Kürzlich feierte die kultivierte Welt den Welttag der Poesie. Im April feiert das kultivierte Amerika (Vereinigte Staaten von Amerika) ihren nationalen Monat der Poesie. Wer will, darf staunen über so viel Beflissenheit.
Die Europäer der Union gedenken ihrer Erbschaften und versuchen verzweifelt, irgend etwas Gemeinsames aus ihren nationalen Kulturschätzen zu finden, das etwas hergibt für die erwünschte europäische Identität: Europäisches Kulturerbejahr 2018.
Die vielen Veranstaltungen beweisen, wie innig die Bürgerinnen und Bürger der Union, trotz Fremdenhass und faschistoider Bewegungen, ihre Kulturen hochhalten und pflegen. Die geübte Toleranz verträgt auch den Brexit, die faschistischen Umgestaltungen in vielen Ländern der Union: man muss nur die Hochkultureinrichtungen beachten und die der Unterschichten: für jeden ist etwas dabei im bunten Bild der Vielfalt.
Es stimmt schon: kultiviert lässt sich der Verfall und Niedergang leichter ertragen. Poetry & Trump & Loosers sind ein interessanter Mix. Und bei uns? Festivals über Festivals, Gedenkveranstaltungen und verordnetes Bravsein gekoppelt mit Selbstzensur und Einpassung, selbsttätige Gleichschaltung aller Gutmeinenden: DAS ist der Boden für die glorreiche Zukunft des bunten Kontinents. Oder doch nicht so ganz?
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