisierte Schichten fordern Selbstbestimmung. Ernüchterung nach dem Fußballrausch – Brasilien, Licht und Schatten.
Rätseln um die Identität des Schriftstellers B. Traven geht Wolfgang Bittner nach. War Traven tatsächlich ein illegitimer Sohn von Kaiser Wilhelm II? Oder war er im preußisch-brandenburgischen Schwiebus geboren und hieß Otto Feige? War er identisch mit dem anarchistischen Revolutionär der Münchner Räterepublik, Ret Marut? Hat er das Totenschiff oder den Schatz der Sierra Madre eigentlich selbst geschrieben? Warum hat er so viele Geheimnisse mit ins Grab genommen? Bittner reist durch Mexiko, und recherchiert im Milieu deutscher Emigranten, zumeist Künstler und Intellektuelle, die vor den Nazis nach Chiapas geflüchtet waren. Durch ein Dickicht von Gerüchten und Beschuldigungen, Indiskretionen und Vermutungen versucht Bittner, das Identitätspuzzle zusammenzufügen. B. Traven kam als Ret Marut aus München, aber in Mexiko ließ er den Bayern sterben: B. Traven wurde geboren.
KORRESPONDENZENUrvashi Butalia berichtet von den politischen Umbrüchen in Indien. Nach der Machtübernahme durch die hindufundamentalistische Bharatiya Janata Partei, welche die Wahlen mit großer Mehrheit gewonnen hat, trägt Premierminister Modi eine säkulare, konziliante Rhetorik zur Schau, beginnt jedoch gleichzeitig, wichtige Positionen im Staatsapparat mit Gefolgsleuten zu besetzen. Er attackiert kritische NGOs, beschweigt Gewalt gegen Frauen und fördert rechte Hinduideologen. Die Autorin befürchtet, der Traum von einem säkularen, pluralistischen, multikulturellen Indien könnte bald und für lange Zeit ausgeträumt sein.
Michail Ryklin beschreibt die Atmosphäre in Moskau, welche die Kämpfe und die Kriegsgefahr um die Ukraine ausgelöst haben. „Man hat den Eindruck, als seien die Menschen durchdrungen von der allgegenwärtigen Propaganda, aus der sie einen Teil ihrer Emotionen schöpfen, und als spürten sie andererseits instinktiv, daß etwas Übles auf sie zurollt ...“ Aggressivität, Schimpfen auf Amerika, Verunsicherung und Auswanderungsphantasien, die allgemeine Hysterie erinnert Ryklin an Menschen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ihr Lechzen nach neuen Siegen der russischen Waffen kompensiert ihre Ohnmacht in einem autoritär geführten Staat. Für Ryklin ist dieser Krieg die Quintessenz des Putinismus, eines Regimes, das auf Verhehlen, Geheimhaltung und Desinformation aufgebaut ist und unterschiedliche Ideologien – nationalistische, orthodoxe, imperiale, liberale – zynisch zu eigenen Zwecken einsetzt.
Mangiare italiano!“ Italien wird von einer Welle narzißtischer Selbstvergötterung erfaßt, das Banner der italianitá wird geschwungen. Nicht nur in Werbung und Produktmarketing ist der neue Patriotismus zu spüren, sondern auch in fremdenfeindlichen Stimmungen. Diese richten sich gegen Einwanderer, aber auch gegen Deutschland, das dem Land vermeintlich eine strangulierende Sparpolitik aufzwingt. Italien gilt als eines der homogensten Länder der Welt, doch ist es in sich heterogen. Separatistische Bewegungen in Sizilien, in Südtirol, im Norden waren immer virulent und lange kannte die einfache Bevölkerung nur lokale Dialekte. Der Nationalstaat Italien ist eine Erfindung gebildeter Schichten. Unter der Oberfläche aber schwelt auch heute noch, ganz wie in Katalonien, im Baskenland, in Schottland, in der Südostukraine oder „Padanien“, die Logik der Differenz. Sergio Benvenuto über Hundert Prozent Italienisch.
BÜHNENBILDER, KUNST & PHOTOGRAPHIE kommen von Thomas Aurin, Wonge Bergmann, Lenore Blievernicht, Mario del Curto, Luca del Pia, Leonard Freed, Stephan Glagla, Klaus Grünberg, Josef Koudelka, Theresa Lange, Klaus Lefebvre, Trent Parke, Julia Oschatz, Sonja Rothweiler, Jerome Sessini, Pascal Victor
Wir wünschen Ihnen inspirierende Lektüre und muntere Tänzchen mit unseren Theatergeistern! Hals und Beinbruch!
Mit freundlichen Grüßen,
Lettre International


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Sie sind herzlich willkommen an unserem Stand auf der Frankfurter Buchmesse vom 8. bis 12. Oktober 2014: Halle 4.1, F 7680.


 

Freitag, 26. September 2014

die horen 255

Der Herbst kommt jedes Mal zu früh ...

Jüngere Literatur aus Finnland, Estland und Ungarn

Zusammengestellt von Maximilian Murmann

Bd. 255, 59. Jahrgang

Die neue Ausgabe liegt auf in unserer Bibliothek!


Merkur 785 liegt in der Bibliothek auf

Die jüngste Ausgabe der Deutschen Zeitschrift für europäisches Denken, MERKUR, Nr. 785 / Oktober 2014, liegt in unserer Bibliothek auf.

Peter Turrinis 70. Geburtstag

Peter Turrini (* 26. September 1944 in Sankt Margarethen im Lavanttal) ist ein österreichischer Schriftsteller. Er ist bekannt für seine gesellschaftskritischen und, vor allem in seinen frühen Werken, provokanten Volksstücke.

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Abbildung aus Wikipedia (2013)















Martin Heideggers 125. Geburtstag

Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Philosoph. Er stand in der Tradition der Phänomenologie (vor allem Edmund Husserls), der Lebensphilosophie (besonders Wilhelm Diltheys) sowie der Existenzdeutung Søren Kierkegaards, die er in einer neuen Ontologie überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der abendländischen Philosophie und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.

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Abbildung aus Wikipedia (Willy Pragher, 1960)



Stadt Meßkirch, Festprogramm 125. Geburtstag Martin Heidegger



Meßkirch feiert Geburtstag Heideggers
Südkurier, 20.9.2014

















Donnerstag, 25. September 2014

Handke und die wütenden Gutmenschen

Peter Handke heut heuer im Frühjahr den norwegischen Ibsen-Preis zugesprochen bekommen. Sofort meldeten sich Proteste und ließen für die Verleihungszeremonie Schlimmes erwarten. Nun hat auch in Norwegen das Regime der Unverbesserlichen, der bornierten, selbstgerechten Gutmenschen klargemacht, welche Sichten und Werte gelten:
Handke wurde als Faschist und Nationalsozialist beschimpft.
Dankenswerterweise gab weder die Jury dem Druck nach und blieb bei der Preisverleihung, trotz heftigen Widerstandes und böser Agitation. Auch im ach so demokratischen Königreich Norwegen herrscht eine üble Gesinungskultur, der einie Institutionen noch entgegenstehen und standhalten.


Peter Handke in Oslo Handke gibt Ibsen-Preisgeld zurück
Tagesspiegel, 22.09.2014
Vor der Verleihung des Ibsenpreises in Oslo wurde der österreichische Schriftsteller Peter Handke als Faschist beschimpft. Das Preisgeld will er nun nicht behalten.

Peter Handke Eklat beim Ibsen-Preis in Oslo
In Oslo, wo Peter Handke den hochdotierten Ibsen-Preis entgegennehmen sollte, wurde der Dichter mit Buhrufen empfangen und als Faschist beschimpft. Jetzt hat er seine Pläne mit dem Preisgeld geändert.
Hubert Spiegel, FAZ, 22.9.2014

Handke verzichtet auf Ibsen-Preisgeld
Ungnädig und unwürdig
Aldo Keel, NZZ  22.9.2014

Gerichtstag halten über sich selbst
Eklat Peter Handke bekam am Sonntag unter wüsten Beschimpfungen den Ibsen-Preis verliehen. Seine Rede am Tag danach bekräftigte, dass er die Auszeichnung zurecht erhielt
Thomas Irmer, Freitag, 23.9.2014

Handke in Norwegen Finsteres Land
Thomas Steinfeld, SZ, 25.9.2014


Erich Arendts 30. Todestag

Erich Arendt (* 15. April 1903 in Neuruppin; † 25. September 1984 in Wilhelmshorst) war ein bedeutender deutscher Lyriker und Übersetzer (Pablo Neruda) in der Deutschen Demokratischen Republik.

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Dienstag, 23. September 2014

Sigmund Freuds 75. Todestag

Sigmund Freud (geboren am 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren, damals Kaisertum Österreich, heute tschechisch Príbor, als Sigismund Schlomo Freud; gestorben am 23. September 1939 in London) war ein österreichischer Neurologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker und Religionskritiker. Als Begründer der Psychoanalyse erlangte er weltweite Bekanntheit. Freud gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts; seine Theorien und Methoden werden bis heute viel diskutiert.

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Abbildung aus Wikipedia (Max Halberstadt, 1921)


In unserer DRIESCH-Ausgabe # 19, TRAUER, sind zwei Aufsätze von Freud sowie Essays zu bzw. über Freud und seine Religionskritik.

Die Ausgabe #5 unserer REIHE bringt Freuds Aufsatz "Die Zukunft einer Illusion" zusammen mit der Antwort von Oskar Pfister, "Die Illusion einer Zukunft".


 
 













Freitag, 19. September 2014

Karl Vosslers 65. Todestag

Karl Vossler (* 6. September 1872 in Hohenheim; † 19. September 1949 in München) war ein deutscher Literaturhistoriker, Danteforscher und einer der bedeutendsten Romanisten der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts.

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Donnerstag, 18. September 2014

Sean O’Caseys 50. Todestag

Sean O’Casey (geboren als John Casey, * 30. März 1880 in Dublin, Irland; † 18. September 1964 in Torquay, Vereinigtes Königreich) war ein irischer Dramatiker sowie politischer Aktivist des irischen Freiheitskampfes und des Sozialismus. Seine Darstellungen des Lebens der Armen in Dublin und seine Anti-Kriegs-Dramen machten ihn zu einem bekannten Dramatiker des 20. Jahrhunderts.

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200. Jahrestag des Wiener Kongresses

Der Wiener Kongress vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815 legte in Europa zahlreiche Grenzen neu fest und definierte neue Staaten. Anlass war die Niederlage von Napoleon Bonaparte, der zuvor die politische Landkarte des Kontinentes erheblich verändert hatte.
Unter der Leitung des österreichischen Außenministers Fürst von Metternich berieten politisch bevollmächtigte Vertreter aus rund 200 europäischen Staaten, Herrschaften, Körperschaften und Städten, darunter alle bedeutenden Mächte Europas mit Ausnahme des Osmanischen Reiches. Die führende Rolle spielten die fünf Großmächte Russisches Kaiserreich, Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, Kaisertum Österreich, Königreich Preußen und die wiederhergestellte französische Monarchie sowie der Kirchenstaat. Die deutschen Probleme wurden angesichts ihres Umfangs von den übrigen europäischen Angelegenheiten getrennt besprochen.

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Mittwoch, 17. September 2014

Karl Poppers 20. Todestag

Sir Karl Raimund Popper CH (* 28. Juli 1902 in Wien; † 17. September 1994 in London) war ein österreichisch-britischer Philosoph, der mit seinen Arbeiten zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, zur Sozial- und Geschichtsphilosophie sowie zur politischen Philosophie den kritischen Rationalismus begründete.

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Montag, 15. September 2014

Das Verschwinden des Wissens

Gastkommentar zur Bildung
Das Verschwinden des Wissens
Konrad Paul Liessmann, Philosphieprofessor
NZZ, 15.9.2014

Will Quadfliegs 100. Geburtstag

Will Quadflieg (* 15. September 1914 in Oberhausen; † 27. November 2003 in Osterholz-Scharmbeck; eigentlich Friedrich Wilhelm Quadflieg) war ein bedeutender deutscher Theaterschauspieler. Er spielte von 1952 bis 1959 den Jedermann bei den Salzburger Festspielen.

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Will Quadflieg in "Zeugen des Jahrhunderts"
im Gespräch mit Karl Löbl

Wie sind Wörter im Gehirn gespeichert?

Die Bibliothek in meinem Kopf

Fragt man Erwachsene, was ihnen zu „Hund“ einfällt, sagen die meisten „Katze“. Warum das so ist und wie genau Informationen in unserem Gedächtnis angeordnet sind, wollen Psychologen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen herausfinden. Dafür beteiligen sie sich an dem internationalen Projekt „Small World of Words“ der Katholischen Universität (KU) Leuven.

Ein Erwachsener kennt im Schnitt rund 40.000 Wörter. Diese sind in unserem Gedächtnis, in einem individuellen, mentalen Lexikon hinterlegt und miteinander verknüpft. Bildlich kann man sich das auch wie eine Bibliothek im Gehirn vorstellen, in der die eigenen Bücher nach einem bestimmten Prinzip geordnet sind. Die Wissenschaftler wollen nun herausfinden, wie diese Durchschnitts-Bibliothek aufgebaut ist und, ob es Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Erwachsenen gibt.

Mit Hilfe eines onlinebasierten Wortassoziationsspiels möchten sie deshalb das mentale Lexikon von Menschen jeden Alters im deutschsprachigen Raum erfassen. In dem Spiel geht es darum, die ersten drei Assoziationen anzugeben, die einem zu insgesamt 18 Begriffen einfallen. So zum Beispiel zu Begriffen, wie „Hund“, „Gewitter“ oder „demokratisch“. Das Assoziationsspiel zeigt, wie nah oder fern Wörter im Gedächtnis abgespeichert sind und verrät somit die Anordnung der Bücher in der eigenen Bibliothek.

„Die Struktur des individuellen Lexikons im Gehirn wird durch unsere Erfahrungen bestimmt. Erleben wir, dass bestimmte Dinge in unserer Umwelt oft zusammen auftreten und eine ähnliche Bedeutung haben, dann ordnen wir diese einander zu. Da aber Menschen verschiedene und altersbedingt unterschiedlich viele Erfahrungen gemacht haben, sind sich die mentalen Lexika zwar sehr ähnlich, aber nicht identisch“, sagt Dirk Wulff, Wissenschaftler am Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“ des Max- Planck-Instituts für Bildungsforschung. Mit der Studie möchten die Forscher deshalb möglichst viele Daten sammeln, um ein möglichst genaues Bild von einem Durchschnitts-Lexikon erstellen zu können.

Das Assoziationsspiel ist Teil des internationalen Projektes „Small World of Words“, welches von der Katholischen Universität Leuven geleitet wird.
Das Projekt läuft bereits erfolgreich in den Sprachen Niederländisch, Kantonesisch, Französisch, Vietnamesisch, Japanisch und Spanisch.
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Universität Tübingen setzen es nun im deutschsprachigen Raum um.
Übergreifendes Ziel ist es, herauszufinden wie Begriffe in unserem Gedächtnis angeordnet und miteinander verknüpft sind – sprachen- und altersübergreifend.

„Wir hoffen, dass die Erkenntnisse aus unserer Studie dazu beitragen, besser zu verstehen, was im Gedächtnis von jüngeren und älteren Erwachsenen passiert und warum es passiert“, sagt Dirk Wulff. „Dies ist beispielsweise auch für das Verständnis von Demenzerkrankungen relevant.
Mit akkuraten mentalen Lexika können wir simulieren, wie Demenzerkrankungen die Suche nach bestimmten Inhalten in unserem Gedächtnis beeinflussen.“

Verraten auch Sie Ihre Assoziationen und unterstützen Sie damit das Projekt „Small World of Words“ unter: www.smallworldofwords.com/de/

Hintergrundinformationen
Die Studie „Small World of Words“ wurde im Jahr 2003 als Projekt an der KU Leuven (Belgien) gestartet. Über fünf Millionen Assoziationen in niederländischer Sprache konnten mit Hilfe des Wortspiels gewonnen werden.
Seither ist die Studie in fünf weiteren Sprachen angelaufen. Um das innere Lexikon richtig abbilden zu können, braucht es etwa 240.000 Probanden pro Sprache, weshalb die Studie auf mehrere Jahre angelegt ist. Für die Studie in deutscher Sprache sind das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und die Universität Tübingen verantwortlich.

Sonntag, 14. September 2014

Kate Milletts 80th Birthday

Katherine Murray Millett, commonly known as Kate Millett (born September 14, 1934), is an American feminist writer, artist and activist. A seminal influence on second-wave feminism, Millett is perhaps best known for her 1970 book Sexual Politics, which was her doctoral dissertation at Columbia University, prior to that she attended Oxford University and was the first American woman to be awarded a postgraduate degree with first-class honors by St. Hilda's. She has been an educator, artist, activist and a writer. Her books were motivated by her activism for woman's rights and mental health reform and several were autobiographical memoirs.

Wikpedia






 




Samstag, 13. September 2014

Tackling the reading gap

Overworked teachers and dumbed-down libraries are behind Britain's shocking literacy levels.
Joanna Williams, SPIKED, 12 Sept. 2014

Interesting article with links to some documents and reports.

Also of interest:

Kathryn Ecclestone and Dennis Hayes: The dangerous rise of therapeutic education

Kathryn Ecclestone is professor of post-compulsory education and Dennis Hayes is a visiting professor in the Westminster Institute of Education at Oxford Brookes University, England. 
The Dangerous Rise of Therapeutic Education, published by Routledge.
Spiked 2008

Donnerstag, 11. September 2014

Was wissen Lehrer über Leseförderung?

Die Lesekompetenz deutscher Schüler soll gestärkt werden, darüber herrscht Konsens. Beim Wissen um Methoden zur Leseförderung gibt es zwischen universitärer Theoriebildung und schulischer Praxis jedoch deutliche Unterschiede. Das hat der Frankfurter Deutschdidaktiker Daniel Scherf in seiner Dissertation herausgefunden. Die Arbeit wurde nun mit dem Förderpreis Deutschdidaktik ausgezeichnet.

Spätestens seit den ersten PISA-Ergebnissen ist bekannt: Die Lesekompetenz deutscher Schüler lässt zu wünschen übrig. Doch was tun Lehrer, damit Mädchen und Jungen zu kundigen Lesern werden? Denn auch in der digitalisierten Welt ist das geistige Verarbeiten von Geschriebenem nach wie vor Schlüsselkompetenz Nummer 1. Der Frankfurter Deutschdidaktiker Daniel Scherf hat untersucht, auf welches Wissen Lehrer im Leseförder-Unterricht zurückgreifen. Seine Erkenntnis: Zwischen universitärer Theoriebildung und schulischer Praxis bestehen deutliche Unterschiede. Scherfs Arbeit wurde jetzt in Basel mit dem Förderpreis Deutschdidaktik ausgezeichnet.

Klassenbibliothek und Lesekisten gehören schon seit den 80er Jahren zur Grundausstattung an Schulen – als Hilfsmittel, um Kinder zum Lesen zu motivieren. Nach PISA habe sich dann das, was unter Leseförderung verstanden wird, geändert, sagt Dr. Daniel Scherf, der derzeit als abgeordneter Gymnasiallehrer am Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik an der Goethe-Universität Frankfurt arbeitet. Man habe erkannt, dass es weniger um die Animation zum Lesen gehen müsse als vielmehr auch darum, die Ausdauer beim Lesen sowie das ‚Lesen-Können’ zu fördern.

„Leseförderung ist etwas anderes bzw. mehr als  nur das Schaffen von schönen Lesegelegenheiten“, so Scherf. Nach Auffassung der universitären Deutschdidaktik muss die richtige Fördermethode je nach Schüler individuell gewählt werden. Wenn ein Schüler z. B. einen Text nicht versteht, muss er Strategien an die Hand bekommen, wie er die Lektüre in den Griff bekommen kann.

Was wissen Lehrer nun bezüglich Leseförderung? – mit dieser Frage hat sich Daniel Scherf in seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Leseförderung aus Lehrersicht“ befasst, die nun prämiert wurde. Dafür hat er an hessischen Gesamtschulen 24 Einzelinterviews mit Lehrern geführt sowie fünf Gruppengespräche mit Teilkollegien. Er wollte hiermit u. a. herausfinden, wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse in der schulischen Realität wahrgenommen und umgesetzt werden. Dabei habe er nicht nur Kenntnisse über bestimmte Leseförderkonzepte abgefragt, sondern auch Kenntnisse, die aus dem nichtwissenschaftlichen Bereich stammen oder die sich aus persönlichen Erfahrungen herleiten. Gerade in Gruppengesprächen sei deutlich geworden, dass Lehrer bestimmte Konzepte wie das Lesestrategietraining oft zwar kennen, es jedoch aus einem Bauchgefühl heraus ablehnten. Auch der Einfluss des schulischen Umfelds sei hier besonders deutlich geworden.

Aus dem gesammelten Material habe er das Lehrerwissen zum Thema Leseförderung dann extrapoliert und sei zu überraschenden Ergebnissen gekommen. So gehe die Deutschdidaktik zum Beispiel davon aus, dass Leseförderung fächerübergreifend stattfinden müsse. Nach Scherf habe Leseförderung aber just dort besonders gut funktioniert, wo sich vor allem die Deutschlehrer dafür zuständig fühlen. „Insofern ist das Konzept der Fachdidaktik, Leseförderung fächerübergreifend zu denken, zwar theoretisch nachvollziehbar, in seiner schulischen Wirkung jedoch fragwürdig“, so Scherf.
Die Lehrer selbst will Scherf nicht kritisieren. Insgesamt habe er festgestellt, dass an Schulen sehr viel über das Thema nachgedacht werde.

Bei vielen Lehrern resultiere das Wissen um Leseförderung jedoch aus der Unterrichtserfahrung, aus dem Umgang mit eigenen Kindern und vielen anderen Dingen. „Das ist alles andere als Fachwissen“, sagt Scherf. Einen wissenschaftlichen Hintergrund halte er jedoch für sehr wichtig. Manche Methoden, die Kinder zum Lesen animieren sollten, wirkten nur auf leseaffine Schüler positiv. Je nach Begleitung durch den Lehrer könnten z.B. Vielleseverfahren wie „Antolin“ leseschwache Schüler insofern sogar in der Annahme bestärken, Lesen sei „nur etwas für die anderen“.

Daniel Scherf wurde in Augsburg bei Professor Dr. Klaus Maiwald promoviert und forscht seit einem Jahr am Lehrstuhl von Cornelia Rosebrock im Bereich der fachdidaktischen Leseforschung. Beim Symposion Deutschdidaktik, das von 7. Bis 11. September unter internationaler Beteiligung in Basel stattfindet, hat er den Förderpreis Deutschdidaktik erhalten.

Informationen: Dr. Daniel Scherf, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Goethe-Universität Frankfurt, Tel: 069 798-32554, E-Mail:
Scherf@em.uni-frankfurt.de

Sonntag, 7. September 2014

I. A. Richards' 35. Todestag

Ivor Armstrong Richards (26 February 1893 – 7 September 1979) was an influential English literary critic and rhetorician. He was educated at Magdalene College, Cambridge[1] where his love of English was nurtured by the scholar 'Cabby' Spence. His books, especially The Meaning of Meaning, Principles of Literary Criticism, Practical Criticism, and The Philosophy of Rhetoric, proved to be founding influences for the New Criticism. The concept of 'practical criticism' led in time to the practices of close reading, what is often thought of as the beginning of modern literary criticism. Richards is regularly considered one of the founders of the contemporary study of literature in English.

Wikipedia

Freitag, 5. September 2014

7. Wildauer Bibliothekssymposium am 9. und 10. September 2014 an der Technischen Hochschule Wildau

Unter dem neuen Titel „Innovation & RFID“ veranstaltet die Technische Hochschule Wildau am 9. und 10. September 2014 das 7. Wildauer Bibliothekssymposium.

Im Mittelpunkt stehen technologische Neuerungen und zukunftsorientierte Managementlösungen im Bibliothekswesen und in angrenzenden Fachgebieten. Einen besonderen Fokus bildet dabei die Prozess- und Datensicherheit.

Das Symposium im Hörsaalzentrum (Halle 17, Raum 0021) wendet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bibliotheken, Vertreter von Anbieter- Industriebereichen und Dienstleistern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Verlagen und Archiven. Neben dem Kernthema „Anwendung von RFID-Lösungen im Bibliothekswesen“ geht es unter anderem auch um Fragen der Nutzung des 3D-Drucks für die Forschung und Entwicklung, neue Trends im Handel und LED-Lichttechnik in öffentlichen Gebäuden. Dies zeigt, welch hohen Stellenwert Bibliotheken heute für den innovativen Wissenstransfer haben.

Die TH Wildau wird das Symposium wieder nutzen, um neue wissenschaftliche Ergebnisse aus ihren Lehr- und Forschungsbereichen RFID/AutoID und Angewandte Informatik/Telematik sowie aus dem Kompetenzzentrum für Sichere Objektidentität und -authentizität vorzustellen.

„Innovation und modernste Technik in akademischer Lehre und Forschung sind die Markenzeichen unserer Hochschule“, betont TH-Präsident Prof. Dr.
László Ungvári. „Mit der Öffnung des Themenspektrums des Bibliothekssymposiums auf Innovation und moderne digitale Technologien wird die Veranstaltungsreihe – davon bin ich überzeugt – zukünftig noch erfolgreicher sein und weitere neue Interessengruppen erschließen.“

Alle Informationen unter www.bibliothekssymposium.de

Donnerstag, 4. September 2014

Georges Simenons 25. Todestag

Georges Joseph Christian Simenon (* 12. Februar 1903[1] in Lüttich; † 4. September 1989 in Lausanne) war ein belgischer Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem als Autor von insgesamt 75 Kriminalromanen um die Figur des Kommissars Maigret. Daneben verfasste Simenon über 100 weitere Romane und 150 Erzählungen unter seinem Namen sowie knapp 200 Groschenromane und mehr als 1000 Kurzgeschichten unter verschiedenen Pseudonymen. Er schrieb in französischer Sprache und verwendete bis zum Erfolg unter eigenem Namen hauptsächlich das Pseudonym Georges Sim.

Wikipedia

Abbildung aus Wikipedia (Erling Mandelmann, 1963)


 




Mittwoch, 3. September 2014


Jonas Mekas   Im WaldEugene Ostashevsky   Der Pirat, der von Piden Wert nicht kennt

Esther Kinsky   Kurortne Oktober 13Aufzeichnungen von der kalten Krim
Serhij Zhadan   Schuß- und StichwaffenSongs und Gedichte

AN VERLASSENEN STÄTTEN
Die inoffizielle Literatur in Leningrad 1960–1980Zusammengestellt von Olga Martynovaund Oleg Jurjew
Mit Beiträgen von Leonid Aronson, Elke Erb,
Matthias Göritz, Oleg Grigorjew, Michail Jerjomin,
Daniel Jurjew, Oleg Jurjew, Victor Kriwulin,
Olga Martynova, Alexander Mironow, Jelena Schwarz,
Sergej Stratanowskij, Peter Urban, Anja Utler
und Jan Wagner


Steffen Popp   Nachdenken über Uwe Greßmannbeim Wiederlesen seiner GedichteAdolf Endler   Information über Uwe GreßmannUwe Greßmann   An den Wald   Gedichte

AUTOREN

David Albahari / Žarko Radakovic   Das Buch über MusikZwei Serben, der eine in Calgary, der andere in Köln,
korrespondieren über Musik
Mit einer Vorbemerkung über „Supersymmetrie“von Marjan Cakarevic

Das jüngste SCHREIBHEFT liegt in unsrer Bibliothek auf.