Zum Tod von Michael Rutschky: aus dem Archiv von literaturkritik.de
In der Nacht zum 18. März 2018 starb im Alter von 74 Jahren der Schriftsteller, Redakteur und Fotograf Michael Rutschky. In literaturkritik.de sind bisher folgende Artikel über ihn erschienen:
Während man sich vor Aids und dem Klimawandel zu fürchten begann, fiel die Mauer.
Michael Rutschky erinnert mit „In die Neue Zeit. Aufzeichnungen 1988–1992“ an die Zeit vor und nach der Wiedervereinigung
Von Marita Meyer
Ausgabe 03-2018Erinnerung an die Hautevolaute.
Michael Rutschky hat „Die Sensationen des Gewöhnlichen“ in der Tat mitgeschrieben
Von Walter Delabar
Ausgabe 12-2015Der Höllengestank des Wirtschaftswunders.
Michael Rutschky rekonstruiert den Anfang der Bundesrepublik in einer „Vatergeschichte“
Von Stefana Sabin
Ausgabe 05-2013Phantastisch und doch nicht alltäglich.
Michael Rutschkys Lebensromane
Von Ulf Geyersbach
Ausgabe 05-1999
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Berliner Autor: Michael Rutschky ist tot
Lange vor den Feuilletons hat er den Alltag als
Inspirationsquelle wiederentdeckt. Der Schriftsteller Michael Rutschky
ist mit 74 Jahren gestorben.
Ein großer Chronist deutscher Befindlichkeiten
Bemerkenswert die Zeile zur Abbildung:
"Er hütete sich aus gutem Grund vor allzu konsequentem Denken: Michael Rutschky."
"Er hütete sich aus gutem Grund vor allzu konsequentem Denken: Michael Rutschky."
Ein inkonsequenter Denker also oder einer, der überaus vorsichtig, vielleicht feig, die Konsequenz vermied? Der aber trotzdem einer "großer Chronist" war...
Und als Résumé, sozusagen als Alltagsratschlag für den permanenten Optimus unserer optimierunsgeilen Zeiten: "Als leidenschaftlicher Kinogänger und Fan des amerikanischen Films war er gegen Kulturpessimismus immun." Ist doch ein Spitzenrezept: Immunisiere Dich durch amerikanische Filme und erkunde damit die Befindlichkeiten. – Sogar im Gedenkartikel versteckt sich die Desavouierung.
Hinsichtlich des "Kinogehers" sei nicht nur an Walker Percy's Roman "Der Kinogeher" erinnert, sondern auch an karl Jaspers, der in seinem 1040 erschienen Aufsatz "Über Bedingungen und Möglichkeiten eines neuen Humanismus" u. a. notierte:
"Menschliches Dasein wird Massendasein. Der Einzelne verliert sich an Typen, die sich aufzwingen aus Propaganda und Kuno und aus dem nivellierenden Alltag aller. In seiner Verlorenheit drängt er zu einem Selbstgefühl im Wir durch Teilnahme an einer gewaltigen Macht."
Damals kamen auch die kulturkritischen Schriften der Frankfurter Schule zurück nach Deutschland. Ob Jaspers oder Horkheimer bzw. Adorno: die Warnung vor den Gefahren des verwalteten, verdinglichten Menschen waren gängig. Journalisten wie Thomas Schmid in der WELT beweisen, dass sie nichts gelernt haben, vielleicht nicht zuletzt, weil sie sich vor allzu konsequentem Denken scheuten.
Und als Résumé, sozusagen als Alltagsratschlag für den permanenten Optimus unserer optimierunsgeilen Zeiten: "Als leidenschaftlicher Kinogänger und Fan des amerikanischen Films war er gegen Kulturpessimismus immun." Ist doch ein Spitzenrezept: Immunisiere Dich durch amerikanische Filme und erkunde damit die Befindlichkeiten. – Sogar im Gedenkartikel versteckt sich die Desavouierung.
Hinsichtlich des "Kinogehers" sei nicht nur an Walker Percy's Roman "Der Kinogeher" erinnert, sondern auch an karl Jaspers, der in seinem 1040 erschienen Aufsatz "Über Bedingungen und Möglichkeiten eines neuen Humanismus" u. a. notierte:
"Menschliches Dasein wird Massendasein. Der Einzelne verliert sich an Typen, die sich aufzwingen aus Propaganda und Kuno und aus dem nivellierenden Alltag aller. In seiner Verlorenheit drängt er zu einem Selbstgefühl im Wir durch Teilnahme an einer gewaltigen Macht."
Damals kamen auch die kulturkritischen Schriften der Frankfurter Schule zurück nach Deutschland. Ob Jaspers oder Horkheimer bzw. Adorno: die Warnung vor den Gefahren des verwalteten, verdinglichten Menschen waren gängig. Journalisten wie Thomas Schmid in der WELT beweisen, dass sie nichts gelernt haben, vielleicht nicht zuletzt, weil sie sich vor allzu konsequentem Denken scheuten.
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