Haimo L. Handl
Lese- und Denkabenteuer (Kraus & Co)
Es ist Samstag, der 8. Juli 2017, und die
Medien berichten vom G20-Gipfel in Hamburg, von den Widerständen der
Protestierer, besonders den Gewaltakten, aber weniger von den Widerständen von
Politikern, wie Donald Trump oder Xi Jinping oder Wladimir Putin oder Recep Tayyip Erdoğan und andere rechtsextreme, faschistoide oder offen faschistische
„Führer“, neben den farblosen Angestelltentypen der Rechtsstaatlichkeitsvertreter,
die allesamt partout ihren Nationalpolitiken, die der Vernunft und dem
Allgemeininteresse entgegenstehen, frönen.
Ich erinnere mich der Worte von Karl Kraus
(1874-1936) „In dieser großen Zeit, die ich gekannt habe, wie sie noch so klein
war“, die ich seit meiner frühen Jugend immer wieder las (wie überhaupt sein
faszinierendes Werk!), krame einige Deutungen und Kritiken seines Dramas „Die
letzten Tage der Menschheit“ hervor, ärgere mich über Kurzblicker und
Kurzdenker, greif zu Walter Benjamins (1892-1940) Aufsatz „Karl Kraus“ worin er
in drei Abschnitten „ Allmensch“, „Dämon“ und „Unmensch“ auf die Persönlichkeit
von Karl Kraus und wesentliche Züge seiner Arbeit einging und insbesondere die
jüdischen Aspekte heraushob, um ihn schlussendlich zwar nicht als typisch
selbsthassenden Jude abzuqualifizieren wie es Theodor Lessing getan hat, aber
doch als bürgerlichen Unpolitischen, der als giftiger Misanthrop nur Feinde
kannte und auf Vernichtung aus war.
Benjamin kontrastiert Johann Peter Hebel
(1760-1826) mit Karl Kraus: „Wenn man bei Johann Peter Hebel die konstruktive,
schöpferische Seite des Takts in ihrer höchsten Entfaltung findet, so bei Kraus
die destruktive und kritische.“ Dann bemerkt er „Kraus lebt in einer Welt, in
der die ärgste Schandtat noch ein faux-pas ist“. Heute, 72 Jahre nach dem 2.
Weltkrieg, lehren uns die Führer der führenden Staaten, dass zwar Geschichte
sich nicht wiederholt, dass aber jede Schandtat überbietbar ist: Kriege in
allen Kontinenten außer, gegenwärtig, in der Antarktis, Flüchtlingsproduktion
und –elend wie nie zuvor, instrumentalisierte Hungernöte, Seuchen und
Epidemien, darniederliegende oder gebremste Bildung, dürftige
Gesundheitsversorgung für die Mehrheit der Weltbevölkerung und eine Medienlandschaft
und Massenkommunikation, die weit das übersteigt, das Karl Kraus schon zu
seiner Zeit erkannte und erbittert bekämpfte: Schund, Lug und Trug. Sprachverlust,
Kurzdenken via Kurznachrichten (twittern), Hass und „shit storm“ im asozialen
Netz, zuvorderst „facebook“, und ein Werteverlust sondergleichen, wie ihn weder
George Orwell (1903-1950) in seiner Dystopie „1984“ erahnen konnte, noch ein
Theodor W. Adorno (1903-1969) in seiner linken Kulturkritik, der heute zur
allumfassenden Täuschung führt, wie sie sich in den „alternative facts“ und
„fake news“ so dramatisch manifestiert.
Benjamin illustriert die theologische Erbmasse,
wie er sie an Karl Kraus festmacht, mit einem Beispiel des Prosaikers Adalbert
Stifter (1805-1868), und zwar in einem Zitat aus der Vorrede zu dessen „Bunte
Steine“ (1852), worin dieser seinen Standpunkt zum Wertsystem, dem Großen und
Kleinen, darlegt. Stifters Sicht, vor 165 Jahren formuliert, ist besonders
heutzutage lesenswert. Er erklärt seine Sicht des Kleinen, des Gewöhnlichen
versus dem Großen oder Gewaltigen, der Ordnung und Allgemeinheit
(Menschenrechte) versus der Unordnung oder des Unsittlichen und sagt:
Wie es mit dem
Aufwärtssteigen des menschlichen Geschlechtes ist, so ist es auch mit seinem
Abwärtssteigen. Untergehenden Völkern verschwindet zuerst das Maß. Sie gehen
nach Einzelnem aus, sie werfen sich mit kurzem Blick auf das Beschränkte und
Unbedeutende, sie setzen das Bedingte über das Allgemeine; dann suchen sie den
Genuß und das Sinnliche, sie suchen Befriedigung ihres Hasses und Neides gegen
den Nachbar, in ihrer Kunst wird das Einseitige geschildert, das nur von einem
Standpunkte Gültige, dann das Zerfahrene, Umstimmende, Abenteuerliche, endlich
das Sinnenreizende, und zuletzt die Unsitte und das Laster, in der Religion
sinkt das Innere zur bloßen Gestalt oder zur üppigen Schwärmerei herab, der
Unterschied zwischen Gut und Böse verliert sich, der einzelne verachtet das
Ganze und geht seiner Lust und seinem Verderben nach, und so wird das Volk eine
Beute seiner inneren Zerwirrung oder die eines äußeren, wilderen, aber
kräftigeren Feindes.
Was er von den „untergehenden Völkern“
konstatiert, trifft auf unsere Gesellschaften in Nord und Süd, Ost und West,
zu. Seine Sätze klingen wie eine Kommentierung der gegenwärtigen Zu- und
Umstände einer wertlosen, das heißt wertelosen Gesellschaft, wie sie sich in
den social media äußert. Vor allem sein Befinden, dass das Wissen um den Unterschied
zwischen Gut und Böse sich verliere bzw. verloren habe, trifft das Charakteristische,
das wir leidvoll heute erfahren. Die Schwärmerei, wie er es nannte, ist zu
einem Wesensmerkmal der „Opfer“ geworden, die in unseren
Opferkultgesellschaften jammern und die öffentliche Meinung bestimmen
(empfehlenswert das Buch „Culture of Complaint. The Fraying of America“ (1993)
von Robert Hughes (1938-2012). Es war nur logisch, dass Karl Kraus schon den
Terminus der „öffentlichen Meinung“ als falsch und negativ geißelte, was auch
Benjamin in seinem Artikel hervorhebt.
Kulturtheoretisch bzw. philosophisch sind
Stifters Sätze bedeutsam in ihrem Festmachen, dass das Allgemeine nicht mehr
gesehen und geschätzt werde, weil die Mehrheit sich im und am Einzelnen, dem
Partikularen, verausgabe („sie setzen das Bedingte über das Allgemeine), was
für ein umfassendes Wissen (Wissenschaft) abträglich ist. Und in der Tat,
regiert eine Art von Pseudoreligiosität, die das Gefühl, „den Bauch“, vor die
Vernunft, das Denken stellt, sodass die Diagnosen von Sigmund Freud
(1856-1939), wie er sie klar, deutlich und nüchtern in seinen Schriften „Die
Zukunft einer Illusion“ (1927) bzw. „Das Unbehagen in der Kultur“ (1930) – man
beachte die Titelformulierung: IN der Kultur und nicht AN der Kultur – geäußert
hatte, in ihrer Tragweite heute anders als zum Zeitpunkt ihrer Publikationen
erkannt und gewürdigt werden können.
Karl Kraus pflegte ein schon religiös zu
nennendes Verhältnis mit der Sprache; darin verwandt Rainer Maria Rilke
(1875-1926), der in seinem zu Recht berühmten Gedicht „Ich fürchte mich so vor
der Menschen Wort“ das Spannungsverhältnis zwischen den Dingen in ihrem Sein
und den Dingen in der Sprache, wie sie das Zeichensystem intelligibel und fungibel
macht, ausgelotet wird. Benjamin konstatiert diesen Moment bei Kraus: „… cha -rakterisiert
ihn [den Journalisten] als „einen Menschen, der für sich selbst und seine
Existenz, wie für die bloße Existenz der Dinge, wenig Interesse hat, sondern
die Dinge erst in ihren Beziehungen spürt, vor allem dort, wo diese in
Ereignissen aufeinandertreffen – und der in diesem Moment erst
zusammengeschlossen, wesenhaft und lebendig wird“. Was man mit diesem Satz in
Händen hält, ist nichts anderes als das Negativ des Bildes von Kraus.“
Man könnte nun einwenden, dass, semiotisch
belegbar, die Bedeutungen keine inhärente Qualität von Zeichen sind, sondern
Resultate von Relationen, also Beziehungen. Aber das führte am Kern der
Krausschen Kritik als auch der Position von Rilke vorbei. Denn er (und Rilke
und andere) sah bzw. sahen Sprache nicht nur als Symbolsystem für
Verständigung, sondern wertschätzten darüber hinaus eine zusätzliche Dimension,
eine Eigenart oder Wesenheit, die über die Mittelfunktion hinausrecht, wie sie
im deutschen Sprachraum besonders Friedrich Hölderlin (1770-1843) oder einer
seiner prominenteren Deuter, Martin Heidegger (1889-1976) erkannten und
schätzten. Ohne auf die Traditionen im indischen und chinesischen Denken hier
einzugehen bzw. Überlegungen aus dem romanischen oder hispanischen Raum (Stéphane Mallarmé [1842-1898]oder Octavio Paz
[1914-1998]) zu nennen, sei hier nur an zwei angelsächsische Autoren erinnert,
die ähnliche Positionen vertraten, T. S. Eliot (1888-1965) oder George Steiner
(*1929).
Wer den ganzen Aufsatz, den dreiteiligen
Essay, von Benjamin liest, könnte leicht irritiert sein von dem strengen
Verdikt und der Aburteilung, die dieser dämonische Unmensch Kraus, wie Benjamin
ihn gekonnt und schillernd ins Bild setzt, erfährt. Bedenkt man dabei die
Neurosen Benjamins, die in Interpretationen und das Werk Benjamins Eingang
gefunden haben, die Positionierungen seines jüdischen, theologischen Denkens,
mag man noch mehr staunen, weil der Autor in anderen Schriften keine solche
sensible Aufmerksamkeit den dunklen Seiten jüdischen Denkens und Deutens widmet,
wie es der Gegenstand verdiente.
Theodor W. Adorno, der Briefe von Benjamin
herausgegeben hat, über den befreundeten Autor schrieb, hat sich auch
kenntnisreich zu Karl Kraus geäußert, ohne den Strafton der Entrüstung und
Verzerrung , wie ihn Benjamin pflegt. Weshalb ich Benjamin so drastisch skizziere,
sei stellvertretend an einem kleinen Textbeispiel von ihm dargelegt, in welchem
er Kraus als besonderen Arschkriecher darstellt, wobei seine Spezialität aber
die sei, dass er nicht nur schmeichele, wie es für das Hineinkriechen typisch
ist, sondern um von innen her zu vernichten. Benjamin:
„Freilich gerade in diesem Zusammenhang
tritt zutage, wie eng verbunden mit der Grausamkeit des Satirikers die zweideutige
Demut des Interpreten ist, die sich im Vorleser bis zum Unfaßlichen steigert.
In einen hineinkriechen — so bezeichnet man nicht umsonst die niederste Stufe
der Schmeichelei, und eben das tut Kraus: nämlich um zu vernichten.“
Diese
Feststellung, die Kraus treffend als Arschkriecher und Ratte oder Gewürm
darstellt, ist geeignet, das alte Bild vom jüdischen Ungeziefer bzw. den
krankheitserregenden Ratten zu evozieren. Einigen mag das Folterbild einfallen
vom Käfig, der dem Delinquenten angebunden wird, von dem aus, wenn die Klappe
hochgezogen wird, die hungrige Ratte sich ins und durchs Gesicht oder den
After, das Gedärm frisst. Höchst einfühlsam, wie der jüdische Theologe und
Literat Benjamin den selbsthassenden Juden, den abscheulichen Misanthropen, zeichnet.
(In George Orwells „1984“ gibt es eine Folterszene in Room 101, wo mit
hungriger Ratter vor dem Gesicht operiert wird; wer das oder Ähnliches gesehen
hat, wird mit Benjamins Bild Schwierigkeiten haben.) Kraus der Arschkriecher,
Kraus die Ratte, Kraus der Vernichter von innen heraus. Kaum ein anderer
Kritiker, Hasser oder Höhner fand solche Bilder wie dieser Literaturkritiker
und jüdische Chefdeuter sie liefert.
Der schon
erwähnte bürgerliche und zugleich marxistische Theoretiker (und Musiker) Theodor
W. Adorno liefert da ein differenzierteres Bild, vor allem eines, das versucht
zu verstehen und nicht abzuurteilen. Neben dem Aufsatz „Sittlichkeit und
Kriminalität“ (in Noten zur Literatur III) finden sich an sehr vielen Stellen
seines Werks Verweise auf Karl Kraus (Dialektik der Aufklärung, Minima Moralia,
Negative Dialektik, Ästhetische Theorie, X Beiträge in den Soziologischen
Schriften, Kulturkritik und Gesellschaft, Ohne Leitbild - Parva Aesthetica,
Eingriffe, Stichworte und sogar in den musikalischen Schriften.)
Einige Belege aus
Adornos Werk:
Die Kraft der Sprache bewährt sich darin, daß
in der Reflexion Ausdruck und Sache auseinander treten. Sprache wird zur
Instanz von Wahrheit nur am Bewußtsein der Unidentität des Ausdrucks mit dem
Gemeinten. Heidegger weigert sich jener Reflexion; er hält inne nach dem ersten
Schritt der sprachphilosophischen Dialektik. Repristination ist sein Denken
auch darin, daß es durch ein Ritual des Nennens die Gewalt des Namens
wiederherstellen möchte. Diese Gewalt indessen ist nicht derart in den
säkularisierten Sprachen gegenwärtig, daß sie es dem Subjekt gestatteten. Durch
Säkularisierung haben die Subjekte ihnen den Namen entzogen, und ihrer
Intransigenz, keines philosophischen Gottvertrauens bedarf die Objektivität der
Sprache. Mehr als Signum ist sie nur durch ihre signifikative Kraft, dort wo
sie am genauesten und dichtesten das Gemeinte hat. Sie ist nur, soweit sie
wird, in der stetigen Konfrontation von Ausdruck und Sache; danach handelte
Karl Kraus, der doch selbst einer ontologischen Ansicht von der Sprache
zugeneigt haben dürfte. (Jargon der Eigentlichkeit)
Heideggers Beschwerden gegen Kulturphilosophie
haben in der Ontologie der Eigentlichkeit verhängnisvolle Folgen: was sie
anfangs bloß in die Sphäre kultureller Vermittlung verbannt, stößt sie
unverweilt weiter in die Hölle. Der freilich ist die Welt ähnlich genug,
eingetaucht in eine trübe Flut von Geschwätz als der Verfallsform von Sprache.
Karl Kraus hat das zu der These verdichtet, die Phrase gebäre heute die
Wirklichkeit; zumal jene, die unter dem Namen Kultur nach der Katastrophe
auferstand. Sie ist, wie Valéry die Politik definierte, in weitem Maß nur noch
dazu da, die Menschen von dem abzuhalten, was sie etwas angeht. Eines Sinnes
mit Kraus, den er nicht erwähnt, sagt Heidegger in Sein und Zeit: »Das Hören
und Verstehen hat sich vorgängig an das Geredete als solches geklammert.« . (Jargon
der Eigentlichkeit)
Mehrfach ist, zuerst wohl von Karl Kraus,
ausgesprochen worden, daß, in der totalen Gesellschaft, Kunst eher Chaos in die
Ordnung zu bringen habe als das Gegenteil. Die chaotischen Züge qualitativ
neuer Kunst widerstreiten dieser, ihrem Geist nur auf den ersten Blick. Es sind
die Chiffren von Kritik an schlechter zweiter Natur: so chaotisch ist in
Wahrheit die Ordnung. (Ästhetische Theorie)
Als Modell mag genannt werden, was gewiß nicht
als Wissenschaft auftrat, die Sprachkritik, die Karl Kraus, der Wittgenstein
sehr beeindruckte, über Jahrzehnte in der Fackel übte. Sie setzt immanent ein,
vielfach orientiert an den Verstößen der Journalistik gegen die Grammatik. Die
ästhetische Kritik hatte jedoch von Anbeginn ihre soziale Dimension:
sprachliche Verwüstung war für Kraus der Sendbote der realen; schon im Ersten
Krieg sah er die Mißbildungen und Phrasen zu sich selbst kommen, deren
lautlosen Schrei er längst vorher vernommen hatte. Dies Verfahren ist der
Prototyp eines nicht wörtlichen; der welterfahrene Kraus wußte, daß die
Sprache, wie sehr auch Konstituens der Erfahrung, doch nicht die Realität
schlicht schafft. Durch ihre Verabsolutierung wurde ihm die Sprachanalyse der
Zerrspiegel realer Tendenzen sowohl wie das Medium, darin seine Kritik am
Kapitalismus zu zweiter Unmittelbarkeit sich konkretisierte. (Einleitung zum
»Positivismusstreit in der deutschen Soziologie«)
Die Invektiven von Karl Kraus gegen die
Pressefreiheit sind gewiß nicht buchstäblich zu nehmen: im Ernst die Zensur
gegen die Skribenten anrufen, hieße den Teufel mit Beelzebub austreiben. Wohl
aber sind Verdummung und Lüge, wie sie unterm Schutz der Pressefreiheit
gedeihen, nichts dem historischen Gang des Geistes Akzidentelles sondern die
Schandmale der Sklaverei, in welcher seine Befreiung spielt, der falschen
Emanzipation. (Kulturkritik und Gesellschaft)
Des Antisemitismus zeiht man ihn, den Juden,
selbst. Verlogen trachtet die restaurative deutsche Nachkriegsgesellschaft den
intransigenten Kritiker unter Berufung darauf loszuwerden. Das drastische
Gegenteil steht in ›Sittlichkeit und Kriminalität‹: »Und ist nicht auch der
Kretinismus, der die Parteinahme für eine Mißhandelte der ›jüdischen
Solidarität‹ zuschreibt, seines Lacherfolges sicher? (Sittlichkeit und
Kriminalität)
Klar wirken
Ideologie, Bildungshintergrund und Wissen auf Interpretationen und Urteile ein.
Auch Sympathie. Adorno war das großzügiger und souveräner als Benjamin. Obwohl
mir die religiöse Seite in seinem Sprachbewusstsein überhaupt gegen den Strich
geht, schätze ich unvermindert die Schriften von Kraus. Mängel, Einseitigkeiten
etc. wiegen da wenig gegen das überaus Positive seines Generalunternehmens. Es
geht nicht um Gerechtigkeit oder anerkannte Wissenschaft. Und auch wenn er ein
Kind SEINER Zeit war, so war er eines wie kein anderes.
Ähnlich geht es
mir mit vielen anderen Autoren. Adorno, den ich ausführlich zitiert habe ist
genauswenig von Kritik ausgenommen, wie denn auch im freien Verkehr, wie es mir
möglich ist, in Heideggers Schriften Gedanken und Gebäude zu finden, die mir
Erkenntnisse zeitigen, mit denen ich positiv arbeite. Ironisch für mich, dass
gerade Adorno in seiner etwas einseitigen Kritik an Heidegger jene Schärfe
vermissen lässt, die ich von ihm sonst gewohnt bin. Vielleicht trübte ein
unübersehbares Naheverhältnis zu ontologischen Fragen seinen Blick? Ach, das
ist nicht weiter schlimm, so lange das Denken nicht Halt macht und sich
einzäunt, folgsam, gefolgsam, gehorsam.
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