Die drei Handwerksburschen
Ein Märchen der Brüder Grimm
KHM 120
Es
waren drei Handwerksburschen, die hatten es verabredet, auf ihrer
Wanderung beisammen zu bleiben und immer in einer Stadt zu arbeiten. Auf
eine Zeit aber fanden sie bei ihren Meistern kein Verdienst mehr,
so dass sie endlich ganz abgerissen waren und nichts zu leben hatten.
Da sprach der eine 'was sollen wir anfangen? hier bleiben können wir
nicht länger, wir wollen wieder wandern, und wenn wir in der Stadt, wo
wir hinkommen, keine Arbeit finden, so wollen wir beim Herbergsvater
ausmachen, dass wir ihm schreiben, wo wir uns aufhalten, und einer vom
andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns trennen;' das
schien den andern auch das beste. Sie zogen fort, da kam ihnen auf dem
Weg ein reich gekleideter Mann entgegen, der fragte, wer sie wären. 'Wir
sind Handwerksleute und suchen Arbeit: wir haben uns bisher
zusammengehalten, wenn wir aber keine mehr finden, so wollen wir uns
trennen.' 'Das hat keine Not,' sprach der Mann, 'wenn ihr tun wollt, was
ich euch sage, solls euch an Geld und Arbeit nicht fehlen; ja ihr sollt
grosse Herren werden und in Kutschen fahren.' Der eine sprach ,wenns
unserer Seele und Seligkeit nicht schadet, so wollen wirs wohl tun.'
'Nein,' antwortete der Mann, 'ich habe keinen Teil an euch.' Der andere
aber hatte nach seinen Füssen gesehen, und als er da einen Pferdefuss
und einen Menschenfuss erblickte, wollte er sich nicht mit ihm
einlassen. Der Teufel aber sprach 'gebt euch zufrieden, es ist nicht auf
euch abgesehen, sondern auf eines anderen Seele, der schon halb mein
ist, und dessen Mass nur vollaufen soll.' Weil sie nun sicher waren,
willigten sie ein, und der Teufel sagte ihnen, was er verlangte, der
erste sollte auf jede Frage antworten 'wir alle drei,' der zweite 'ums
Geld,' der dritte 'und das war recht.' Das sollten sie immer
hintereinander sagen, weiter aber dürften sie kein Wort sprechen, und
überträten sie das Gebot, so wäre gleich alles Geld verschwunden:
solange sie es aber befolgten, sollten ihre Taschen immer voll sein. Zum
Anfang gab er ihnen auch gleich soviel, als sie tragen konnten, und
hiess sie in die Stadt in das und das Wirtshaus gehen. Sie gingen
hinein, der Wirt kam ihnen entgegen und fragte 'wollt ihr etwas zu
essen?' Der erste antwortete 'wir alle drei.' 'Ja,' sagte der Wirt, 'das
mein ich auch.' Der zweite 'ums Geld.' 'Das versteht sich,' sagte der
Wirt. Der dritte 'und das war recht.' 'Jawohl wars recht,' sagte der
Wirt. Es ward ihnen nun gut Essen und Trinken gebracht und wohl
aufgewartet. Nach dem Essen musste die Bezahlung geschehen, da hielt der
Wirt dem einen die Rechnung hin' der sprach 'wir alle drei,' der zweite
'ums Geld,' der dritte 'und das war recht.' 'Freilich ists recht,'
sagte der Wirt, 'alle drei bezahlen, und ohne Geld kann ich nichts
geben.' Sie bezahlten aber noch mehr, als er gefordert hatte. Die Gäste
sahen das mit an und sprachen 'die Leute müssen toll sein.' 'Ja, das
sind sie auch,' sagte der Wirt, 'sie sind nicht recht klug.' So blieben
sie eine Zeitlang in dem Wirtshaus und sprachen kein ander Wort als 'wir
alle drei, ums Geld, und das war recht.' Sie sahen aber und wussten
alles, was darin vorging. Es trug sich zu, dass ein grosser Kaufmann kam
mit vielem Geld, der sprach 'Herr Wirt, heb er mir mein Geld auf, da
sind die drei närrischen Handwerksbursche, die möchten mirs stehlen.'
Das tat der Wirt. Wie er den Mantelsack in seine Stube trug, fühlte er,
dass er schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten
ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als
Mitternacht war und der Wirt dachte, sie schliefen alle, kam er mit
seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen
Kaufmann tot; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen.
Wies nun Tag war, gabs grossen Lärm, der Kaufmann lag tot im Bett und
schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirt aber
sprach 'das haben die drei tollen Handwerker getan.' Die Gä ste
bestätigten es und sagten 'niemand anders kanns gewesen sein. Der Wirt
aber liess sie rufen und sagte zu ihnen 'habt ihr den Kaufmann getötet?'
'Wir alle drei,' sagte der erste, 'ums Geld,' der zweite, 'und das war
recht,' der dritte. 'Da hört ihrs nun,' sprach der Wirt, 'sie gestehens
selber.' Sie wurden also ins Gefängnis gebracht, und sollten gerichtet
werden. Wie sie nun sahen, dass es so ernsthaft ging, ward ihnen doch
angst, aber nachts kam der Teufel und sprach 'haltet nur noch einen Tag
aus' und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt
werden.' Am andern Morgen wurden sie vor Gericht geführt: da sprach der
Richter 'seid ihr die Mörder?' 'Wir alle drei.' 'Warum habt ihr den
Kaufmann erschlagen?' 'Ums Geld.' 'Ihr Bösewichter,' sagte der Richter,
'habt ihr euch nicht der Sünde gescheut?' 'Und das war recht.' 'Sie
haben bekannt und sind noch halsstarrig dazu,' sprach der Richter,
'führt sie gleich zum Tod.' Also wurden sie hinausgebracht, und der Wirt
musste mit in den Kreis treten. Wie sie nun von den Henkersknechten
gefasst und oben aufs Gerüst geführt wurden, wo der Scharfrichter mit
blossem Schwerte stand, kam auf einmal eine Kutsche mit vier blutroten
Füchsen bespannt, und fuhr, dass das Feuer aus den Steinen sprang, aus
dem Fenster aber winkte einer mit einem weissen Tuche. Da sprach der
Scharfrichter 'es kommt Gnade,' und ward aus dem Wagen 'Gnade! Gnade!'
gerufen. Da trat der Teufel heraus als ein sehr vornehmer Herr, prächtig
gekleidet, und sprach 'ihr drei seid unschuldig; ihr dürft nun
sprechen, sagt heraus, was ihr gesehen und gehört habt.' Da sprach der
älteste 'wir haben den Kaufmann nicht getötet, der Mörder steht da im
Kreis,' und deutete auf den Wirt, 'zum Wahrzeichen geht hin in seinen
Keller, da hängen noch viele andere, die er ums Leben gebracht.' Da
schickte der Richter die Henkersknechte hin, die fanden es, wies gesagt
war, u nd als sie dem Richter das berichtet hatten, liess er den Wirt
hinaufführen und ihm das Haupt abschlagen. Da sprach der Teufel zu den
dreien 'nun hab ich die Seele, die ich haben wollte, ihr seid aber frei
und habt Geld für euer Lebtag.'
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