Donnerstag, 8. März 2018

Heute ist Weltfrauentag



Vrouwe s-i    fro sin

Vor 110 wurde – natürlich in den USA – der Weltfrauentag registriert; es ging um bessere, wenn nicht gleichwertige Bezahlung der Frauenarbeit und es ging um das Wahlrecht. Nun, nach 110 Jahren haben in den meisten Ländern die Frauen das Wahlrecht. Sie haben in den westlichen Ländern auch eine laute Genderpolitik. Aber sie haben es politisch nie geschafft, gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu bekommen. Obwohl sie in vielen Ländern die Bevölkerungsmehrheit bilden, sind sie politisch so desinteressiert oder, wo nicht, so schwach und desorganisiert, dass sie sich mit gender politics und schönen Sätzen abspeisen lassen, zwar maulen, aber doch keine tiefgreifende Streiks organisieren usw. Sie verhalten sich, trotz allen Protestgeschreis, nach wie vor defensiv bzw. nur dort laut aktiv, wo sie nichts Reales an Änderungen bewirken. Die Frauen sind, im gros, unglaubwürdig, keine ernst zu nehmende politische Kraft.

Die Me-Too-Bewegung dokumentiert ja nicht nur eine Missbrauchsaffäre oder was heute als solche gesehen wird, sondern auch die triste Tatsache, wie leicht man sich zum Opfer stilisieren kann, wo gar nicht mehr gefragt wird, was eigentlich vorfiel bzw. weshalb die Frauen mitgemacht haben. Denn die meisten waren nicht in Zwangssituationen oder unumstößlichen Abhängigkeiten. Sie hätten leicht einfach auf den nächsten Karriereschritt verzichten können, den Job nicht annehmen müssen, wenn ihnen die Bedingungen, die die Machoschweine diktierten, unannehmbar schienen. Aber die meisten haben mitgemacht. Jetzt, wo das Klageklima günstig ist, heult die Meute auf.

Dabei ist es gleichgültig, ob ein fieser Produzent Sex will oder ob ein weltberühmter Regisseur, wie z. B. Frank Castorf, seine Schauspieler (weiblich und männlich) wie Sklaven traktiert. Wer zwingt die armen Opfer Opfer zu werden? Der Karrierewunsch? Das Umfeld? Das Bildungsbürgertum? Die hehre Kunst? Alles verlogen. Die, die nicht aufheulen, sind vielleicht wie die Frau Glawischnig, die tapfer ihren Karriereweg geht – mit den Männern. Oder jene Macherinnen, die die männlichen Regeln beachten: power play in a realistic manner.

Kürzlich erklärte mir eine Filmemacherin in einer öffentlichen Veranstaltung, sie begrüße die gender politics, wenn sie dadurch mehr Filmaufträge erhalte. So einfach ist das. Unterschied zu den männlichen Profitgierigen? Keiner, außer der ideologischen Legitimation und Verbrämung. So argumentierten aber auch Arisierer: Hauptsache, ich komm jetzt dran. Dass, wenn es rechtens und richtig zuginge, die liebe Frau, das zu bevorteilende Opfer, ihre Aufträge bekäme, weil ihre Produkte gefragt und gut sind, wird gar nicht mehr bewogen oder debattiert. Auf diese Weise rutscht die gender politics in eine miese Gesinnungspolitik: es gilt weder die Sache noch die Qualität, es reicht, dass das Produkt (die Dienstleistung, das Argument) von einer Frau stammt.

Gerade die USA haben mit ihren affirmative actions im Rahmen ihrer equality politics bewiesen, wie untauglich diese Instrumente sind: hinsichtlich der Frauen ebenso wie hinsichtlich der Schwarzen: weder sind die Frauen gleichgestellt, noch wurde der Rassismus überwunden. Unter dem Faschisten Trump steigert sich sogar die Ungleichheitspolitik und der eklige Rassismus.

Der Weltfrauentag ist ein Trauertag. Nicht nur wegen der Männer.


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