Haimo L. Handl
Aberglaube
In festgesetzten Intervallen wiederholen Gläubige und
Ungläubige religiöse oder religiös basierte Rituale. Viele davon purer
Aberglaube, etliche frauenfeindlich und Zeugnis einer Kultur, als die
Leibeigenen, das Gesinde, die Mägde und Knechte unfrei hausten, aber innerhalb
ihrer Kaste, einer ohne Personalrechte, die Frauen notorisch tieferstellten,
ausbeuteten, wie Dreck behandelten.
Es scheint, die ungebildete Mehrheit ist nicht nur
widersprüchlich hinsichtlich aufgeklärter Bildung und einem religiösen Kompromiss,
sondern tief verwurzelt im heidnischen Aberglauben. Das betrifft nicht nur
Esoteriker, sondern die Mehrheit der Bevölkerung bei uns und in den
Nachbarstaaten. Der Aberglaube betrifft vor allem die Überzeugung von der
Existenz von Geistern, die man gütig stimmen muss, denen man opfert bzw. die
ausgetrieben werden müssen in einem einfachen Exorzismus. Nicht nur am Land,
dort aber vermehrt, räuchern die Ängstlichen Räume, Wohnungen, Häuser aus, auch
Ställe, um böse Geister zu vertreiben.
In den alpinen Ländern werden Bergfeuer entfacht und
vielerorts Hexen verbrannt. Man muss froh sein, dass den Verblendeten Puppen
ausreichen und sie nicht wirklich Menschenopfer darbringen, wie es der alte
Kult eigentlich will. Es ist, als ob die Landkultur eher die Dummheit, das
Dumpfbackene fördert, erst recht, wenn man damit Tourismusprogramme speisen
kann, dass die verblödeten Städter „a Gaudi“ haben. Das läuft dann unter
Brauchtumspflege, als ob alte Bräuche allein schon wegen ihres Alters
bewahrenswert wären.
Stimmte das, müsste man die Weiber als Entrechtete wieder an
Ketten oder Leinen legen, sie peinigend niederhalten und vergewaltigen, was
zwar im Fasching vielerorts geschieht, aber nicht so propagiert wird, weil das
dann doch den profitablen Tourismus störte. Und wer von den Mannsbildern dürfte
sich frei bewegen? Fast niemand, jedenfalls niemand aus dem gemeinen Volk.
Vielleicht wäre das eine Lehre, ein eindrücklicher Unterricht, wenn man sie
peitschte und trieb wie Vieh, wenn die Schergen der Herren sie wie Tiere
behandelten. Unsere Machos vergessen, dass sie eine falsche Rolle einnehmen.
Vielleicht wäre ein „praktischer“ Historienunterricht heilsam?
Warum kleben Leute an Riten und Praxen der Unterdrückung,
Hatz und Folter und elender Ausbeutung? Weil sie gerne Herren, Befehlende,
Missbrauchende wären? Es ist ähnlich wie bei den Kriegsspielen, wenn
Gegenwartsmenschen behaupten, sie stellten Schlachten nach zwecks historischer
Verdeutlichung, als ob man diese in solcher Form brauchte. Nein, es ist eine alte
Kriegslüsternheit, ein Hang nach Gewalt, nach Sprengen der gewohnten Ordnung.
Eigentlich ist es der Wunsch nach Krieg, der die Gesetzte außer Kraft setzt und
eigene diktiert. Es ist der immense Druck, der keine Reflexion erlaubt, kein
Nachdenken. Der Zustand, wo Folgschaft und direkte Tat, action pure, angesagt
sind, wo Untaten und Barbarei nicht nur legitimiert, sondern befohlen sind, wo
die Täter im Voraus schon entlastet, unschuldig sind.
Auch die jährlich stereotyp geäußerten Absichtserklärungen
fürs Neue Jahr beweisen einerseits eine hohe Vergesslichkeit, andererseits eine
starke Resistenz gegen Lügen oder Täuschungen. Aber, gesellschaftlich allgemein
als Ritual vollzogen, scheint alles gerechtfertigt und sozial. Zudem hilft’s
dem Geschäft.
In diesem Sinne, machen Sie’s gut im Neuen Jahr.
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