Actionfilm: Wie wirksam sind Programme, die die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Schulen fördern? In einer Woche startet erstmals in Deutschland der kulturpolitische Weltkongress. Dabei geht es auch um die Rolle von Künsten und Kultur im Leben von Kindern und Jugendlichen. Wie wirksam Programme wie „Kulturagenten für Kreative Schulen“ sind und was in solchen Programmen passiert, untersuchen Wissenschaftler des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim. Oft hakt es an mangelnder Kommunikation zwischen Kultureinrichtung und Schule – die „Kulturagenten"
sollen hier Brücken schlagen, so der Anspruch.
Die Schule soll es lösen, sie soll die Schlüsselrolle übernehmen, damit Kunst zum Bestandteil im Alltag von Kindern und Jugendlichen werden kann – unabhängig von sozialer oder kultureller Herkunft. Schließlich gehen alle Kinder in die Schule, hier stößt man auf Vielfalt. Doch kulturelle Bildung kommt an vielen Schulen zu kurz, so die Kritik. Deshalb fördern Stiftungen das Programm „Kulturagenten für Kreative Schulen“. Wie wirksam solche Programme sind, untersuchen Wissenschaftler des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim.
Dr. Tobias Fink, Dr. Doreen Götzky, Thomas Renz und Prof. Dr. Wolfgang Schneider –– gehen seit Mitte 2013 der Frage nach, was in solchen Kooperationen zwischen Kultureinrichtungen und Schule passiert und wer mit wem zusammenarbeitet. Dabei untersuchen sie das bundesweit größte Modellprogramm zum Thema kulturelle Bildung.
Seit 2011 sollen mit dem Programm der Bundeskulturstiftung und der Stiftung Mercator langfristige Kooperationen zwischen Künstlern und Kultureinrichtungen sowie 138 Schulen in Baden-Württemberg, Nordrhein- Westfalen, Berlin, Hamburg und Thüringen aufgebaut werden. Dabei kommen 46 Kulturagenten zum Einsatz, die die Zusammenarbeit jeweils über einen Zeitraum von vier Jahren begleiten.
Die Hildesheimer Forscher untersuchen nun die Wirkung und Qualität dieser Kooperationen. „Wir wollen herausfinden, ob und was in der Zusammenarbeit zwischen freien Künstlern, Kulturinstitutionen, Schulen und Ehrenamtlichen gelingt – und welche Faktoren Kooperationen behindern“, sagt Tobias Fink.
So hakt es oft an mangelnder Kommunikation zwischen Kultureinrichtung und Schule – die Kulturagenten sollen hier Abhilfe leisten und Brücken schlagen, so der Anspruch.
In Hamburg erzählen Schüler in einem Theaterstück eine Geschichte über Flucht und Vertreibung, ein Filmemacher wird zum Agenten und dreht mit Jugendlichen einen Actionfilm. Absolventen des Hildesheimer Studiengangs „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ sind beteiligt, etwa Carolin Berendts, die in Deutschland und Frankreich Kulturvermittlung studierte und sich mit Berliner Schülern und Lehrerkollegien aus drei Gemeinschaftsschulen im Bezirk Treptow-Köpenick literarisch Anna Seghers näherte, die Verlagswelt erkundete und mit einer Fotografin großformatige
Portrait- und Bewegungsaufnahmen erstellte. Oder Katja Bernhardt, die nach dem Studium drei Jahre am Goethe-Institut in Russland und Kasachstan tätig war, dann Jugendtheatergruppen leitete und sich damit befasst, wie Kinder durch Theaterspielen „spielend Sprache lernen“. Als Kulturagentin initiierte sie an thüringischen Schulen, dass Neuntklässler unter Anleitung von Erfurter Poetry Slammern literarische Texte produzieren und präsentierten und Zehntklässler sich in Theaterszenen und Improvisationen mit Krisen und Chancen befassen.
Erste Untersuchungen des Forscherteams zeigen: Die Kulturagenten können eigenständig ihr Arbeitsfeld gestalten und dieses sehr unterschiedlich ausfüllen, was auch Einfluss auf die entstehenden Kooperationen hat. Ab Herbst untersuchen die Hildesheimer Forscher deshalb in Fallstudien die Arbeit der Agenten vor Ort. Dabei wollen sie herausfinden, welche verschiedenen Kooperationsformen im Programm existieren: Wie oft mit einem Partner zusammengearbeitet, ob die Projekte gemeinschaftlich, „maßgeschneidert“ zwischen Schule und Kulturinstitution entwickelt oder ob meist Angebote genutzt werden, die sowieso schon in den Kultureinrichtungen vorhanden sind und wie nachhaltig entstandene Kooperation sind. Der abschließende Forschungsbericht soll im Frühjahr
2016 vorliegen. Die dreijährige Begleitforschung wird in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes durchgeführt.
Info: Kulturpolitischer Weltkongress:
Die größte Konferenz für kulturpolitische Forschung macht nach Montreal, Istanbul und Barcelona erstmals in Deutschland Station: Vom 9. bis 12.
September 2014 richtet die Universität Hildesheim auf dem Kulturcampus, einer mittelalterlichen 650 Jahre alten Burganlage, den Weltkongress
iccpr2014 aus. Am 12. und 13. September wird der Kongress in Berlin fortgeführt. 400 Experten aus rund 60 Ländern werden erwartet. In 200 Vorträgen diskutieren sie über Kulturpolitik in Transformationsprozessen, kulturelle Bildung und Partizipation. Die Forscher befassen sich mit der Rolle von Kultur in politischen Umbrüchen, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, damit Künstler gesellschaftliche Wirkung erzielen können, wie Künste in den Lebenswegen von Kindern und Jugendlichen einen Platz und wer Museen, Theater und Kultureinrichtungen besucht (Kulturnutzerstudien).
Programm des Weltkongresses und alle Abstracts online als PDF:
Kulturvermittlung studieren:
An der Universität Hildesheim ist mit dem Institut für Kulturpolitik ein Zentrum für kulturpolitische Forschung entstanden. In einem Masterstudiengang „Kulturvermittlung“ bildet die Universität Fachleute aus, die eigene künstlerische Praxis mit wissenschaftlichen Kenntnissen in Kulturmanagement, Kulturpolitik und Kultureller Bildung verbinden.
www.uni-hildesheim.de/kulturcampus
Wohin haben denn die tausenden von Vorträgen in Montreal, Istanbul und Barcelona geführt? Zu besserer Kooperation? Was dürfen wir aus Spanien und Katalonien lernen, wo die Kooperation zwischen den Katalanen und Spaniards sehr schwierig ist? Was aus der Türkei, das sich immer extremer einer Islamisierung hingibt und - nicht zu vergessen - in Zypern weiter kolonialisiert? Was sagen in diesen Ländern gestiegene Besucherzahlen von renommierten Kultureinrichtungen? Dass ein Austausch stattfindet?
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