Das Denken, dachte er sich, soll sich in der Praxis, im
Vollzug, in den Handlungen erweisen (beweisen, erfüllen). Danken sei schon
Handeln. Wenn das stimmte, wäre es als Handlung aber Wirklichkeit zweiten
Grades, wenn die erste Wirklichkeit die konkrete Handlung darstellte. Denn ohne
Konkretion, ohne realen Vollzug keine wirkliche Handlung, keine wirkliche
Wirklichkeit. Ich denke etwas, ich belasse es aber beim Denken. Das heißt,
meinem Denken folgt keine Handlung. Ich äußere mich nicht, ich setze keine Tat,
das heißt, ich schaffe keine Tat-Sachen, ich bleib untätig. Politisch zeichnet
das den Passiven, den bedingten Mitläufer und Jasager aus, sozial den
Untätigen, den Empfangenden, der es maximal beim Reflektieren (das nie Handeln
ist, sondern immer auf einer Metaebene Re-Flektion, Beschau bedeutet) belässt,
aber nichts tut. Du darfst dich nicht täuschen lassen vom Satz, Denken sei
Handeln. Der Handlungsbegriff muss differenziert werden. Die meisten denken
nicht wirklich oder zu wenig. (Was maße ich mir an, über die meisten zu
denken?) Alle handeln. Aber einige holen sich Legitimationen von Chefdenkern,
übernehmen ein Denken, das erst ihres würde, wenn sie es nachvollzögen, durchdächten.
Fast alles in unserer Gesellschaft lenkt aber ab, anstatt zu, zerstreut in der
Unter-Haltung, anstatt dem Gegenteil, dem Besinnen, Bedenken, Denken. Wer
denkt, kennt den Unterschied von Denken als Handlung und konkreter Handlung. Er
beleuchtet, erhellt sein Handeln, anstatt es in der handelnden Geschäftigkeit
zu belassen.
Nun ja, ich werde also in die Küche gehen, etwas kochen und
essen, nicht nur darüber denken. Der Mensch lebt nicht vom Geist allein.
Haimo L. Handl (aus einem Geschichtsentwurf)
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