- Maria Hammer-Maier: Zu Jean Pauls 250. Geburtstag
- Paula Resch: Höhen mit Tiefen. Zu Harald Schwinger
- Mario Karl Hladicz: Es wäre schon, kein Schriftsteller zu sein. Zu Gerhard Amanshauser
- Franz Blaha: Drei S. Zu Eva Jancak .
- Gabriele Folz-Friedl: Wichtelgasse. Zu Manfred Chobot
- Monika Gierth: Nicht im Abseits. Haimo Handls Kulturkolumnen
- Gustav Schwedinger: Der rosarote Balkon. Zu Axel Karner
- Haimo L. Handl: Zum Schreiben in vielen Sprachen nach Marlis Lami
Sonntag, 31. März 2013
Driesch-Rezensionen 2013/1
Die Rezensionen im erstsen Heft des 4. Jahrgangs 2013, # 13, "Frost", die auch online im Portal kultur-online.net abrufbar sind:
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Fabio Doplichers 75. Geburtstag
Fabio Doplicher wurde 1938 geboren. Es gibt leider kaum biographische Angaben. Hier zwei kurze:
Fabio Doplicher is one of the most versatile
literary artists in Italy today. He writes poems, film scripts, plays,
and criticism; he edits literary journals and organizes major cultural
symposia. His reputation rests chiefly, however, on his poems, which
have earned him high acclaim. In 1985, in presenting him the Premio
Montale for La rappresentazione (The Performance, 1984), the poet Mario Luzi said (as reported in Avanti!, 12 July 1985):
In AGNI online heißt es:
Fabio Doplicher is an Italian poet, playwright, and critic. The recipient of the Premio Montale for his collection La Rappresentazione (The Performance, 1984), he is also one of the featured poets in the anthology New Italian Poets (Story Line Press, 1991). (updated 7/2010)
In der Wikipedia-Seite zum PREMIO MONTALE wird Doplicher nicht angeführt. Die offizielle Seite des PRIMO MONTALE ist leider weder aktuell noch erschöpfend.
Dictionary of Literary Biography on Fabio Doplicher
La rappresentazione è un libro di ispirazione unitaria che supera la casualità di una "raccolta," e che è degno del premio per lo stile e per la particolare coloritura dell'immagine e della metafora, lo è altresì per il pensiero sotteso, l'ossatura filosofica e l'implicita indagine figurata sui valori e la crisi dei valori di questo particolare momento della nostra civiltà. Altrettanto rilevante è l'apertura teatrale e narrativa che offre insolite prospettive al linguaggio poetico e alle sue situazioni.
In AGNI online heißt es:
Fabio Doplicher is an Italian poet, playwright, and critic. The recipient of the Premio Montale for his collection La Rappresentazione (The Performance, 1984), he is also one of the featured poets in the anthology New Italian Poets (Story Line Press, 1991). (updated 7/2010)
In der Wikipedia-Seite zum PREMIO MONTALE wird Doplicher nicht angeführt. Die offizielle Seite des PRIMO MONTALE ist leider weder aktuell noch erschöpfend.
Egon Erwin Kischs 65. Todestag
Egon Erwin Kisch, eigentlich Egon Kisch (* 29. April 1885 in Prag; † 31. März 1948 ebenda), war ein deutschsprachiger Schriftsteller, Journalist und Reporter aus Prag. Egon Erwin Kisch gilt als einer der bedeutendsten Reporter in der Geschichte des Journalismus. Nach dem Titel eines seiner Reportagebände ist er auch als „der rasende Reporter“ bekannt.
Wikipedia
Abbildung aus Wikipedia (Sam Hood, 1934)
Dieser "bedeutendste Reporter", der Rasende, war nicht nur unerschrocken gegen die regulären Faschisten, Kleinbürger und Großbürger, sondern auch, gleichzeitig, ein glühender Verteidiger des Stalinismus und seines Terrors, allein, weil er der "guten Sache" diente. EEK verurteilte, wie viele andere guten und wahren Kommunisten, Abweichler oder Kritiker als böse Renegaten, die damit die Nazis unterstützten... Kisch übte auch gezielte, damals meist fatale Denunziation an Renegaten,. die ihm verhasst waren, an denen er sich rächte im Namen des wahren Sozialismus und Kommunismus.
Ein übler Genosse, den das gezimmerte Geschichtsbild verklärt.
Wer von Stalins Schergen gefoltert wurde, wer im Stalin-Terror umkam, war wenigstens nicht von den braunen Schergen misshandelt und getötet worden. Ist doch ein Trost, zumindest für die Nachkommen, wenn es welche gibt, nicht?
[Zum Renegatenwesen siehe die Studie "Der Stalinismus und die Renegaten. Die Literatur der Exkommunisten" von Michael Rohrwasser, Metzler, Stuttgart 1991]
Wikipedia
Abbildung aus Wikipedia (Sam Hood, 1934)
Dieser "bedeutendste Reporter", der Rasende, war nicht nur unerschrocken gegen die regulären Faschisten, Kleinbürger und Großbürger, sondern auch, gleichzeitig, ein glühender Verteidiger des Stalinismus und seines Terrors, allein, weil er der "guten Sache" diente. EEK verurteilte, wie viele andere guten und wahren Kommunisten, Abweichler oder Kritiker als böse Renegaten, die damit die Nazis unterstützten... Kisch übte auch gezielte, damals meist fatale Denunziation an Renegaten,. die ihm verhasst waren, an denen er sich rächte im Namen des wahren Sozialismus und Kommunismus.
Ein übler Genosse, den das gezimmerte Geschichtsbild verklärt.
Wer von Stalins Schergen gefoltert wurde, wer im Stalin-Terror umkam, war wenigstens nicht von den braunen Schergen misshandelt und getötet worden. Ist doch ein Trost, zumindest für die Nachkommen, wenn es welche gibt, nicht?
[Zum Renegatenwesen siehe die Studie "Der Stalinismus und die Renegaten. Die Literatur der Exkommunisten" von Michael Rohrwasser, Metzler, Stuttgart 1991]
Freitag, 29. März 2013
Hans Heinz Hahnls 90. Geburtstag
Hans Heinz Hahnl (* 29. März 1923 in Oberndorf, Niederösterreich; † 18. Februar 2006 in Wien) war ein österreichischer Journalist und Schriftsteller
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Grimm: Die drei Handwerksburschen
Die drei Handwerksburschen
Ein Märchen der Brüder Grimm
KHM 120
Es
waren drei Handwerksburschen, die hatten es verabredet, auf ihrer
Wanderung beisammen zu bleiben und immer in einer Stadt zu arbeiten. Auf
eine Zeit aber fanden sie bei ihren Meistern kein Verdienst mehr,
so dass sie endlich ganz abgerissen waren und nichts zu leben hatten.
Da sprach der eine 'was sollen wir anfangen? hier bleiben können wir
nicht länger, wir wollen wieder wandern, und wenn wir in der Stadt, wo
wir hinkommen, keine Arbeit finden, so wollen wir beim Herbergsvater
ausmachen, dass wir ihm schreiben, wo wir uns aufhalten, und einer vom
andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns trennen;' das
schien den andern auch das beste. Sie zogen fort, da kam ihnen auf dem
Weg ein reich gekleideter Mann entgegen, der fragte, wer sie wären. 'Wir
sind Handwerksleute und suchen Arbeit: wir haben uns bisher
zusammengehalten, wenn wir aber keine mehr finden, so wollen wir uns
trennen.' 'Das hat keine Not,' sprach der Mann, 'wenn ihr tun wollt, was
ich euch sage, solls euch an Geld und Arbeit nicht fehlen; ja ihr sollt
grosse Herren werden und in Kutschen fahren.' Der eine sprach ,wenns
unserer Seele und Seligkeit nicht schadet, so wollen wirs wohl tun.'
'Nein,' antwortete der Mann, 'ich habe keinen Teil an euch.' Der andere
aber hatte nach seinen Füssen gesehen, und als er da einen Pferdefuss
und einen Menschenfuss erblickte, wollte er sich nicht mit ihm
einlassen. Der Teufel aber sprach 'gebt euch zufrieden, es ist nicht auf
euch abgesehen, sondern auf eines anderen Seele, der schon halb mein
ist, und dessen Mass nur vollaufen soll.' Weil sie nun sicher waren,
willigten sie ein, und der Teufel sagte ihnen, was er verlangte, der
erste sollte auf jede Frage antworten 'wir alle drei,' der zweite 'ums
Geld,' der dritte 'und das war recht.' Das sollten sie immer
hintereinander sagen, weiter aber dürften sie kein Wort sprechen, und
überträten sie das Gebot, so wäre gleich alles Geld verschwunden:
solange sie es aber befolgten, sollten ihre Taschen immer voll sein. Zum
Anfang gab er ihnen auch gleich soviel, als sie tragen konnten, und
hiess sie in die Stadt in das und das Wirtshaus gehen. Sie gingen
hinein, der Wirt kam ihnen entgegen und fragte 'wollt ihr etwas zu
essen?' Der erste antwortete 'wir alle drei.' 'Ja,' sagte der Wirt, 'das
mein ich auch.' Der zweite 'ums Geld.' 'Das versteht sich,' sagte der
Wirt. Der dritte 'und das war recht.' 'Jawohl wars recht,' sagte der
Wirt. Es ward ihnen nun gut Essen und Trinken gebracht und wohl
aufgewartet. Nach dem Essen musste die Bezahlung geschehen, da hielt der
Wirt dem einen die Rechnung hin' der sprach 'wir alle drei,' der zweite
'ums Geld,' der dritte 'und das war recht.' 'Freilich ists recht,'
sagte der Wirt, 'alle drei bezahlen, und ohne Geld kann ich nichts
geben.' Sie bezahlten aber noch mehr, als er gefordert hatte. Die Gäste
sahen das mit an und sprachen 'die Leute müssen toll sein.' 'Ja, das
sind sie auch,' sagte der Wirt, 'sie sind nicht recht klug.' So blieben
sie eine Zeitlang in dem Wirtshaus und sprachen kein ander Wort als 'wir
alle drei, ums Geld, und das war recht.' Sie sahen aber und wussten
alles, was darin vorging. Es trug sich zu, dass ein grosser Kaufmann kam
mit vielem Geld, der sprach 'Herr Wirt, heb er mir mein Geld auf, da
sind die drei närrischen Handwerksbursche, die möchten mirs stehlen.'
Das tat der Wirt. Wie er den Mantelsack in seine Stube trug, fühlte er,
dass er schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten
ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als
Mitternacht war und der Wirt dachte, sie schliefen alle, kam er mit
seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen
Kaufmann tot; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen.
Wies nun Tag war, gabs grossen Lärm, der Kaufmann lag tot im Bett und
schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirt aber
sprach 'das haben die drei tollen Handwerker getan.' Die Gä ste
bestätigten es und sagten 'niemand anders kanns gewesen sein. Der Wirt
aber liess sie rufen und sagte zu ihnen 'habt ihr den Kaufmann getötet?'
'Wir alle drei,' sagte der erste, 'ums Geld,' der zweite, 'und das war
recht,' der dritte. 'Da hört ihrs nun,' sprach der Wirt, 'sie gestehens
selber.' Sie wurden also ins Gefängnis gebracht, und sollten gerichtet
werden. Wie sie nun sahen, dass es so ernsthaft ging, ward ihnen doch
angst, aber nachts kam der Teufel und sprach 'haltet nur noch einen Tag
aus' und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt
werden.' Am andern Morgen wurden sie vor Gericht geführt: da sprach der
Richter 'seid ihr die Mörder?' 'Wir alle drei.' 'Warum habt ihr den
Kaufmann erschlagen?' 'Ums Geld.' 'Ihr Bösewichter,' sagte der Richter,
'habt ihr euch nicht der Sünde gescheut?' 'Und das war recht.' 'Sie
haben bekannt und sind noch halsstarrig dazu,' sprach der Richter,
'führt sie gleich zum Tod.' Also wurden sie hinausgebracht, und der Wirt
musste mit in den Kreis treten. Wie sie nun von den Henkersknechten
gefasst und oben aufs Gerüst geführt wurden, wo der Scharfrichter mit
blossem Schwerte stand, kam auf einmal eine Kutsche mit vier blutroten
Füchsen bespannt, und fuhr, dass das Feuer aus den Steinen sprang, aus
dem Fenster aber winkte einer mit einem weissen Tuche. Da sprach der
Scharfrichter 'es kommt Gnade,' und ward aus dem Wagen 'Gnade! Gnade!'
gerufen. Da trat der Teufel heraus als ein sehr vornehmer Herr, prächtig
gekleidet, und sprach 'ihr drei seid unschuldig; ihr dürft nun
sprechen, sagt heraus, was ihr gesehen und gehört habt.' Da sprach der
älteste 'wir haben den Kaufmann nicht getötet, der Mörder steht da im
Kreis,' und deutete auf den Wirt, 'zum Wahrzeichen geht hin in seinen
Keller, da hängen noch viele andere, die er ums Leben gebracht.' Da
schickte der Richter die Henkersknechte hin, die fanden es, wies gesagt
war, u nd als sie dem Richter das berichtet hatten, liess er den Wirt
hinaufführen und ihm das Haupt abschlagen. Da sprach der Teufel zu den
dreien 'nun hab ich die Seele, die ich haben wollte, ihr seid aber frei
und habt Geld für euer Lebtag.'
Mittwoch, 27. März 2013
Grimm: Die sieben Schwaben
Die sieben Schwaben
Ein Märchen der Brüder Grimm
KHM 119
Einmal
waren sieben Schwaben beisammen, der erste war der Herr Schulz, der
zweite der Jackli, der dritte der Marli, der vierte der Jergli, der
fünfte der Michal, der sechste der Hans, der siebente der Veitli; die
hatten alle siebene sich vorgenommen, die Welt zu durchziehen, Abenteuer
zu suchen und grosse Taten zu vollbringen. Damit sie aber auch mit
bewaffneter Hand und sicher gingen, sahen sies für gut an, dass sie sich
zwar nur einen einzigen, aber recht starken und langen Spiess machen
liessen. Diesen Spiess fassten sie alle siebene zusammen an, vorn ging
der kühnste und männlichste, das musste der Herr Schulz sein, und dann
folgten die andern nach der Reihe, und der Veitli war der letzte.
Nun geschah es, als sie im Heumonat eines Tags einen weiten Weg gegangen waren, auch noch ein gut Stück bis in das Dorf hatten, wo sie über Nacht bleiben mussten, dass in der Dämmerung auf einer Wiese ein grosser Rosskäfer oder eine Hornisse nicht weit von ihnen hinter einer Staude vorbeiflog und feindlich brummelte. Der Herr Schulz erschrak, dass er fast den Spiess hätte fallen lassen und ihm der Angstschweiss am ganzen Leibe ausbrach. 'Horcht, horcht,' rief er seinen Gesellen, 'Gott, ich höre eine Trommel!' Der Jackli, der hinter ihm den Spiess hielt, und dem ich weiss nicht was für ein Geruch in die Nase kam, sprach 'etwas ist ohne Zweifel vorhanden, denn ich schmeck das Pulver und den Zündstrick.' Bei diesen Worten hub der Herr Schulz an, die Flucht zu ergreifen, und sprang im Hui über einen Zaun, weil er aber gerade auf die Zinken eines Rechen sprang, der vom Heumachen da liegen geblieben war, so fuhr ihm der Stiel ins Gesicht und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. 'O wei, o wei,' schrie der Herr Schulz, 'nimm mich gefangen, ich ergeb mich, ich ergeb mich!, Die andern sechs hüpften auch alle einer über den andern herzu und schrien 'gibst du dich, so geb ich mich auch, gibst du dich, so geb ich mich auch.' Endlich, wie kein Feind da war, der sie binden und fortführen wollte, merkten sie, dass sie betrogen waren: und damit die Geschichte nicht unter die Leute käme, und sie nicht genarrt und gespottet würden, verschwuren sie sich untereinander, so lang davon stillzuschweigen, bis einer unverhofft das Maul auftäte.
Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gefährlichkeit, die sie erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen werden. Nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein Brachfeld, da sass ein Hase in der Sonne und schlief, streckte die Ohren in die Höhe, und hatte die grossen gläsernen Augen starr aufstehen. Da erschraken sie bei dem Anblick des grausamen und wilden Tieres insgesamt und hielten Rat, was zu tun das wenigst Gefährliche wäre. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das Ungeheuer setzte ihnen nach und verschlänge sie alle mit Haut und Haar. Also sprachen sie 'wir müssen einen grossen und gefährlichen Kampf bestehen, frisch gewagt ist halb gewonnen!' fassten alle siebene den Spiess an' der Herr Schulz vorn und der Veitli hinten. Der Herr Schulz wollte den Spiess noch immer anhalten, der Veitli aber war hinten ganz mutig geworden, wollte losbrechen und rief
'stoss zu in aller Schwabe Name,
sonst wünsch i, dass ihr möcht erlahme.'
Aber der Hans wusst ihn zu treffen und sprach
'beim Element, du hascht gut schwätze,
bischt stets der letscht beim Drachehetze.'
Der Michal rief
'es wird nit fehle um ein Haar'
so ischt es wohl der Teufel gar.'
Drauf kam an den Jergli die Reihe, der sprach
'ischt er es nit, so ischts sei Muter
oder des Teufels Stiefbruder.'
Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum Veitli
'gang, Veitli, gang, gang du voran,
i will dahinte vor di stahn.'
Der Veitli hörte aber nicht drauf, und der Jackli sagte
'der Schulz, der muss der erschte sei,
denn ihm gebührt die Ehr allei.'
Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravitätisch
'so zieht denn herzhaft in den Streit,
hieran erkennt man tapfre Leut.'
Da gingen sie insgesamt auf den Drachen los. Der Herr Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an: wie aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer näher kam, schrie er in grosser Angst 'hau; hurlehau! hau! hauhau!, Davon er
wachte der Has, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude
'potz, Veitli, lueg, lueg' was isch das?
das Ungehüer ischt a Has.'
Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern man an mehrern Orten sich muss in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüberkommen könnte. Der Mann verstand wegen der Weite und wegen ihrer Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein Trierisch 'wat? wat!, Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als 'wate, wate durchs Wasser,' und hub an, weil er der vorderste war, sich auf den Weg zu machen und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei und quakte 'wat, wat, wat.' Die sechs andern hörten das drüben und sprachen 'unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinüberwaten, warum wir nicht auch?' Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser und ertranken, also dass ein Frosch ihrer sechse ums Leben brachte, und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam.
Nun geschah es, als sie im Heumonat eines Tags einen weiten Weg gegangen waren, auch noch ein gut Stück bis in das Dorf hatten, wo sie über Nacht bleiben mussten, dass in der Dämmerung auf einer Wiese ein grosser Rosskäfer oder eine Hornisse nicht weit von ihnen hinter einer Staude vorbeiflog und feindlich brummelte. Der Herr Schulz erschrak, dass er fast den Spiess hätte fallen lassen und ihm der Angstschweiss am ganzen Leibe ausbrach. 'Horcht, horcht,' rief er seinen Gesellen, 'Gott, ich höre eine Trommel!' Der Jackli, der hinter ihm den Spiess hielt, und dem ich weiss nicht was für ein Geruch in die Nase kam, sprach 'etwas ist ohne Zweifel vorhanden, denn ich schmeck das Pulver und den Zündstrick.' Bei diesen Worten hub der Herr Schulz an, die Flucht zu ergreifen, und sprang im Hui über einen Zaun, weil er aber gerade auf die Zinken eines Rechen sprang, der vom Heumachen da liegen geblieben war, so fuhr ihm der Stiel ins Gesicht und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. 'O wei, o wei,' schrie der Herr Schulz, 'nimm mich gefangen, ich ergeb mich, ich ergeb mich!, Die andern sechs hüpften auch alle einer über den andern herzu und schrien 'gibst du dich, so geb ich mich auch, gibst du dich, so geb ich mich auch.' Endlich, wie kein Feind da war, der sie binden und fortführen wollte, merkten sie, dass sie betrogen waren: und damit die Geschichte nicht unter die Leute käme, und sie nicht genarrt und gespottet würden, verschwuren sie sich untereinander, so lang davon stillzuschweigen, bis einer unverhofft das Maul auftäte.
Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gefährlichkeit, die sie erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen werden. Nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein Brachfeld, da sass ein Hase in der Sonne und schlief, streckte die Ohren in die Höhe, und hatte die grossen gläsernen Augen starr aufstehen. Da erschraken sie bei dem Anblick des grausamen und wilden Tieres insgesamt und hielten Rat, was zu tun das wenigst Gefährliche wäre. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das Ungeheuer setzte ihnen nach und verschlänge sie alle mit Haut und Haar. Also sprachen sie 'wir müssen einen grossen und gefährlichen Kampf bestehen, frisch gewagt ist halb gewonnen!' fassten alle siebene den Spiess an' der Herr Schulz vorn und der Veitli hinten. Der Herr Schulz wollte den Spiess noch immer anhalten, der Veitli aber war hinten ganz mutig geworden, wollte losbrechen und rief
'stoss zu in aller Schwabe Name,
sonst wünsch i, dass ihr möcht erlahme.'
Aber der Hans wusst ihn zu treffen und sprach
'beim Element, du hascht gut schwätze,
bischt stets der letscht beim Drachehetze.'
Der Michal rief
'es wird nit fehle um ein Haar'
so ischt es wohl der Teufel gar.'
Drauf kam an den Jergli die Reihe, der sprach
'ischt er es nit, so ischts sei Muter
oder des Teufels Stiefbruder.'
Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum Veitli
'gang, Veitli, gang, gang du voran,
i will dahinte vor di stahn.'
Der Veitli hörte aber nicht drauf, und der Jackli sagte
'der Schulz, der muss der erschte sei,
denn ihm gebührt die Ehr allei.'
Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravitätisch
'so zieht denn herzhaft in den Streit,
hieran erkennt man tapfre Leut.'
Da gingen sie insgesamt auf den Drachen los. Der Herr Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an: wie aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer näher kam, schrie er in grosser Angst 'hau; hurlehau! hau! hauhau!, Davon er
wachte der Has, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude
'potz, Veitli, lueg, lueg' was isch das?
das Ungehüer ischt a Has.'
Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern man an mehrern Orten sich muss in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüberkommen könnte. Der Mann verstand wegen der Weite und wegen ihrer Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein Trierisch 'wat? wat!, Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als 'wate, wate durchs Wasser,' und hub an, weil er der vorderste war, sich auf den Weg zu machen und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei und quakte 'wat, wat, wat.' Die sechs andern hörten das drüben und sprachen 'unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinüberwaten, warum wir nicht auch?' Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser und ertranken, also dass ein Frosch ihrer sechse ums Leben brachte, und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam.
Montag, 25. März 2013
Grimm: Die klare Sonne bringts an den Tag
Die klare Sonne bringts an den Tag
KHM 115
Ein
Schneidergesell reiste in der Welt auf sein Handwerk herum, und konnte
er einmal keine Arbeit finden, und war die Armut bei ihm so gross, dass
er keinen Heller Zehrgeld hatte. In der Zeit begegnete ihm auf dem Weg
ein Jude, und da dachte er, der hätte viel Geld bei sich, und stiess
Gott aus seinem Herzen, ging auf ihn los und sprach 'gib mir dein Geld,
oder ich schlag dich tot.' Da sagte der Jude 'schenkt mir doch das
Leben, Geld hab ich keins und nicht mehr
als acht Heller.' Der Schneider aber sprach 'du hast doch Geld, und das
soll auch heraus,' brauchte Gewalt und schlug ihn so lange, bis er nah
am Tod war. Und wie der Jude nun sterben wollte, sprach er das letzte
Wort 'die klare Sonne wird es an den Tag bringen!, und starb damit. Der
Schneidergesell griff ihm in die Tasche und suchte nach Geld, er fand
aber nicht mehr als die acht Heller, wie der Jude gesagt hatte. Da
packte er ihn auf, trug ihn hinter einen Busch und zog weiter auf sein
Handwerk. Wie er nun lange Zeit gereist war, kam er in eine Stadt bei
einem Meister in Arbeit, der hatte eine schöne Tochter, in die verliebte
er sich und heiratete sie und lebte in einer guten vergnügten Ehe.
Über lang, als sie schon zwei Kinder hatten, starben Schwiegervater und Schwiegermutter, und die jungen Leute hatten den Haushalt allein. Eines Morgens, wie der Mann auf dem Tisch vor dem Fenster sass, brachte ihm die Frau den Kaffee, und als er ihn in die Unterschale ausgegossen hatte und eben trinken wollte, da schien die Sonne darauf, und der Widerschein blinkte oben an der Wand so hin und her und machte Kringel daran. Da sah der Schneider hinauf und sprach 'ja, die wills gern an den Tag bringen und kanns nicht!' Die Frau sprach 'ei, lieber Mann, was ist denn das? was meinst du damit?' Er antwortete 'das darf ich dir nicht sagen.' Sie aber sprach 'wenn du mich lieb hast, musst du mirs sagen,' und gab ihm die allerbesten Worte, es sollts kein Mensch wieder erfahren, und liess ihm keine Ruhe. Da erzählte er, vor langen Jahren, wie er auf der Wanderschaft ganz abgerissen und ohne Geld gewesen, habe er einen Juden erschlagen, und der Jude habe in der letzten Todesangst die Worte gesprochen 'die klare Sonne wirds an den Tag bringen!' Nun hätts die Sonne eben gern an den Tag bringen wollen, und hätt an der Wand geblinkt und Kringel gemacht, sie hätts aber nicht gekonnt. Danach bat er sie noch besonders, sie dürfte es niemand sagen, sonst käm er um sein Leben, das versprach sie auch. Als er sich aber zur Arbeit gesetzt hatte, ging sie zu ihrer Gevatterin und vertraute ihr die Geschichte, sie dürfte sie aber keinem Menschen wiedersagen; ehe aber drei Tage vergingen, wusste es die ganze Stadt, und der Schneider kam vor das Gericht und ward gerichtet. Da brachte es doch die klare Sonne an den Tag.
Über lang, als sie schon zwei Kinder hatten, starben Schwiegervater und Schwiegermutter, und die jungen Leute hatten den Haushalt allein. Eines Morgens, wie der Mann auf dem Tisch vor dem Fenster sass, brachte ihm die Frau den Kaffee, und als er ihn in die Unterschale ausgegossen hatte und eben trinken wollte, da schien die Sonne darauf, und der Widerschein blinkte oben an der Wand so hin und her und machte Kringel daran. Da sah der Schneider hinauf und sprach 'ja, die wills gern an den Tag bringen und kanns nicht!' Die Frau sprach 'ei, lieber Mann, was ist denn das? was meinst du damit?' Er antwortete 'das darf ich dir nicht sagen.' Sie aber sprach 'wenn du mich lieb hast, musst du mirs sagen,' und gab ihm die allerbesten Worte, es sollts kein Mensch wieder erfahren, und liess ihm keine Ruhe. Da erzählte er, vor langen Jahren, wie er auf der Wanderschaft ganz abgerissen und ohne Geld gewesen, habe er einen Juden erschlagen, und der Jude habe in der letzten Todesangst die Worte gesprochen 'die klare Sonne wirds an den Tag bringen!' Nun hätts die Sonne eben gern an den Tag bringen wollen, und hätt an der Wand geblinkt und Kringel gemacht, sie hätts aber nicht gekonnt. Danach bat er sie noch besonders, sie dürfte es niemand sagen, sonst käm er um sein Leben, das versprach sie auch. Als er sich aber zur Arbeit gesetzt hatte, ging sie zu ihrer Gevatterin und vertraute ihr die Geschichte, sie dürfte sie aber keinem Menschen wiedersagen; ehe aber drei Tage vergingen, wusste es die ganze Stadt, und der Schneider kam vor das Gericht und ward gerichtet. Da brachte es doch die klare Sonne an den Tag.
Samstag, 23. März 2013
Hans Werner Richters 20. Todestag
Hans Werner Richter (* 12. November 1908 in Neu Sallenthin auf Usedom; † 23. März 1993 in München) war ein deutscher Schriftsteller. Richter ist weniger mit eigenen Werken bekannt geworden. Dafür gelangte er als Initiator, Spiritus rector und „graue Eminenz“ der Gruppe 47, der wichtigsten bundesdeutschen Schriftstellergruppierung der Nachkriegszeit, zu weltweiter Berühmtheit und Anerkennung.
Wikipedia
Mittendrin - Hans Werner Richters Tagebücher 1966-1972
H. L. Handl in Kultur-Online
Wikipedia
Mittendrin - Hans Werner Richters Tagebücher 1966-1972
H. L. Handl in Kultur-Online
Freitag, 22. März 2013
Věra Linhartovás 75. Geburtstag
Věra
Linhartová (* 22. März 1938 in Brno) ist eine tschechische Schriftstellerin, die in Frankreich im Exil lebt.
Exile as Liberation according to Vera Linhartova
Chinua Achebe, Nigerian author, dies at 82
Chinua Achebe (born Albert Chinualumogu Achebe, 16 November 1930 – 21 March 2013) was a Nigerian novelist, poet, professor, and critic. He was best known for his first novel and magnum opus Things Fall Apart (1958), which is the most widely read book in modern African literature.
Wikpedia
Novelist Chinua Achebe dies, aged 82
Nigerian author recognised for key role in developing African literature has died in Boston, where he was working as a professor
Alison Flood, The Guardian, 22 Marchj 2013
Wikpedia
Novelist Chinua Achebe dies, aged 82
Nigerian author recognised for key role in developing African literature has died in Boston, where he was working as a professor
Alison Flood, The Guardian, 22 Marchj 2013
Grimm: Das eigensinnige Kind
Das eigensinnige Kind
Ein Märchen der Brüder Grimm
KHM 117
Es
war einmal ein Kind eigensinnig und tat nicht, was seine Mutter haben
wollte. Darum hatte der liebe Gott kein Wohlgefallen an ihm und liess es
krank werden, und kein Arzt konnte ihm helfen, und in kurzem lag es auf
dem Totenbettchen. Als es nun ins Grab versenkt und die Erde über es
hingedeckt war, so kam auf einmal sein Ärmchen wieder hervor und reichte
in die Höhe, und wenn sie
es hineinlegten und frische Erde darüber taten, so half das nicht, und
das Ärmchen kam immer wieder heraus. Da musste die Mutter selbst zum
Grabe gehen und mit der Rute aufs Ärmchen schlagen, und wie sie das
getan hatte, zog es sich hinein, und das Kind hatte nun erst Ruhe unter
der Erde.
Donnerstag, 21. März 2013
Welttag der Poesie
Zum Welttag der Poesie wurde der 21. März von der UNESCO ausgerufen. Dieser Tag wird seit 2000 jedes Jahr gefeiert.
Wikipedia
Hilft der Welttag der Poesie der Poesie? Oder ist er eher ein Zeichen ihrer Musealisierung und künstlichen Lebenserhaltung? Gibt es nicht mehr Lyrikerinnen und Lyriker als Leser? Wer hat heute echtes Interesse an Lyrik oder Poesie? Ist Poesie nicht ein Widerspruch zum modernen Lebenswandel in modernen Gesellschaften? Oder gewinnt Poesie im Zuge einer eigentümlichen Rereligiosisierung?
Fragen über Fragen – und keine Antworten.
In unserer Zeitschrift für Literatur & Kultur, Driesch, publizieren wir laufend viel Lyrik in allen Sprachen. Eine Art Antwort:
Stephan Eibel-Erzberg
Susanne Scholl
Joanna Lisiak
Cao Nai Yun
Wikipedia
Hilft der Welttag der Poesie der Poesie? Oder ist er eher ein Zeichen ihrer Musealisierung und künstlichen Lebenserhaltung? Gibt es nicht mehr Lyrikerinnen und Lyriker als Leser? Wer hat heute echtes Interesse an Lyrik oder Poesie? Ist Poesie nicht ein Widerspruch zum modernen Lebenswandel in modernen Gesellschaften? Oder gewinnt Poesie im Zuge einer eigentümlichen Rereligiosisierung?
Fragen über Fragen – und keine Antworten.
In unserer Zeitschrift für Literatur & Kultur, Driesch, publizieren wir laufend viel Lyrik in allen Sprachen. Eine Art Antwort:
Stephan Eibel-Erzberg
Und wieder diese empörungDiese gedankenstörungweil ein kind renntwenn utopie brenntwie lang soll das noch gehendas tägliche verdrehendas aufblähen?HOCH DEM PRODEST
Susanne Scholl
Kaddisch für meine Großeltern
Wie ward ihr?Wer ward ihr?Warum durfte ich euch nicht kennen?Was habt ihr gesehen,als sie euch hinaus stießenaus dem Viehwaggon?Die breite Chaussee?Den Wald?Die Männer mit den Hunden?Die Gewehre?Die hämischen Gesichter?Haben sie euch getrennt?Haben sie euch vorwärts gestoßen?Haben sie euch gezwungen,euch auszuziehen,in aller Öffentlichkeit?Haben sie euch die letzte Würde genommen?Sie haben euch die letzte Würde genommen!Sie haben euch einen unwürdigen Todangetan.An einem unwürdigen Ortin Kälte, Fremde, Einsamkeit.Keiner war dader mitgefühlt hätte!Habt ihr euch noch angesehen?Habt ihr im letzten Momentdoch noch Nähe zueinander empfunden?Habt ihr Angst gefühlt, Entsetzen?Jenes Entsetzen, das mich schüttelt,wenn ich an Euch denke?Nackt in diesem abweisenden Wald,in der Kälte vor dem Graben,in dem vielleicht schon die Leichenjener lagen,die sie vor euch ermordet hatten?Ich stehe vor einem Monumentauf dem ihr nicht erwähnt werdet.Ich stehe vor einem Monument,das euch zu anonymen Zahlenohne Namen und Geschichte macht.Ich gehe durch einen Park,in dem Bierflaschen herumliegen.Auf Wegen, voller Zigarettenstummel.Ich gehe durch diesen Parkder ein Grab ist.Euer Grab,auf das ich doch keinen Stein legen kann.Minsk im März 2006
Manfred Chobot
bürste kratz dich (sanft!)
die sonne auf- und abrasiertist die kratzbürste nimmersattkratzt sich mit worten wie diezukunft ihr vorhergesagt ganzsatt sättigt sich ihr lachenweil die nächste runde imkratzen sich vollbracht hatam schabebaum stehen diekrallen zum streicheln bereitwieder einmal wiederholungfür das nächste mal
Martin Dragosits
Großes Spiel
Dämonen haben bunte Flügel
bei mir zu Hause an der Wand.
Sie tragen ihre Schatten
in den Ärmeln, aufgestrickt.Sie tanzen laut und leise,
unabhängig wie sie sind.
Bleiben wach und übermütig
und zahlen keine Miete.Was soll ich ihnen sagen,
sie hören nicht auf mich.
Ich knacke ihre Regeln,
sie blinzeln hinterrücks.
Joanna Lisiak
Beim Chinesen
Nach der fetten Peking-Ente
ein Rosenlikör und nicht nur
du und die Worte selbst
mein Rülpser so blumig.
Cao Nai Yun
给 我的 文学 老师您关心着文艺的美学,我注视着人类的命运;您留意着先生的前程,我磨练着个人的品行;您是渲染历史的海市蜃楼,我是扎根民间的乡土小草;.您是欧洲,我是亚洲;您是女,我是男;您的宏图大略我难以学就,我的执拗乡韵您何能探究?
An meine LiteraturlehrerinSie kümmern sich um die Ästhetik in der Kunst,Mich bewegt das Schicksal der Menschheit.Sie achten auf den Anstieg Ihrer Karriere,Ich suche nach Charaktertiefe.Sie halten fest an geschichtlicher Fata Morgana,Ich werde Gras in Volkstümlichkeit.Sie sind Europa,Ich bin Asien;Sie sind weiblich,Ich bin ein Mann;Ihr planendes Ordnen kann ich nicht erreichen;Können Sie meine Dörflichkeit erfassen?
Nach der deutschen Interlinearübersetzung des Autors übertragen von Franz Blaha.
Augusto Hoyos
Canción de cuna para dos amantesLa muerte se acercó a mi rostroy me dijocomo quien no quiere la cosa¡me gustas!Tú también, le contestéme guiñó el cuenco de su ojo derechoy se alejóno sin antes decirmeDios te guardepero eres míoAsí sea, le dijemientras se alejaba rumbo al norte
Wiegenlied für zwei Liebende
Der Tod sah mir ins Gesicht
und sagte
als käme es ihm nicht darauf an
du gefällst mir!
Du auch, gab ich zurück
Er zwinkerte mir zu mit seiner rechten Augenhöhle
und machte sich davon
mit den Worten
Gott schütze dich
doch du bist mein
So sei es, sagte ich
während er sich nach Norden entfernte
Übertragung ins Deutsche von Wolfgang Ratz.
Werner Höfers 100. Geburtstag
Werner Höfer (* 21. März 1913 in Kaisersesch; † 26. November 1997 in Köln) war ein deutscher Journalist und Fernsehmoderator.
Wikipedia
Abbildung aus Wikipedia
Der Eintrag in der deutschen Wikipedia ist wie so viele andere tendenziös und einseitig. Höfer war nicht nur Journalist und Moderator, sondern Hörfunk- und Fernsehdirektor. Seine Leistungen trugen wesentlich zur Öffnung, Liberalisierung und Demokratisierung der Massenmedien Rundfunk und Fernsehen bei. Das muss man seiner Nazivergangenheit gegenüberstellen. Typisch deutsch jedoch die Fokussierung auf EINEN Aspekt der Vergangenheit.
Auch wenn seine Naziverstrickung nicht bagatellisiert wird, bleibt immer noch ein immens wichtiges Engagement und Wirken für die Demokratie. (Bei jedem "regulären" Täter bewertet man die "Resozialsierung" etc. Hier scheint eine eigentümliche Fixierung vorzuligen: einmal schuldig, immer schuldig. Eine inhumane Praxis, die jener der Antisemiten, einmal Jud, immer Jud, nahekommt.)
Wikipedia
Abbildung aus Wikipedia
Der Eintrag in der deutschen Wikipedia ist wie so viele andere tendenziös und einseitig. Höfer war nicht nur Journalist und Moderator, sondern Hörfunk- und Fernsehdirektor. Seine Leistungen trugen wesentlich zur Öffnung, Liberalisierung und Demokratisierung der Massenmedien Rundfunk und Fernsehen bei. Das muss man seiner Nazivergangenheit gegenüberstellen. Typisch deutsch jedoch die Fokussierung auf EINEN Aspekt der Vergangenheit.
Auch wenn seine Naziverstrickung nicht bagatellisiert wird, bleibt immer noch ein immens wichtiges Engagement und Wirken für die Demokratie. (Bei jedem "regulären" Täter bewertet man die "Resozialsierung" etc. Hier scheint eine eigentümliche Fixierung vorzuligen: einmal schuldig, immer schuldig. Eine inhumane Praxis, die jener der Antisemiten, einmal Jud, immer Jud, nahekommt.)
Jean Pauls 250. Geburtstag
Jean Paul (* 21. März 1763 in Wunsiedel; † 14. November 1825 in Bayreuth; eigentlich Johann Paul Friedrich Richter) war ein deutscher Schriftsteller. Er steht literarisch gesehen zwischen Klassik und Romantik. Die Namensänderung geht auf Jean Pauls große Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau zurück.
Wikipedia
Abbildung aus Wikipedia (Gleimhaus Halberstadt)
Walter Benjamin: Der eingetunkte Zauberstab
Zu Max Kommerells »Jean Paul«
(Aus: Kritiken und Rezensionen)
Text bei TEXTLOG
Walter Benjamin: Günther Voigt, Die humoristische Figur bei Jean Paul.
(Aus: Kritiken und Rezensionen)
Text bei TEXTLOG
Maria Hammer-Maier: Zu Jean Pauls 250. Geburtstag
Rezension der Reise-Biographie von Dieter Richter
Wie aus dem Mond gefallen
Der Schriftsteller Jean Paul war ein Postmoderner in der Goethezeit: die Texte verspielt, labyrinthisch und wahnsinnig komisch. Zum 250. Geburtstag werden seine Werke wieder aufgelegt und neu eingeordnet
Tobias Schwartz, TAZ 21.3.2013
Zum 250. Geburtstag von Jean Paul
Der Meister der allerschönsten Aufunddavonschweifungen,
Verspielt und buchverrückt, ein Dauerexperiment: Vor zweihundertfünfzig Jahren kam Jean Paul zur Welt, der wundervollste aller deutschen Klassiker. Er verdient heute mehr als das Interesse der Gelehrten.
Jürgen Kaube, FAZ, 21.03.2013
Bayern 2 bietet einen Radio-Podcast in 12 Teilen zu Jean Paul!
Nachtrag:
Jean-Paul-Biografie
Bodenhaftung dank Bayreuther Bier
Rezension von Helmut Pfotenhauer: Jean Paul. Das Leben als Schreiben. Hanser, München 2013.
Von Holger Noltze, Cicero, 27. März 2013
Jean Paul und die bayerischen Akademien
Dem großen Querkopf der „Goethe-Zeit“ widmen die Bayerische Akademie der Wissenschaften und die Bayerische Akademie der Schönen Künste am Montag, 22. April und 29. April zwei Abende mit Vorträgen und Lesungen.
Zum 250. Geburtstag des oberfränkischen Dichters Jean Paul (1763-1825) erinnern die beiden Akademien an die vielfältigen Verbindungen, die Jean Paul mit den intellektuellen Größen der gelehrten Gesellschaften Bayerns pflegte. Mit den führenden Köpfen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften stand Jean Paul in intensivem, wenn es sein musste auch streitbarem Austausch, z.B. mit Friedrich Heinrich Jacobi (Präsident der BAdW von 1807-1812), den er als seinen geistigen Mentor ansah und mit dem er einen regen Briefwechsel pflegte. Auch Friedrich Schlichtegroll (Generalsekretär der BAdW 1807-1827) zählte der Dichter zu seinen Freunden. Mit dem Generalsekretär der Akademie der Bildenden Künste, Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, stritt sich Jean Paul seit seiner Leipziger Zeit im Jahr 1797 über philosophische Themen.
Auch wenn sich Jean Paul eher der Satire auf die gelehrten Gesellschaften verschrieb, suchte er persönlich doch stets den Kontakt zu ihren Mitgliedern.
1807 versuchte er, selbst Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu werden, um als freier Schriftsteller in kriegerischen Zeiten besser abgesichert zu sein. Dieses Vorhaben scheiterte aber zunächst, er wurde erst 1820 als auswärtiges Mitglied in die Akademie aufgenommen.
Termine
Montag, 22. April 2013, 19 Uhr
Jean Paul-Abend: Vorträge zum 250. Geburtstag des Schriftstellers in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Vortrag von Helmut Pfotenhauer
Ort: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Plenarsaal Alfons-Goppel-Str. 11, 80539 München
Montag, 29. April 2013, 19 Uhr
Jean Paul Lesenacht in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Lesungen von: Anita Albus, Dieter Borchmeyer, Jens Malte Fischer, Walter Flemmer, Peter Hamm, Gert Heidenreich, Joachim Kalka, Werner von Koppenfels, Michael Krüger, Helmut Pfotenhauer und Hans-Joachim Ruckhäberle.
Zwischen den Lesungen spielt Siegfried Mauser (Klavier) die „Papillons“ von Robert Schumann und spricht über den Zusammenhang mit Jean Pauls Romanfragment „Flegeljahre“.
Ort: Bayerische Akademie der Schönen Künste Max-Joseph-Platz 3, 80539 München
Informationen und ausführliches Programm unter:
www.badw.de/aktuell/termine/
Der Eintritt ist frei. Eine Platzreservierung ist nicht möglich.
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist eine der größten und ältesten Akademien in Deutschland. Sie ist zugleich Gelehrtengesellschaft und Forschungseinrichtung von internationalem Rang. Mit rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt sie Grundlagenforschung in den Geistes- und Naturwissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und die kulturelle Überlieferung sichern. Sie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Deutschlands, und des Walther-Meißner- Instituts für Tieftemperaturforschung. Seit 2010 betreibt sie ein Junges Kolleg für den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern.
Wikipedia
Abbildung aus Wikipedia (Gleimhaus Halberstadt)
Walter Benjamin: Der eingetunkte Zauberstab
Zu Max Kommerells »Jean Paul«
(Aus: Kritiken und Rezensionen)
Text bei TEXTLOG
Walter Benjamin: Günther Voigt, Die humoristische Figur bei Jean Paul.
(Aus: Kritiken und Rezensionen)
Text bei TEXTLOG
Maria Hammer-Maier: Zu Jean Pauls 250. Geburtstag
Rezension der Reise-Biographie von Dieter Richter
Wie aus dem Mond gefallen
Der Schriftsteller Jean Paul war ein Postmoderner in der Goethezeit: die Texte verspielt, labyrinthisch und wahnsinnig komisch. Zum 250. Geburtstag werden seine Werke wieder aufgelegt und neu eingeordnet
Tobias Schwartz, TAZ 21.3.2013
Zum 250. Geburtstag von Jean Paul
Der Meister der allerschönsten Aufunddavonschweifungen,
Verspielt und buchverrückt, ein Dauerexperiment: Vor zweihundertfünfzig Jahren kam Jean Paul zur Welt, der wundervollste aller deutschen Klassiker. Er verdient heute mehr als das Interesse der Gelehrten.
Jürgen Kaube, FAZ, 21.03.2013
Bayern 2 bietet einen Radio-Podcast in 12 Teilen zu Jean Paul!
Nachtrag:
Jean-Paul-Biografie
Bodenhaftung dank Bayreuther Bier
Rezension von Helmut Pfotenhauer: Jean Paul. Das Leben als Schreiben. Hanser, München 2013.
Von Holger Noltze, Cicero, 27. März 2013
Jean Paul und die bayerischen Akademien
Dem großen Querkopf der „Goethe-Zeit“ widmen die Bayerische Akademie der Wissenschaften und die Bayerische Akademie der Schönen Künste am Montag, 22. April und 29. April zwei Abende mit Vorträgen und Lesungen.
Zum 250. Geburtstag des oberfränkischen Dichters Jean Paul (1763-1825) erinnern die beiden Akademien an die vielfältigen Verbindungen, die Jean Paul mit den intellektuellen Größen der gelehrten Gesellschaften Bayerns pflegte. Mit den führenden Köpfen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften stand Jean Paul in intensivem, wenn es sein musste auch streitbarem Austausch, z.B. mit Friedrich Heinrich Jacobi (Präsident der BAdW von 1807-1812), den er als seinen geistigen Mentor ansah und mit dem er einen regen Briefwechsel pflegte. Auch Friedrich Schlichtegroll (Generalsekretär der BAdW 1807-1827) zählte der Dichter zu seinen Freunden. Mit dem Generalsekretär der Akademie der Bildenden Künste, Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, stritt sich Jean Paul seit seiner Leipziger Zeit im Jahr 1797 über philosophische Themen.
Auch wenn sich Jean Paul eher der Satire auf die gelehrten Gesellschaften verschrieb, suchte er persönlich doch stets den Kontakt zu ihren Mitgliedern.
1807 versuchte er, selbst Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu werden, um als freier Schriftsteller in kriegerischen Zeiten besser abgesichert zu sein. Dieses Vorhaben scheiterte aber zunächst, er wurde erst 1820 als auswärtiges Mitglied in die Akademie aufgenommen.
Termine
Montag, 22. April 2013, 19 Uhr
Jean Paul-Abend: Vorträge zum 250. Geburtstag des Schriftstellers in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Vortrag von Helmut Pfotenhauer
Ort: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Plenarsaal Alfons-Goppel-Str. 11, 80539 München
Montag, 29. April 2013, 19 Uhr
Jean Paul Lesenacht in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Lesungen von: Anita Albus, Dieter Borchmeyer, Jens Malte Fischer, Walter Flemmer, Peter Hamm, Gert Heidenreich, Joachim Kalka, Werner von Koppenfels, Michael Krüger, Helmut Pfotenhauer und Hans-Joachim Ruckhäberle.
Zwischen den Lesungen spielt Siegfried Mauser (Klavier) die „Papillons“ von Robert Schumann und spricht über den Zusammenhang mit Jean Pauls Romanfragment „Flegeljahre“.
Ort: Bayerische Akademie der Schönen Künste Max-Joseph-Platz 3, 80539 München
Informationen und ausführliches Programm unter:
www.badw.de/aktuell/termine/
Der Eintritt ist frei. Eine Platzreservierung ist nicht möglich.
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist eine der größten und ältesten Akademien in Deutschland. Sie ist zugleich Gelehrtengesellschaft und Forschungseinrichtung von internationalem Rang. Mit rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt sie Grundlagenforschung in den Geistes- und Naturwissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und die kulturelle Überlieferung sichern. Sie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Deutschlands, und des Walther-Meißner- Instituts für Tieftemperaturforschung. Seit 2010 betreibt sie ein Junges Kolleg für den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern.
Mittwoch, 20. März 2013
Grimm: Das blaue Licht
Das blaue Licht
Ein Märchen der Brüder Grimm
KHM 116
Es
war einmal ein Soldat, der hatte dem König lange Jahre treu gedient:
als aber der Krieg zu Ende war und der Soldat, der vielen Wunden wegen,
die er empfangen hatte, nicht weiter dienen konnte, sprach der König zu
ihm 'du kannst heim gehen, ich brauche dich nicht mehr:
Geld bekommst du weiter nicht, denn Lohn erhält nur der, welcher mir
Dienste dafür leistet.' Da wusste der Soldat nicht, womit er sein Leben
fristen sollte: ging voll Sorgen fort und ging den ganzen Tag, bis er
abends in einen Wald kam. Als die Finsternis einbrach, sah er ein Licht,
dem näherte er sich und kam zu einem Haus, darin wohnte eine Hexe. 'Gib
mir doch ein Nachtlager und ein wenig Essen und Trinken' sprach er zu
ihr, 'ich verschmachte sonst.' 'Oho!' antwortete sie, 'wer gibt einem
verlaufenen Soldaten etwas? doch will ich barmherzig sein und dich
aufnehmen, wenn du tust, was ich verlange.' 'Was verlangst du?, fragte
der Soldat. 'Dass du mir morgen meinen Garten umgräbst.' Der Soldat
willigte ein und arbeitete den folgenden Tag aus allen Kräften, konnte
aber vor Abend nicht fertig werden. 'Ich sehe wohl' sprach die Hexe,
'dass du heute nicht weiter kannst: ich will dich noch eine Nacht
behalten, dafür sollst du mir morgen ein Fuder Holz spalten und klein
machen.' Der Soldat brauchte dazu den ganzen Tag, und abends machte ihm
die Hexe den Vorschlag, noch eine Nacht zu bleiben. 'Du sollst mir
morgen nur eine geringe Arbeit tun, hinter meinem Hause ist ein alter
wasserleerer Brunnen, in den ist mir mein Licht gefallen, es brennt blau
und verlischt nicht, das sollst du mir wieder heraufholen.' Den andern
Tag führte ihn die Alte zu dem Brunnen und liess ihn in einem Korb
hinab. Er fand das blaue Licht und machte ein Zeichen, dass sie ihn
wieder hinaufziehen sollte. Sie zog ihn auch in die Höhe, als er aber
dem Rand nahe war, reichte sie die Hand hinab und wollte ihm das blaue
Licht abnehmen. 'Nein' sagte er und merkte ihre bösen Gedanken, 'das
Licht gebe ich dir nicht eher, als bis ich mit beiden Füssen auf dem
Erdboden stehe.' Da geriet die Hexe in Wut, liess ihn wieder hinab in
den Brunnen fallen und ging fort.
Der arme Soldat fiel, ohne Schaden zu nehmen, auf den feuchten Boden, und das blaue Licht brannte fort, aber was konnte ihm das helfen? er sah wohl, dass er dem Tod nicht entgehen würde. Er sass eine Weile ganz traurig, da griff er zufällig in seine Tasche und fand seine Tabakspfeife, die noch halb gestopft war. 'Das soll mein letztes Vergnügen sein' dachte er, zog sie heraus, zündete sie an dem blauen Licht an und fing an zu rauchen. Als der Dampf in der Höhle umhergezogen war, stand auf einmal ein kleines schwarzes Männchen vor ihm und fragte 'Herr, was befiehlst du?, 'Was habe ich dir zu befehlen?, erwiderte der Soldat ganz verwundert. 'Ich muss alles tun' sagte das Männchen, 'was du verlangst.' 'Gut' sprach der Soldat, 'so hilf mir zuerst aus dem Brunnen.' Das Männchen nahm ihn bei der Hand und führte ihn durch einen unterirdischen Gang, vergass aber nicht, das blaue Licht mitzunehmen. Es zeigte ihm unterwegs die Schätze, welche die Hexe zusammengebracht und da versteckt hatte, und der Soldat nahm so viel Gold, als er tragen konnte. Als er oben war, sprach er zu dem Männchen 'nun geh hin, bind die alte Hexe und führe sie vor das Gericht.' Nicht lange, so kam sie auf einem wilder Kater mit furchtbarem Geschrei schnell wie der Wind vorbeigeritten, und es dauerte abermals nicht lang, so war das Männchen zurück, 'es ist alles ausgerichtet' sprach es, 'und die Hexe hängt schon am Galgen - Herr, was befiehlst du weiter?, fragte der Kleine. 'In dem Augenblick nichts' antwortete der Soldat, 'du kannst nach Haus gehen: sei nur gleich bei der Hand, wenn ich dich rufe.' 'Es ist nichts nötig' sprach das Männchen, 'als dass du deine Pfeife an dem blauen Licht anzündest, dann stehe ich gleich vor dir.' Darauf verschwand es vor seinen Augen.
Der Soldat kehrte in die Stadt zurück, aus der er gekommen war. Er ging in den besten Gasthof und liess sich schöne Kleider machen, dann befahl er dem Wirt, ihm ein Zimmer so prächtig als möglich einzurichten. Als es fertig war und der Soldat es bezogen hatte, rief er das schwarze Männchen und sprach 'ich habe dem König treu gedient, er aber hat mich fortgeschickt und mich hungern lassen, dafür will ich jetzt Rache nehmen.' 'Was soll ich tun?' fragte der Kleine. 'Spät abends, wenn die Königstochter im Bete liegt, so bring sie schlafend hierher, sie soll Mägdedienste bei mir tun.' Das Männchen sprach 'für mich ist das ein leichtes, für dich aber ein gefährliches Ding, wenn das herauskommt, wird es dir schlimm ergehen.' Als es zwölf geschlagen hatte, sprang die Türe auf, und das Männchen trug die Königstochter herein. 'Aha, bist du da?' rief der Soldat, 'frisch an die Arbeit! geh, hol den Besen und kehr die Stube.' Als sie fertig war, hiess er sie zu seinem Sessel kommen, streckte ihr die Füsse entgegen und sprach 'zieh mir die Stiefel aus' warf sie ihr dann ins Gesicht, und sie musste sie aufheben, reinigen und glänzend machen. Sie tat aber alles, was er ihr befahl, ohne Widerstreben, stumm und mit halbgeschlossenen Augen. Bei dem ersten Hahnschrei trug sie das Männchen wieder in das königliche Schloss und in ihr Bett zurück.
Am andern Morgen, als die Königstochter aufgestanden war ging sie zu ihrem Vater und erzählte ihm, sie hätte einen wunderlichen Traum gehabt, 'ich ward durch die Strassen mit Blitzesschnelle fortgetragen und in das Zimmer eines Soldaten gebracht, dem musste ich als Magd dienen und aufwarten und alle gemeine Arbeit tun, die Stube kehren und die Stiefel putzen. Es war nur ein Traum, und doch bin ich so müde, als wenn ich wirklich alles getan hätte.' 'Der Traum könnte wahr gewesen sein' sprach der König, 'ich will dir einen Rat geben, stecke deine Tasche voll Erbsen und mache ein klein Loch in die Tasche, wirst du wieder abgeholt, so fallen sie heraus und lassen die Spur auf der Strasse.' Als der König so sprach, stand das Männchen unsichtbar dabei und hörte alles mit an. Nachts, als es die schlafende Königstochter wieder durch die Strassen trug, fielen zwar einzelne Erbsen aus der Tasche, aber sie konnten keine, Spur machen, denn das listige Männchen hatte vorher in allen Strassen Erbsen verstreut. Die Königstochter aber musste wieder bis zum Hahnenschrei Mägdedienste tun.
Der König schickte am folgenden Morgen seine Leute aus, welche die Spur suchen sollten, aber es war vergeblich, denn in allen Strassen sassen die armen Kinder und lasen Erbsen auf und sagten 'es hat heut nacht Erbsen geregnet.' 'Wir müssen etwas anderes aussinnen' sprach der König, 'behalt deine Schuh an, wenn du dich zu Bett legst, und ehe du von dort zurückkehrst, verstecke einen davon; ich will ihn schon finden.' Das schwarze Männchen vernahm den Anschlag, und als der Soldat abends verlangte, er sollte die Königstochter wieder herbeitragen, riet es ihm ab und sagte, gegen diese List wüsste es kein Mittel, und wenn der Schuh bei ihm gefunden würde, so könnte es ihm schlimm ergehen. 'Tue, was ich dir sage,' erwiderte der Soldat, und die Königstochter musste auch in der dritten Nacht wie eine Magd arbeiten; sie versteckte aber, ehe sie zurückgetragen wurde, einen Schuh unter das Bett.
Am andern Morgen liess der König in der ganzen Stadt den Schuh seiner Tochter suchen: er ward bei dem Soldaten gefunden und der Soldat selbst, der sich auf Bitten des Kleinen zum Tor hinausgemacht hatte, ward bald eingeholt und ins Gefängnis geworfen. Er hatte sein Bestes bei der Flucht vergessen, das blaue Licht und das Gold, und hatte nur noch einen Dukaten in der Tasche. Als er nun mit Ketten belastet an dem Fenster seines Gefängnisses stand, sah er einen seiner Kameraden vorbeigehen. Er klopfte an die Scheibe, und als er herbeikam, sagte er 'sei so gut und hol mir das kleine Bündelchen, das ich in dem Gasthaus habe liegen lassen, ich gebe dir dafür einen Dukaten.' Der Kamerad lief hin, und brachte ihm das Verlangte. Sobald der Soldat wieder allein war, steckte er seine Pfeife an und liess das schwarze Männchen kommen. 'Sei ohne Furcht,' sprach es zu seinem Herrn, 'geh hin, wo sie dich hinführen, und lass alles geschehen, nimm nur das blaue Licht mit.' Am andern Tag ward Gericht über den Soldaten gehalten, und obgleich er nichts Böses getan hatte, verurteilte ihn der Richter doch zum Tode. Als er nun hinausgeführt wurde, bat er den König um eine letzte Gnade. 'Was für eine?' fragte der König. 'Dass ich auf dem Weg noch eine Pfeife rauchen darf.' 'Du kannst drei rauchen' antwortete der König, 'aber glaube nicht, dass ich dir das Leben schenke.' Da zog der Soldat seine Pfeife heraus und zündete sie an dem blauen Licht an, und wie ein paar Ringel vom Rauch aufgestiegen waren, so stand schon das Männchen da hatte einen kleinen Knüppel in der Hand und sprach 'was befiehlt mein Herr?, 'Schlag mir da die falschen Richter und ihre Häscher zu Boden, und verschone auch den König nicht, der mich so schlecht behandelt hat.' Da fuhr das Männchen wie der Blitz, zickzack`, hin und her, und wen es mit seinem Knüppel nur anrührte, der fiel schon zu Boden und getraute sich nicht mehr zu regen. Dem König ward angst, er legte sich auf das Bitten, und um nur das Leben zu behalten, gab er dem Soldaten das Reich und seine Tochter zur Frau.
Der arme Soldat fiel, ohne Schaden zu nehmen, auf den feuchten Boden, und das blaue Licht brannte fort, aber was konnte ihm das helfen? er sah wohl, dass er dem Tod nicht entgehen würde. Er sass eine Weile ganz traurig, da griff er zufällig in seine Tasche und fand seine Tabakspfeife, die noch halb gestopft war. 'Das soll mein letztes Vergnügen sein' dachte er, zog sie heraus, zündete sie an dem blauen Licht an und fing an zu rauchen. Als der Dampf in der Höhle umhergezogen war, stand auf einmal ein kleines schwarzes Männchen vor ihm und fragte 'Herr, was befiehlst du?, 'Was habe ich dir zu befehlen?, erwiderte der Soldat ganz verwundert. 'Ich muss alles tun' sagte das Männchen, 'was du verlangst.' 'Gut' sprach der Soldat, 'so hilf mir zuerst aus dem Brunnen.' Das Männchen nahm ihn bei der Hand und führte ihn durch einen unterirdischen Gang, vergass aber nicht, das blaue Licht mitzunehmen. Es zeigte ihm unterwegs die Schätze, welche die Hexe zusammengebracht und da versteckt hatte, und der Soldat nahm so viel Gold, als er tragen konnte. Als er oben war, sprach er zu dem Männchen 'nun geh hin, bind die alte Hexe und führe sie vor das Gericht.' Nicht lange, so kam sie auf einem wilder Kater mit furchtbarem Geschrei schnell wie der Wind vorbeigeritten, und es dauerte abermals nicht lang, so war das Männchen zurück, 'es ist alles ausgerichtet' sprach es, 'und die Hexe hängt schon am Galgen - Herr, was befiehlst du weiter?, fragte der Kleine. 'In dem Augenblick nichts' antwortete der Soldat, 'du kannst nach Haus gehen: sei nur gleich bei der Hand, wenn ich dich rufe.' 'Es ist nichts nötig' sprach das Männchen, 'als dass du deine Pfeife an dem blauen Licht anzündest, dann stehe ich gleich vor dir.' Darauf verschwand es vor seinen Augen.
Der Soldat kehrte in die Stadt zurück, aus der er gekommen war. Er ging in den besten Gasthof und liess sich schöne Kleider machen, dann befahl er dem Wirt, ihm ein Zimmer so prächtig als möglich einzurichten. Als es fertig war und der Soldat es bezogen hatte, rief er das schwarze Männchen und sprach 'ich habe dem König treu gedient, er aber hat mich fortgeschickt und mich hungern lassen, dafür will ich jetzt Rache nehmen.' 'Was soll ich tun?' fragte der Kleine. 'Spät abends, wenn die Königstochter im Bete liegt, so bring sie schlafend hierher, sie soll Mägdedienste bei mir tun.' Das Männchen sprach 'für mich ist das ein leichtes, für dich aber ein gefährliches Ding, wenn das herauskommt, wird es dir schlimm ergehen.' Als es zwölf geschlagen hatte, sprang die Türe auf, und das Männchen trug die Königstochter herein. 'Aha, bist du da?' rief der Soldat, 'frisch an die Arbeit! geh, hol den Besen und kehr die Stube.' Als sie fertig war, hiess er sie zu seinem Sessel kommen, streckte ihr die Füsse entgegen und sprach 'zieh mir die Stiefel aus' warf sie ihr dann ins Gesicht, und sie musste sie aufheben, reinigen und glänzend machen. Sie tat aber alles, was er ihr befahl, ohne Widerstreben, stumm und mit halbgeschlossenen Augen. Bei dem ersten Hahnschrei trug sie das Männchen wieder in das königliche Schloss und in ihr Bett zurück.
Am andern Morgen, als die Königstochter aufgestanden war ging sie zu ihrem Vater und erzählte ihm, sie hätte einen wunderlichen Traum gehabt, 'ich ward durch die Strassen mit Blitzesschnelle fortgetragen und in das Zimmer eines Soldaten gebracht, dem musste ich als Magd dienen und aufwarten und alle gemeine Arbeit tun, die Stube kehren und die Stiefel putzen. Es war nur ein Traum, und doch bin ich so müde, als wenn ich wirklich alles getan hätte.' 'Der Traum könnte wahr gewesen sein' sprach der König, 'ich will dir einen Rat geben, stecke deine Tasche voll Erbsen und mache ein klein Loch in die Tasche, wirst du wieder abgeholt, so fallen sie heraus und lassen die Spur auf der Strasse.' Als der König so sprach, stand das Männchen unsichtbar dabei und hörte alles mit an. Nachts, als es die schlafende Königstochter wieder durch die Strassen trug, fielen zwar einzelne Erbsen aus der Tasche, aber sie konnten keine, Spur machen, denn das listige Männchen hatte vorher in allen Strassen Erbsen verstreut. Die Königstochter aber musste wieder bis zum Hahnenschrei Mägdedienste tun.
Der König schickte am folgenden Morgen seine Leute aus, welche die Spur suchen sollten, aber es war vergeblich, denn in allen Strassen sassen die armen Kinder und lasen Erbsen auf und sagten 'es hat heut nacht Erbsen geregnet.' 'Wir müssen etwas anderes aussinnen' sprach der König, 'behalt deine Schuh an, wenn du dich zu Bett legst, und ehe du von dort zurückkehrst, verstecke einen davon; ich will ihn schon finden.' Das schwarze Männchen vernahm den Anschlag, und als der Soldat abends verlangte, er sollte die Königstochter wieder herbeitragen, riet es ihm ab und sagte, gegen diese List wüsste es kein Mittel, und wenn der Schuh bei ihm gefunden würde, so könnte es ihm schlimm ergehen. 'Tue, was ich dir sage,' erwiderte der Soldat, und die Königstochter musste auch in der dritten Nacht wie eine Magd arbeiten; sie versteckte aber, ehe sie zurückgetragen wurde, einen Schuh unter das Bett.
Am andern Morgen liess der König in der ganzen Stadt den Schuh seiner Tochter suchen: er ward bei dem Soldaten gefunden und der Soldat selbst, der sich auf Bitten des Kleinen zum Tor hinausgemacht hatte, ward bald eingeholt und ins Gefängnis geworfen. Er hatte sein Bestes bei der Flucht vergessen, das blaue Licht und das Gold, und hatte nur noch einen Dukaten in der Tasche. Als er nun mit Ketten belastet an dem Fenster seines Gefängnisses stand, sah er einen seiner Kameraden vorbeigehen. Er klopfte an die Scheibe, und als er herbeikam, sagte er 'sei so gut und hol mir das kleine Bündelchen, das ich in dem Gasthaus habe liegen lassen, ich gebe dir dafür einen Dukaten.' Der Kamerad lief hin, und brachte ihm das Verlangte. Sobald der Soldat wieder allein war, steckte er seine Pfeife an und liess das schwarze Männchen kommen. 'Sei ohne Furcht,' sprach es zu seinem Herrn, 'geh hin, wo sie dich hinführen, und lass alles geschehen, nimm nur das blaue Licht mit.' Am andern Tag ward Gericht über den Soldaten gehalten, und obgleich er nichts Böses getan hatte, verurteilte ihn der Richter doch zum Tode. Als er nun hinausgeführt wurde, bat er den König um eine letzte Gnade. 'Was für eine?' fragte der König. 'Dass ich auf dem Weg noch eine Pfeife rauchen darf.' 'Du kannst drei rauchen' antwortete der König, 'aber glaube nicht, dass ich dir das Leben schenke.' Da zog der Soldat seine Pfeife heraus und zündete sie an dem blauen Licht an, und wie ein paar Ringel vom Rauch aufgestiegen waren, so stand schon das Männchen da hatte einen kleinen Knüppel in der Hand und sprach 'was befiehlt mein Herr?, 'Schlag mir da die falschen Richter und ihre Häscher zu Boden, und verschone auch den König nicht, der mich so schlecht behandelt hat.' Da fuhr das Männchen wie der Blitz, zickzack`, hin und her, und wen es mit seinem Knüppel nur anrührte, der fiel schon zu Boden und getraute sich nicht mehr zu regen. Dem König ward angst, er legte sich auf das Bitten, und um nur das Leben zu behalten, gab er dem Soldaten das Reich und seine Tochter zur Frau.
Dienstag, 19. März 2013
Philip Roths 80. Geburtstag
Philip Milton Roth (born March 19, 1933) is an American novelist. He first gained attention with the 1959 novella Goodbye, Columbus, an irreverent and humorous portrait of American-Jewish life for which he received the U.S. National Book Award for Fiction, Roth's fiction, regularly set in Newark, New Jersey, is known for its intensely autobiographical character, for philosophically and formally blurring the distinction between reality and fiction, for its "supple, ingenious style" and for its provocative explorations of Jewish and American identity. Roth is one of the most awarded U.S. writers of his generation: his books have twice received the National Book Award, twice the National Book Critics Circle award, and three times the PEN/Faulkner Award.
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Montag, 18. März 2013
Friedrich Hebbels 200. Geburtstag
Christian Friedrich Hebbel (* 18. März 1813 in Wesselburen, Dithmarschen; † 13. Dezember 1863 in Wien) war ein deutscher Dramatiker und Lyriker. Sein Pseudonym in der Jugend war Dr. J. F. Franz.
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Abbidlung aus Wikipedia (Porträtbild von Carl Rahl)
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Abbidlung aus Wikipedia (Porträtbild von Carl Rahl)
Grimm: Vom klugen Schneiderlein
Vom klugen Schneiderlein
Ein Märchen der Brüder Grimm
KHM 114
Es
war einmal eine Prinzessin gewaltig stolz; kam ein Freier, so gab sie
ihm etwas zu raten auf, und wenn er's nicht erraten konnte, so ward er
mit Spott fortgeschickt. Sie liess auch bekanntmachen, wer ihr
Rätsel löste, sollte sich mit ihr vermählen, und möchte kommen, wer da
wollte. Endlich fanden sich auch drei Schneider zusammen; davon meinten
die zwei ältesten, sie hätten so manchen feinen Stich getan und hätten's
getroffen, da könnt's ihnen nicht fehlen, sie müssten's auch hier
treffen. Der dritte war ein kleiner, unnützer Springinsfeld, der nicht
einmal sein Handwerk verstand, aber meinte, er müsste dabei Glück haben;
denn woher sollt's ihm sonst kommen. Da sprachen die zwei andern zu
ihm: "Bleib nur zu Haus, du wirst mit deinem bisschen Verstande nicht
weit kommen!" Das Schneiderlein liess sich aber nicht irremachen und
sagte, es hätten einmal seinen Kopf darauf gesetzt und wollte sich schon
helfen, und ging dahin, als wäre die ganze Welt sein.
Da meldeten sich alle drei bei der Prinzessin und sagten, sie sollte ihnen ihre Rätsel vorlegen; es wären die rechten Leute angekommen, die hätten einen feinen Verstand, dass man ihn wohl in eine Nadel fädeln könnte. Da sprach die Prinzessin: "Ich habe zweierlei Haar auf dem Kopf, von was für Farben ist das?" - "Wenn's weiter nichts ist," sagte der erste, "es wird schwarz und weiss sein wie Tuch, das man Kümmel und Salz nennt." Die Prinzessin sprach: "Falsch geraten, antworte der zweite!" Da sagte der zweite: "Ist's nicht schwarz und weiss, so ist's braun und rot, wie meines Herrn Vaters Bratenrock." - "Falsch geraten," sagte die Prinzessin, "antworte der dritte, dem seh ich's an, der weiss es sicherlich." Da trat das Schneiderlein keck hervor und sprach: "Die Prinzessin hat ein silbernes und ein goldenes Haar auf dem Kopf, und das sind die zweierlei Farben." Wie die Prinzessin das hörte, ward sie blass und wäre vor Schrecken beinah hingefallen, denn das Schneiderlein hatte es getroffen, und sie hatte fest geglaubt, das würde kein Mensch auf der Welt herausbringen. Als ihr das Herz wieder kam, sprach sie: "Damit hast du mich noch nicht gewonnen; du musst noch eins tun. Unten im Stall liegt ein Bär, bei dem sollst du die Nacht zubringen; wenn ich dann morgen aufstehe und du bist noch lebendig, so sollst du mich heiraten." Sie dachte aber, damit wollte sie das Schneiderlein loswerden, denn der Bär hatte noch keinen Menschen lebendig gelassen, der ihm unter die Tatzen gekommen war. Das Schneiderlein liess sich nicht abschrecken, war ganz vergnügt und sprach: "Frisch gewagt ist halb gewonnen."
Als nun der Abend kam, ward mein Schneiderlein hinunter zum Bären gebracht. Der Bär wollte auch gleich auf den kleinen Kerl los und ihm mit seiner Tatze einen guten Willkommen geben. "Sachte, sachte," sprach das Schneiderlein, "ich will dich schon zur Ruhe bringen." Da holte es ganz gemächlich, als hätt es keine Sorgen, welsche Nüsse aus der Tasche, biss sie auf und ass die Kerne. Wie der Bär das sah, kriegte er Lust und wollte auch Nüsse haben. Das Schneiderlein griff in die Tasche und reichte ihm eine Handvoll; es waren aber keine Nüsse, sondern Wackersteine. Der Bär steckte sie ins Maul, konnte aber nichts aufbringen, er mochte beissen, wie er wollte. Ei, dachte er, was bist du für ein dummer Klotz! kannst nicht einmal die Nüsse aufbeissen, und sprach zum Schneiderlein: "Mein, beiss mir die Nüsse auf!" - "Da siehst du, was du für ein Kerl bist," sprach das Schneiderlein, "hast so ein grosses Maul und kannst die kleine Nuss nicht aufbeissen." Da nahm es die Steine, war hurtig, steckte dafür eine Nuss in den Mund und knack! war sie entzwei. "Ich muss das Ding noch einmal probieren," sprach der Bär, "wenn ich's so ansehe, ich mein, ich müsst's auch können." Da gab ihm das Schneiderlein abermals Wackersteine, und der Bär arbeitete und biss aus allen Leibeskräften hinein. Aber du glaubst auch nicht, dass er sie aufgebracht hat. Wie das vorbei war, holte das Schneiderlein eine Violine unter dem Rock hervor und spielte sich ein Stückchen darauf. Als der Bär die Musik vernahm, konnte er es nicht lassen und fing an zu tanzen, und als er ein Weilchen getanzt hatte, gefiel ihm das Ding so wohl, dass er zum Schneiderlein sprach: "Hör, ist das Geigen schwer?" - "Kinderleicht, siehst du, mit der Linken leg ich die Finger auf, und mit der Rechten streich ich mit dem Bogen drauf los, da geht's lustig, hopsasa, vivallalera!" - "So geigen," sprach der Bär, "das möcht ich auch verstehen, damit ich tanzen könnte, so oft ich Lust hätte. Was meinst du dazu? Willst du mir Unterricht darin geben?" - "Von Herzen gern," sagte das Schneiderlein, "wenn du Geschick dazu hast. Aber weis einmal deine Tatzen her, die sind gewaltig lang, ich muss dir die Nägel ein wenig abschneiden." Da ward ein Schraubstock herbeigeholt, und der Bär legte seine Tatzen darauf; das Schneiderlein aber schraubte sie fest und sprach: "Nun warte, bis ich mit der Schere komme!" liess den Bären brummen, soviel er wollte, legte sich in die Ecke auf ein Bund Stroh und schlief ein.
Die Prinzessin, als sie am Abend den Bären so gewaltig brummen hörte, glaubte nicht anders, als er brummte vor Freuden und hätte dem Schneider den Garaus gemacht. Am Morgen stand sie ganz unbesorgt und vergnügt auf; wie sie aber nach dem Stall guckt, so steht das Schneiderlein ganz munter davor und ist gesund wie ein Fisch im Wasser. Da konnte sie nun kein Wort mehr dagegen sagen, weil sie's öffentlich versprochen hatte, und der König liess einen Wagen kommen, darin musste sie mit dem Schneiderlein zur Kirche fahren, und sollte sie da vermählt werden. Wie sie eingestiegen waren, gingen die beiden anderen Schneider, die ein falsches Herz hatten und ihm sein Glück nicht gönnten, in den Stall und schraubten den Bären los. Der Bär in voller Wut rannte hinter dem Wagen her. Die Prinzessin hörte ihn schnauben und brummen. Es ward ihr angst, und sie rief: "Ach, der Bär ist hinter uns und will dich holen!" Das Schneiderlein war fix, stellte sich auf den Kopf, streckte die Beine zum Fenster hinaus und rief: "Siehst du den Schraubstock? Wann du nicht gehst, so sollst du wieder hinein." Wie der Bär das sah, drehte er um und lief fort. Mein Schneiderlein fuhr da ruhig in die Kirche, und die Prinzessin ward ihm an die Hand getraut, und er lebte mit ihr vergnügt wie eine Heidlerche. Wer's nicht glaubt, bezahlt einen Taler.
Da meldeten sich alle drei bei der Prinzessin und sagten, sie sollte ihnen ihre Rätsel vorlegen; es wären die rechten Leute angekommen, die hätten einen feinen Verstand, dass man ihn wohl in eine Nadel fädeln könnte. Da sprach die Prinzessin: "Ich habe zweierlei Haar auf dem Kopf, von was für Farben ist das?" - "Wenn's weiter nichts ist," sagte der erste, "es wird schwarz und weiss sein wie Tuch, das man Kümmel und Salz nennt." Die Prinzessin sprach: "Falsch geraten, antworte der zweite!" Da sagte der zweite: "Ist's nicht schwarz und weiss, so ist's braun und rot, wie meines Herrn Vaters Bratenrock." - "Falsch geraten," sagte die Prinzessin, "antworte der dritte, dem seh ich's an, der weiss es sicherlich." Da trat das Schneiderlein keck hervor und sprach: "Die Prinzessin hat ein silbernes und ein goldenes Haar auf dem Kopf, und das sind die zweierlei Farben." Wie die Prinzessin das hörte, ward sie blass und wäre vor Schrecken beinah hingefallen, denn das Schneiderlein hatte es getroffen, und sie hatte fest geglaubt, das würde kein Mensch auf der Welt herausbringen. Als ihr das Herz wieder kam, sprach sie: "Damit hast du mich noch nicht gewonnen; du musst noch eins tun. Unten im Stall liegt ein Bär, bei dem sollst du die Nacht zubringen; wenn ich dann morgen aufstehe und du bist noch lebendig, so sollst du mich heiraten." Sie dachte aber, damit wollte sie das Schneiderlein loswerden, denn der Bär hatte noch keinen Menschen lebendig gelassen, der ihm unter die Tatzen gekommen war. Das Schneiderlein liess sich nicht abschrecken, war ganz vergnügt und sprach: "Frisch gewagt ist halb gewonnen."
Als nun der Abend kam, ward mein Schneiderlein hinunter zum Bären gebracht. Der Bär wollte auch gleich auf den kleinen Kerl los und ihm mit seiner Tatze einen guten Willkommen geben. "Sachte, sachte," sprach das Schneiderlein, "ich will dich schon zur Ruhe bringen." Da holte es ganz gemächlich, als hätt es keine Sorgen, welsche Nüsse aus der Tasche, biss sie auf und ass die Kerne. Wie der Bär das sah, kriegte er Lust und wollte auch Nüsse haben. Das Schneiderlein griff in die Tasche und reichte ihm eine Handvoll; es waren aber keine Nüsse, sondern Wackersteine. Der Bär steckte sie ins Maul, konnte aber nichts aufbringen, er mochte beissen, wie er wollte. Ei, dachte er, was bist du für ein dummer Klotz! kannst nicht einmal die Nüsse aufbeissen, und sprach zum Schneiderlein: "Mein, beiss mir die Nüsse auf!" - "Da siehst du, was du für ein Kerl bist," sprach das Schneiderlein, "hast so ein grosses Maul und kannst die kleine Nuss nicht aufbeissen." Da nahm es die Steine, war hurtig, steckte dafür eine Nuss in den Mund und knack! war sie entzwei. "Ich muss das Ding noch einmal probieren," sprach der Bär, "wenn ich's so ansehe, ich mein, ich müsst's auch können." Da gab ihm das Schneiderlein abermals Wackersteine, und der Bär arbeitete und biss aus allen Leibeskräften hinein. Aber du glaubst auch nicht, dass er sie aufgebracht hat. Wie das vorbei war, holte das Schneiderlein eine Violine unter dem Rock hervor und spielte sich ein Stückchen darauf. Als der Bär die Musik vernahm, konnte er es nicht lassen und fing an zu tanzen, und als er ein Weilchen getanzt hatte, gefiel ihm das Ding so wohl, dass er zum Schneiderlein sprach: "Hör, ist das Geigen schwer?" - "Kinderleicht, siehst du, mit der Linken leg ich die Finger auf, und mit der Rechten streich ich mit dem Bogen drauf los, da geht's lustig, hopsasa, vivallalera!" - "So geigen," sprach der Bär, "das möcht ich auch verstehen, damit ich tanzen könnte, so oft ich Lust hätte. Was meinst du dazu? Willst du mir Unterricht darin geben?" - "Von Herzen gern," sagte das Schneiderlein, "wenn du Geschick dazu hast. Aber weis einmal deine Tatzen her, die sind gewaltig lang, ich muss dir die Nägel ein wenig abschneiden." Da ward ein Schraubstock herbeigeholt, und der Bär legte seine Tatzen darauf; das Schneiderlein aber schraubte sie fest und sprach: "Nun warte, bis ich mit der Schere komme!" liess den Bären brummen, soviel er wollte, legte sich in die Ecke auf ein Bund Stroh und schlief ein.
Die Prinzessin, als sie am Abend den Bären so gewaltig brummen hörte, glaubte nicht anders, als er brummte vor Freuden und hätte dem Schneider den Garaus gemacht. Am Morgen stand sie ganz unbesorgt und vergnügt auf; wie sie aber nach dem Stall guckt, so steht das Schneiderlein ganz munter davor und ist gesund wie ein Fisch im Wasser. Da konnte sie nun kein Wort mehr dagegen sagen, weil sie's öffentlich versprochen hatte, und der König liess einen Wagen kommen, darin musste sie mit dem Schneiderlein zur Kirche fahren, und sollte sie da vermählt werden. Wie sie eingestiegen waren, gingen die beiden anderen Schneider, die ein falsches Herz hatten und ihm sein Glück nicht gönnten, in den Stall und schraubten den Bären los. Der Bär in voller Wut rannte hinter dem Wagen her. Die Prinzessin hörte ihn schnauben und brummen. Es ward ihr angst, und sie rief: "Ach, der Bär ist hinter uns und will dich holen!" Das Schneiderlein war fix, stellte sich auf den Kopf, streckte die Beine zum Fenster hinaus und rief: "Siehst du den Schraubstock? Wann du nicht gehst, so sollst du wieder hinein." Wie der Bär das sah, drehte er um und lief fort. Mein Schneiderlein fuhr da ruhig in die Kirche, und die Prinzessin ward ihm an die Hand getraut, und er lebte mit ihr vergnügt wie eine Heidlerche. Wer's nicht glaubt, bezahlt einen Taler.
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