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Unsere Luft. — Wir
wissen es wohl: wer nur wie im Spazierengehen einmal einen Blick nach
der Wissenschaft hin thut, nach Art der Frauen und leider auch vieler
Künstler: für den hat die Strenge ihres Dienstes, diese Unerbittlichkeit
im Kleinen wie im Grossen, diese Schnelligkeit im Wägen, Urtheilen,
Verurtheilen etwas Schwindel- und Furchteinflössendes. Namentlich
erschreckt ihn, wie hier das Schwerste gefordert, das Beste gethan wird,
ohne dass dafür Lob und Auszeichnungen da sind, vielmehr, wie unter
Soldaten, fast nur Tadel und scharfe Verweise laut werden,
— denn das Gutmachen gilt als die Regel, das Verfehlte als die
Ausnahme; die Regel aber hat hier wie überall einen schweigsamen Mund.
Mit dieser „Strenge der Wissenschaft“ steht es nun wie mit der Form und
Höflichkeit der allerbesten Gesellschaft: — sie erschreckt den
Uneingeweihten. Wer aber an sie gewöhnt ist, mag gar nicht anderswo
leben, als in dieser hellen, durchsichtigen, kräftigen, stark
elektrischen Luft, in dieser männlichen Luft. Ueberall sonst ist es ihm nicht reinlich und luftig genug: er argwöhnt, dass dort
seine beste Kunst Niemandem recht von Nutzen und ihm selber nicht zur
Freude sein werde, dass unter Missverständnissen ihm sein halbes Leben
durch die Finger schlüpfe, dass fortwährend viel Vorsicht, viel
Verbergen und Ansichhalten noth thue, — lauter grosse und unnütze
Einbussen an Kraft! In diesem strengen und
klaren Elemente aber hat er seine Kraft ganz: hier kann er fliegen! Wozu
sollte er wieder hinab in jene trüben Gewässer, wo man schwimmen und
waten muss und seine Flügel missfarbig macht! — Nein! Da ist es zu
schwer für uns, zu leben: was können wir dafür, dass wir für die Luft,
die reine Luft geboren sind, wir Nebenbuhler des Lichtstrahls, und dass
wir am liebsten auf Aetherstäubchen, gleich ihm, reiten würden und nicht
von der Sonne weg, sondern zu der Sonne hin!
Das aber können wir nicht: — so wollen wir denn thun, was wir einzig
können: der Erde Licht bringen, „das Licht der Erde“ sein! Und dazu
haben wir unsere Flügel und unsere Schnelligkeit und Strenge, um
dessenthalben sind wir männlich und selbst schrecklich, gleich dem
Feuer. Mögen Die uns fürchten, welche sich nicht an uns zu wärmen und zu
erhellen verstehen!
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