Samstag, 31. Januar 2015

Chinas Reformweg in der Wirtschaft ist zu Ende



Prof. Herrmann-Pillath erklärt in seinem neuen Buch, wie China seinen Wirtschaftsstil gefunden hat und wie der Westen damit zurechtkommen kann

Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath analysiert in seinem neuen Buch „Wachstum, Macht und Ordnung“ die Wirtschaftsordnung Chinas und kommt zu dem Schluss: Der Westen kann sich auf mindestens zwei bis drei Jahrzehnte einstellen, in denen China keine fundamentalen institutionellen Verwerfungen mehr erfahren wird und dadurch ein stabiler und verlässlicher Handelspartner sein wird. Das war nicht immer so: „In der Mao-Zeit hatte China viele Dinge wie Gerichte und Finanzverwaltung abgeschafft, weil sie angeblich westlich-bürgerlich waren. Das hat sich in den frühen 90er Jahren gerächt, weil der Staat keine Steuern mehr einnahm und fast pleite war“, erklärt Herrmann-Pillath im historischen Rückblick die Voraussetzungen. „Dann gab es eine Steuerreform, die gut funktionierte.

Die Zentrale in Peking hatte nun wieder Geld, aber die lokalen Gebietskörperschaften, vergleichbar mit Ländern und Gemeinden in Deutschland, bekamen von dem warmen Regen nichts ab.“ Das war der gewollte oder ungewollte Startschuss für die massenhafte Privatisierung der vielen lokalen Staatsfirmen. „Es wird viel darüber spekuliert, ob das strategisch geplant war. Aber der Effekt ist eindeutig: Die Städte und Länder, um die deutschen Begriffe zu wählen, mussten die vorher mit hohen Subventionen am Leben gehaltenen Firmen verkaufen. Die Not wurde von der Zentrale in die Fläche umverteilt und löste so das chinesische Wirtschaftswunder aus.“ Daraus entstand das heutige Nebeneinander von nationaler Staatswirtschaft und regionaler Marktwirtschaft, die oft als ‚Staatskapitalismus‘ bezeichnet wird.

Eine weitere Besonderheit in China liegt in der schieren Größe: Dort gibt es viele Bürgermeister, die einen Einzugsbereich mit 20 bis 30 Millionen Menschen regieren. Zur Einordnung: Länder wie Portugal, Griechenland oder Dänemark haben je rund zehn Millionen Einwohner. „Die Städte in China wachsen mit einer Geschwindigkeit, die wir uns hier gar nicht vorstellen können. Und trotzdem ist diese Urbanisierung für die nächsten 20, 30 Jahre eine feste planbare Größe, die das Wachstum in China treiben wird. Eben weil das Land so groß ist, so viele Reserven hat“, sagt Herrmann-Pillath voraus. Und diese Dynamik entspricht so gar nicht dem westlichen Bild von einem Kommunistischen Staat, der alles plant und ordnet. „Viele Kommunen in China können ihren Haushalt zurzeit nur dadurch sichern, dass sie immer mehr Ackerfläche zu Bau- oder Gewerbegebieten umwidmen.

Aufsichtsrechtliche Beschränkungen sind schwach, das ist alles nicht so geordnet, wie gerade wir Deutschen das angeblich so lieben.“ Und in diesem Prozess der Urbanisierung entstehen dann auch neue Probleme: Da werden auch schon mal Bauern übervorteilt, die dann mit Gewalt und Unruhen dagegen protestieren und es in westliche Medien schaffen. Da gibt es wie überall, wo große Bausummen bewegt werden, Korruption. Das war in Deutschland beim Wiederaufbau nicht anders. „Aber unser Bild von einem Kommunistischen System ist eben nicht eines, das mit solchen Improvisationen in Einklang zu bringen ist“, beschreibt Herrmann-Pillath in seinem Buch die Irritationen im Westen. „Vielleicht kann man das mit der Zeit der Industrialisierung vor der Jahrhundertwende in Deutschland vergleichen: Viele Menschen wandern zu, um Arbeit zu finden, aber die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer waren völlig ungeregelt.
Hier haben sie sich in vielen Arbeitskämpfen gebildet. In China steht dieser Prozess noch aus, wird aber bei dem anhaltend hohen Wachstum sicher keine Instabilität bringen“, ist sich Herrmann-Pillath sicher.

Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath steht kurz vor der Wieder-Berufung zum Professor an der Universität Witten/Herdecke, an der er von 1996 bis 2008 bereits einen Lehrstuhl für Evolutionsökonomik und Institutionentheorie Inne hatte. Er ist Volkswirt und Sinologe und befasst sich seit 30 Jahren mit der Erforschung der Wirtschaft Chinas. Er ist Fellow am Max-Weber- Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt.

Außerdem ist er seit dem 24. Dezember 2014 der erste europäische ‚Distinguished Visiting Professor‘ am neu gegründeten Schwarzman College der Tsinghua-Universität in Peking. Der Chef des weltweit größten Investors Blackstone gründete hier mit einer 300 Mio. Dollar-Spende eine einzigartige Studienmöglichkeit für 200 Stipendiaten.

Carsten Herrmann-Pillath: Wachstum, Macht und Ordnung Eine wirtschaftsphilosophische Auseinandersetzung mit China 2015, Metropolis, 586 Seiten, ISBN 978-3-7316-1108-0

Weitere Informationen bei Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath cahepil@online.de 

Kenzaburo Oes 80. Geburtstag

Kenzaburō Ōe (jap. 大江 健三郎, Ōe Kenzaburō; * 31. Januar 1935 in ?se (heute: Uchiko), Präfektur Ehime) ist ein japanischer Schriftsteller. In seinem Heimatland zählt er zu den wichtigsten Schriftstellern seiner Generation. Er erhielt 1994 den Nobelpreis für Literatur.

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Schopenhauer zur Urteilskraft


Reminiszenz:

Arthur Schopenhauer (1788-1860) zur Urteilskraft:
Aeußerungen der Urtheilskraft sind auch Witz und Scharfsinn: in jenem ist sie reflektirend, in diesem subsumirend thätig. Bei den meisten Menschen ist dieUrtheilskraft bloß nominell vorhanden: es ist eine Art Ironie, daß man sie den normalen Geisteskräften bei-zählt, statt sie allein den monstris per excessum zuzuschreiben. Die gewöhnlichen Köpfe zeigen selbst in den kleinsten Angelegenheiten Mangel an Zutrauen zu ihrem eigenen Urtheil; eben weil sie aus Erfahrung wissen, daß es keines verdient. Seine Stelle nimmt bei ihnen Vorurtheil und Nachurtheil ein; wodurch sie in einem Zustand fortdauernder Unmündigkeit erhalten werden, aus welcher unter vielen Hunderten kaum Einer losgesprochen wird. Eingeständlich ist sie freilich nicht; da sie sogar vor sich selber zum Schein urtheilen, dabei jedoch stets nach der Meinung Anderer schielen, welche ihr heimlicher Richtpunkt bleibt. Während jeder sich schämen würde, in einem geborgten Rock, Hut oder Mantel umherzugehn, haben sie Alle keine andern, als geborgte Meinungen, die sie begierig aufraffen, wo sie ihrer habhaft werden, und dann, sie für eigen ausgebend, damit herumstolziren. Andere borgen sie wieder von ihnen und machen es damit eben so. Dies erklärt die schnelle und weite Verbreitung der Irrthürner, wie auch den Ruhm des Schlechten: denn die Meinungsverleiher von Profession, also Journalisten u. dgl., geben in der Regel nur falsche Waare aus, wie die Ausleiher der Maskenanzüge nur falsche Juwelen.
Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung

Freitag, 30. Januar 2015

MERKUR 789

Das jüngsgte Heft, 2015/2, der Deutschen Zeitschrift für europäisches Denken ist eingelangt und liegt in unserer Bibliothek auf.

Besonders isnteressant:

Thomas Steinfeld: Phänoimenologie eines kleinen Gedankens. Das Hören, das Zuhören und "Muzak"

Andreas Dorschel: Ästhetik des Fado

Boris Blachers 40. Todestag

Boris Blacher (* 6. Januar jul./ 19. Januar 1903 greg. in Newchwang (heute: Yingkou), China; † 30. Januar 1975 in Berlin) war ein deutsch-baltischer Komponist, Librettist und einflussreicher Kompositionslehrer.

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Mittwoch, 28. Januar 2015

Sinn und Form 1/2015 erschienen

In der jüngsten Ausgabe der "Beiträge zur Literatur", die in unserer Bibliothek aufliegt, sind einige besonders interessante Beiträge:
Jürgen Crosse: Melancholie und Trauer. Zur Philosophie der Stimmungen im Werk Ciorans

Wsewolod Petrow: Erinnerungen an Michail Kusmin und Anna Achmatowa. Mit einer Nachbemerkung von Oleg Jurjew

Wolfgang Schuller: Melvin Lasky uind die Kultur im Kalten Kriegf. Eine Spuk- und Skandalgeschichte

Gunnar Decker: Hoffnmung ist Gefahr. Die DDR-Intellektuellen und die sechziger Jahre.

Neues Magazin online: Muße



Geisteswissenschaftlicher Sonderforschungsbereich der Universität Freiburg veröffentlicht neues Journal im Internet

Debatten über Freiräume in Wissenschaft und Gesellschaft anstoßen und vertiefen: Die erste Ausgabe des Online-Journals „Muße. Ein Magazin“ ist erschienen. 

Das Thema hat Konjunktur – und mit ihrem Journal will die Redaktion einen Beitrag dazu leisten, die Brücke zwischen der Forschung und der breiten Öffentlichkeit zu schlagen. Initiatoren und Herausgeber sind die Promovierenden und Postdocs im Sonderforschungsbereich (SFB) 1015 „Muße. Konzepte, Räume, Figuren“ der Universität Freiburg.

Das Journal soll ein- bis zweimal im Jahr erscheinen. Es wird jeweils zu einem anderen Schwerpunktthema wesentliche Aspekte aus der Forschung und der gesellschaftlichen Debatte zum Thema „Muße“ behandeln. Im Vordergrund stehen feuilletonistische und journalistische Formen wie Interviews, Berichte, Essays oder Rezensionen zu Filmen, Büchern und Musik. Ein Glossar erklärt zentrale Begriffe der Muße-Forschung, eine weitere Rubrik stellt „Mußeorte“ vor. Darüber hinaus wird jede Ausgabe ein bis zwei wissenschaftliche Fachartikel beinhalten. Die meisten Autorinnen und Autoren sind Mitglieder im SFB, Gastbeiträge von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft kommen hinzu.

Die erste Ausgabe des Magazins hat das Schwerpunktthema „Mußeorte“. Sie greift damit einen wesentlichen Aspekt des SFB auf: die Frage, in welchen Räumen Menschen Muße erleben. Die Beiträge behandeln unter anderem den Müßiggang im deutschen Lazarett während des Ersten Weltkriegs, das Café Zifferblatt in Moskau als Mußeort sowie ein Gespräch über den Schreibaschram, „einen Ort der Muße für Pausengestörte und Schreibkurbedürftige“. Zudem erklärt ein Fachartikel, welche verschiedenen Aspekte der Begriff „Muße“ beinhaltet und was ihre räumliche Dimension ausmacht. Die nächste Ausgabe wird sich dem Thema „Nichtstun, Faulheit, Müßiggang“ widmen und voraussichtlich im Herbst 2015 erscheinen.

Der SFB untersucht Kulturgeschichten der Muße, die in Projekten der Philosophie, Soziologie, Psychologie und Ethnologie unmittelbar in die Erforschung der Gegenwart einmünden. Muße zeichnet sich vor allem durch die Abwesenheit von Pflichten und Zwängen aus: Sie ist frei von jeder Verwertungslogik – und schafft damit den Freiraum, um kreativ zu sein.
Ziel des SFB ist, aus der Universität heraus gesellschaftliche Freiräume neu zu eröffnen und an der Gestaltung des vielfältigen Wandels der globalen Wissensgesellschaft mitzuwirken.

Kontakt:
Muße. Ein Magazin
Sonderforschungsbereich 1015 „Muße. Konzepte, Räume, Figuren“ Albert-Ludwigs-Universität Freiburg


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Muße an einem Ort, ortsgebunden. Ein leichtes Missverständnis. Denn Muße pflegt man, gewährt man sich, ist eine Verhaltensweise. Braucht man dazu designierte, ausgezeichnete Orte? Ja, für viele gilt das. Sie brauchen solche Mußeorte, wie andere Kirchen oder Tempel zum Beten, weil sie sonst keine innere Sammlung oder Lösing finden. Durch die Betonung der räumlichen Dimension wird Muße verlagert, messbar, kalkulierbar, bewertbar, nutzbar. Eine leichte Perversion in der Profitgesellschaft, wo auch Muße zum Kalkül werden muss, sich lohnen muss ...


Literaturhaus Zürich Februar 2015



Februarprogramm

Liebe Besucherinnen und Besucher des Literaturhauses
In der ersten Februar-Woche finden bei uns gleich drei Veranstaltungen zu osteuropäischer Literatur statt:
Am Montag, 2. Februar 2015, im Rahmen des Kritikerworkshops um 16:30 Uhr eine öffentliche Diskussion zu Mircea Cartarescus «Die Flügel» (Rumänien) und um 19:30 Uhr die Lesung von Tanja Maljartschuk (Ukraine) aus ihrem Erzählband «Von Hasen und anderen Europäern». Moderation: Richard Reich.
Unsere aktuelle Writer-in-Residence, die georgische Autorin Tamta Melaschwili, liest am Donnerstag, 5. Februar 2015, aus ihrem preisgekrönten Roman «Abzählen». Moderation: Ilma Rakusa.
Am Donnerstag, 19. Februar 2015, tritt die israelische Autorin Ayelet Gundar-Goshen mit ihrem zweiten Roman «Löwen wecken» im Literaturhaus auf.
Am Dienstag, 24. Februar 2015, laden Bas Böttcher, Nora Gomringer und Dalibor Markovic ein ins Boombastic Lyrikwunderland.
Der kongolesische Autor Alain Mabanckou wird am Donnerstag, 26. Februar 2015, mit seinem neu auf Deutsch erschienenen Roman «Morgen werde ich zwanzig» zu Gast sein.
NEUE REIHEN UND FORMATE:
Erstmals sind wir mit einer Lesung beim ewz.stattkino dabei (Sonntag, 22.2.). Die neue Reihe «Erzähltes Leben» beginnen wir mit Ruth Binde am 25. Februar. Und unter dem Titel «Lauschzeit» werden künftig regelmässig zusammen mit Junges Schauspielhaus Zürich Veranstaltungen für Kinder durchgeführt, erstmals am Samstag, 28. Februar, mit Astrid Lindgrens «Die Brüder Löwenherz».


Das gesamte Programm finden Sie hier