Dienstag, 31. Oktober 2017

Against the universal library

New Left Review 107, September-October 2017

rebecca lossin

AGAINST THE UNIVERSAL LIBRARY

In 2004, I decided to become a librarian. I did so because I love reading and I needed to make a living in a fashion that would not, or so I hoped, leave me feeling alienated and depressed. In particular, I love reading books. Often long and dedicated to a single idea, argument or story, books are also incredibly durable. They can survive coffee spills, the interior of my over-stuffed handbag, and if my niece pulls them off the table, I am not faced with a small financial crisis. The best thing about a printed book, however, is what it does not do. I cannot use it to watch television or check my email. My mother will never call me on it. My boss will never use it to interrupt me. In an age of constant media distractions, having a single object dedicated to a single activity—reading—is increasingly important. If nothing else, books that cannot be searched by keyword remind us that good ideas are not always efficiently come by—that learning takes time.

Freitag, 27. Oktober 2017

Könnerschaft


Kürzlich sah und hörte ich mir eine ältere Aufzeichnung des alpha Forums an aus dem Jahr 2004: ein Gespräch mit Joachim Kaiser, dem berühmten und sehr bekannten Musik- und Theaterkritiker, der am 11. Mai dieses Jahres in München 89jährig verstarb.

Was für ein Genuss, welche Freude, einen so gescheiten Menschen hören zu können! Er schwätzt nicht, er opfert nicht billig einer möglichen Pointe oder dem Quotengag, er passt sich nicht duckerisch der reduzierten Sprache der Mehrheit des Publikums an, die, ungebildet, verwöhnt und verblödet zugleich, immer dort abgeholt werden will, wo sie ist, nämlich in der geistigen Gosse, immer nervös, hektisch, unbedacht, ungeduldig, auf möglischt sofortige Befriedigung ihrer dumpfen Gelüste aus, im Dauerkonsum schwimmend und absaufend.

An ihm lässt sich die wachsende Kluft ablesen, die jene kleine, kleine Minderheit und die wachsende Mehrheit der Eingepassten, Angepassten, Verwalteten trennt. So wird ein Gespräch unfreiwillig auch zum Dokument einer Sorge und eines Schmerzes.

Hören Sie selbst:

 

Samstag, 21. Oktober 2017

The dying libraries are converted into wellness zones

"In America, as my university suffered a loss of funding over the years, it was the library that took the worst hit. There was a proposal to charge a fee to use it, in order to help it keep up standards; jobs were cut; hours of operation were reduced. Libraries have closed by the hundreds across the UK, and the US isn’t far behind. But it is not only financial aid our libraries are losing; we are forgetting their literary merit, too."

"Our literary institutions have come to serve an array of purposes that go beyond books. Their foundation is slowly starting to crack. These places can be personal havens for a lot of reasons, but it is through the discovery of reading material, the creation of ideas and the exchange of thought that libraries gain their true value. With the development of digital books and the constant need to make everything more fun, the enjoyment of words on paper has become a lonely and isolated pastime."

Libraries are losing their literary value

They risk becoming hangouts rather than places of discovery.




Mittwoch, 18. Oktober 2017

240. Geburtstag von Heinrich von Kleist

Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist (* 10. [nach eigener Angabe] oder 18. Oktober 1777 [laut Kirchenbuch] in Frankfurt (Oder); † 21. November 1811 am Stolper Loch, heute Kleiner Wannsee [Berlin]) war ein deutscher Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist.
Wikipedia
Abbildung aus Wikipedia




Dienstag, 17. Oktober 2017

Das Erstaunen

 

("Das Erstaunen", Haimo L. Handl, 2011, mit Amina El Rachidi)


Haimo L. Handl
 
Das Erstaunen

Damals, damals waren die Schatten länger geworden.
Und ich erinnerte mich.
Noch früher, da war der Abyssus,
in den ich blickte und plötzlich klar erkannte,
was ich nicht sehen wollte,
was mich dennoch trieb es anzusehen und zu schauen
und zugleich zu wissen.
Ich konnte es kaum aushalten.
Ich wollte es nicht für mich behalten,
aber ich brachte kein Wort hervor,
ich blieb stumm, stumm.
Es war wie ein Blick in die andere Welt,
in einen fremden Spiegel.


Montag, 16. Oktober 2017

Die Verschmutzung des Geistes



„Die Verschmutzung des Geistes durch Bilder, die Ableitungen der Wissenschaft sind, findet ihre Analogie in der Verschmutzung der natürlichen Umwelt durch die aus eben jener Wissenschaft abgeleitete Technik. So gab beispielsweise „the survival oft he fittest“ in seiner vulgarisierten Form den Anstoß zum brutalen Naturalismus in der Literatur, erzeugte jedoch auch ein allgemeines Klima, in dem die Idee der Liquidierung von Millionen menschlicher Wesen zwecks angeblicher Sozialhygiene entstehen konnte. Zugleich schuf die Wissenschaft die technischen Voraussetzungen für den Genozid, so wie sie ein wenig früher, während des Krieges in den Schützengräben der Jahre 1914-1918, die Massakerwerkzeuge lieferte."

Czesław Miłosz (Das Zeugnis der Poesie, S. 62f)

Heute  lässt die gesellschaftliche Entwicklungen der sogenannt entwickelten Welt als auch der weniger entwickelten nicht mehr übersehen, welch hoher Preis zu zahlen ist für den unreflektierten, unkritisch übernommenen sogenannten Fortschritt der Technik. Es findet eine Umkehr von Werten statt bzw. ihre langsame Zersetzung und Aushöhlung. "Social media" intensivieren die Entfremdung und steigern die virutelle Abhängigkeit auf Kosten der realen Beziehungswelten, "Optimierung" macht breite Schichten völlig Abhängig vom enormen Leistungsdruck und verhindert durch den damit einhergehenden Zeitdruck bzw. die sogenannten "Sachzwänge" ein Innehalten, Überschauen und Nachdenken. Es gilt ein eigentümlicher Aktivismus, der nicht unähnlich dem tierisch-instinktiven Verhalten der Täter-Opfer in den Schützengräben ist, die in den beiden großen Kriegen systematisch "verheizt" worden waren bzw. willig, pervers-freudig, sich verheizen ließen. 
Die gepflegte Unverantwortlichkeit in unseren gegenwärtigen Gesellschaften wird, wenn ohne Korrektur, zu einer neuen Barbarei bisher ungeahnten Ausmaßes führen. 

 

Samstag, 14. Oktober 2017

Übersetzen und Lesen



Cixous: Derridas Texte sind, wie die meinen, eigentlich nicht übersetzbar. So wie Lyrik nicht übersetzbar ist. Aber natürlich kann man in der Verfremdung, die durch den Wechsel der Sprache eintritt, noch etwas vom Ursprünglichen wahrnehmen. Ich bin meinen Übersetzerinnen sehr dankbar. Sie machen ihre Arbeit mit Kraft und Demut. Sie versuchen, dem Text treu zu bleiben. Aber wenn jemand mit den Signifikanten spielt, ist es unmöglich, treu zu übersetzen.
ZEIT ONLINE: Wie stellen Sie sich vor, dass Ihre Texte gelesen werden, Texte, die mit Bedeutungen spielen und vom Leser viel fordern?
Cixous: Alles Lesen braucht Übung. Immer. Je mehr man liest, umso besser wird man im Lesen. Man kann sich einbilden, dass man Shakespeare schon beim ersten Lesen verstanden hat. Aber natürlich bin ich jetzt, nachdem ich Shakespeares seit 10, 20 und mehr Jahren lese, eine viel bessere Shakespeare-Leserin als früher.
ZEIT ONLINE: Heute verliert das Lesen von Büchern immer mehr gegenüber dem Verweilen in sozialen Netzwerken, auf Nachrichtenplattformen. Gerade in Zeiten, wo sich die apokalyptischen Nachrichten jagen.
Cixous: Ja, das letzte Jahr war eine Katastrophe. Aber jetzt kommen die Leser zurück.
ZEIT ONLINE: Das ist eine Hoffnung. Tatsächlich kleben viele an ihren Smartphones, weil sie versuchen, die Welt in Zeiten von Trump und Brexit und Klimakatastrophe zu verstehen.
Cixous: Natürlich sind die Menschen fasziniert von der Apokalypse. Deswegen muss man für das Überleben des Lesens kämpfen. Man muss die Menschen daran erinnern, dass sie sich nicht vom Abgrund anziehen lassen dürfen. Sie sollten zurückkommen zu etwas, das Zeit und Vertiefung braucht und Bestand hat.

Aus: "Ich konnte die Frauenfeindlichkeit förmlich riechen", Interview: Susanne Mayer mit Hélène Cixous, ZEIT Online, 13.10.2017

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Welche Texte sind "eigentlich" übersetzbar? Wie soll man die Übersetzung eines sogenannten eigentlich unübersetzbaren Textes nennen, sind doch Cixous' oder Derridas Texte übersetzt? Kreative oder bedachte Sätze sind komplex und nicht eindeutig (ein-deutig). Aber das resultiert nicht primär aus dem Spielen mit Signifikanten, worauf Frau Cioxous so stolz ist. Dass alles Lesen Übung braucht, galt schon lange und gilt auch weiterhin. Nicht nur in Frankreich.  Lesen ist jedoch kein Allheilmittel. Immerhin haben die Generationen jener, die viel und gut lasen, dennoch nicht die Weltkriege zu verhindern gemocht, haben viele Intellektuelle kollaboriert und mit dem Ungeist gemeine, gemeinsame Sache gemacht. 

 


Mittwoch, 11. Oktober 2017

50. Todestag von Halina Poswiatowska


Halina Poświatowska (vormals Helena Myga; * 9. Mai 1935 in Częstochowa; † 11. Oktober 1967 in Warschau) war eine polnische Dichterin.

Wikipedia

 

"In den sechziger jkahren wurde ich auf die Gedichte einer sehr jungen polnischen Lyrikerin,  Halina Poświatowska, aufmerksam. Ein ergreifender Ton war in ihnen hörbar, ein Ton der Verzweiflung über die Sterblichkeit des Körpers und das restlose Eingeschlossensein in diesen sterblichen Leib, daher auch die besonders intensive Empfindung der Liebe, einer stets bedrohten Liebe an der Grenze des Nichtseins."
Czesław Miłosz

Dienstag, 3. Oktober 2017

Colonialized Puerto Rico dissolves

Two Storms Hit Puerto Rico: Maria and Colonialism

The U. S. government quickly provided disaster relief funds for victims of Hurricanes Harvey and Irma in Texas and Florida, respectively. But more than a week after Maria hit Puerto Rico no extra emergency funds were heading for the island. President Trump reminded Puerto Ricans of their debt obligations. News reports mentioned Puerto Rico’s chronic infrastructure deficiencies, but didn’t offer much explanation.
Indeed, Puerto Ricans were facing great difficulties prior to the hurricanes. Almost half of all Puerto Ricans live in poverty, including 60 percent of the island’s children.  Almost 200 schools closed in the months before the hurricanes. The University of Puerto Rico was on the way to losing an estimated $300 million in funds. Public funding for healthcare was being reduced. Blame for these problems falls on the U. S. government.

Read on, as most Americans do not do, and get a slight understanding of the American slavery system...

Hugh Hefner and the Frankfurt School

The Frankfurt School and Hugh Hefner

To say that a figure of the past is “good” or “bad” is not just oversimplification, it’s an intellectual cliche that lingers on boredom.  Undeniably, Hugh Hefner will go down in history as an incredibly controversial figure.  For many people, he deserves praise for his role in the sexual revolution.  For others, he was simply an abusive creep.  Much can be said about Hugh Hefner’s degradation of women that is awfully true in more respects than most people would like to admit.
However, if the critical theorists of the Frankfurt School taught us anything, it’s that society and culture have been so mutilated by the routines and pressures of late capitalism, that the shortcomings of imperfect individuals within the culture industry are more importantly reflections of widespread social sicknesses, such as the ideology of male supremacy.

Immerhin in einem radikalen Magazin wird Hugh Hefners nicht hagiografisch gedacht, sondern seine Rolle als Büttel des Kapitals, der Macho-Kultur, der Frauenverdinglichung, der Zu- und Abrichtung, reflektiert. Zeit scheint vergesslich zu machen. In einigen "Qualitätsmedien" wird Hefner als Held gepriesen, als Vorkämpfer der sexuellen Freiheit, entgegen aller Belege seines aktiven Verdummungsbeitrags in der Stärkung der Frau als Sexualabjektes, stets dienstbar, gebrauchsfertig für den geilen Mann, dessen Triebstruktur usw. usf. 

The Vietnam documentary on PBS as seen by John Pilger

The Killing of History

One of the most hyped “events” of American television, The Vietnam War, has started on the PBS network. The directors are Ken Burns and Lynn Novick.  Acclaimed for his documentaries on the Civil War, the Great Depression and the history of jazz, Burns says of his Vietnam films, “They will inspire our country to begin to talk and think about the Vietnam war in an entirely new way”.
In a society often bereft of historical memory and in thrall to the propaganda of its “exceptionalism”, Burns’ “entirely new” Vietnam war is presented as “epic, historic work”. Its lavish advertising campaign promotes its biggest backer, Bank of America, which in 1971 was burned down by students in Santa Barbara, California, as a symbol of the hated war in Vietnam.
Burns says he is grateful to “the entire Bank of America family” which “has long supported our country’s veterans”.  Bank of America was a corporate prop to an invasion that killed perhaps as many as four million Vietnamese and ravaged and poisoned a once bountiful land. More than 58,000 American soldiers were killed, and around the same number are estimated to have taken their own lives.
I watched the first episode in New York. It leaves you in no doubt of its intentions right from the start. The narrator says the war “was begun in good faith by decent people out of fateful misunderstandings, American overconfidence and Cold War misunderstandings”.
The dishonesty of this statement is not surprising.

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Catalonia and the Unsustainable Strategy of Conservative Spain


Catalonia and the Unsustainable Strategy of Conservative Spain

When Spanish President Mariano Rajoy deployed thousands of police forces to Catalonia to repress an illegal referendum for independence, he probably thought it would bring some closure to an open issue. Perhaps, enforcing the law violently on peaceful citizens who just wanted to cast a vote, and doing it on the global stage would finally convince those rebellious Catalonians that their cause was lost.
Far from closure, the events of 1 October 2017 will cause more consternation in Catalonia than ever before. It is fair to question if Catalonians live in a 21st Century democracy, whether their most basic human rights are going to be respected and whether there is any room for political dialogue. Many of those who were not pro-independence before yesterday but supported a referendum, are probably wondering today whether there is any point in even considering staying in Spain, after all. In total, at least 60% of the electorate supported a referendum as per the last State elections in Catalonia in 2015.

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Chomsky & Barsamian on Trump & Co




I first “met” Noam Chomsky in 1969 by reading these words of his about the My Lai massacre:

“And now there is Song My -- ‘Pinkville.’ More than two decades of indoctrination and counterrevolutionary interventions have created the possibility of a name like ‘Pinkville’ -- and the acts that may be done in a place so named. Orville and Jonathan Schell have pointed out what any literate person should realize, that this was no isolated atrocity but the logical consequence of a virtual war of extermination directed against helpless peasants: ‘enemies,’ ‘reds,’ ‘dinks.’”

Discussing various of America’s criminal acts in the larger war in Vietnam, Chomsky then added of the My Lai massacre itself:

“It is perhaps remarkable that none of this appears to occasion much concern. It is only the acts of a company of half-crazed GIs that are regarded as a scandal, a disgrace to America. It will, indeed, be a still greater national scandal -- if we assume that to be possible -- if they alone are subjected to criminal prosecution, but not those who have created and accepted the long-term atrocity to which they contributed one detail -- merely a few hundred more murdered Vietnamese.”

Chomsky wrote “After Pinkville” -- areas like Song My were then colored pink on American military maps -- in 1969. Almost half a century later, the question is: Have things improved? After all, in Ken Burns’s new Vietnam extravaganza, his 18-hour documentary on that war, he seems to have captured the zeitgeist of the moment by carefully changing the word “murder” in the script for the My Lai episode to “killing.” “At lunch, Burns defended his change," wrote the New Yorker’s Ian Parker,"on the ground that My Lai continues to have ‘a toxic, radioactive effect’ on opinion. ‘Killing’ was the better word, he said, ‘even though My Lai is murder.’” To be thoroughly upbeat, perhaps by 2067 Americans will finally be able to take “murder” straight on television when it comes to My Lai.

Almost 50 years ago, Daniel Ellsberg was both celebrated by many and unsuccessfully prosecuted by the Nixon administration, in part under the Espionage Act, for releasing The Pentagon Papers, a massive secret trove of documents that revealed to the American people something of what the United States was actually doing in Vietnam. In our era, Chelsea Manning did something similar. She turned over a twenty-first-century trove of secret documents on the Afghan and Iraq wars -- on, that is, what she’s accurately termed “death, destruction, and mayhem” -- to WikiLeaks and for that she was celebrated by few and prosecuted and convicted by the U.S. military.  Pardoned by President Obama after seven years in military prison, she recently had her visiting fellowship to Harvard’s Institute of Politics at the Kennedy School of Government rescinded after CIA Director Mike Pompeo cancelled a talk there, complaining that Manning had “betrayed her country,” and former CIA Acting Director Michael Morell, a senior fellow at the same school, resigned in protest. Or to put it another way, Harvard caved to men who represented an agency that had committed secret acts of horror betraying every imaginable American value. (To give credit where it’s due, significant numbers of Harvard faculty members protested this craven act.) The same institute felt no compunctions about offering a visiting fellowship to former Trump press secretary Sean Spicer and, despite alumni protest, not rescinding it. Perhaps there’s an essay, “After Punkville,” to be written about all of this.

Under the circumstances, it’s our good fortune that, with civilians regularly being “killed” by U.S. firepower across the Greater Middle East, Noam Chomsky continues to remind us what our world really looks like if we don’t censor either our language or our thoughts. It makes today’s TomDispatch post, a recent interview from his upcoming book with David Barsamian, Global Discontents: Conversations on the Rising Threats to Democracy, particularly relevant to our moment. Tom


The Trump Presidency
Or How to Further Enrich “The Masters of the Universe”
By Noam Chomsky and David Barsamian

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