Geisteswissenschaftlicher Sonderforschungsbereich der
Universität Freiburg veröffentlicht neues Journal im Internet
Debatten über Freiräume in Wissenschaft und Gesellschaft
anstoßen und vertiefen: Die erste Ausgabe des Online-Journals „Muße.
Ein Magazin“ ist erschienen.
Das Thema hat Konjunktur – und mit ihrem Journal
will die Redaktion einen Beitrag dazu leisten, die Brücke zwischen der
Forschung und der breiten Öffentlichkeit zu schlagen. Initiatoren und
Herausgeber sind die Promovierenden und Postdocs im Sonderforschungsbereich
(SFB) 1015 „Muße. Konzepte, Räume, Figuren“ der Universität Freiburg.
Das Journal soll ein- bis zweimal im Jahr erscheinen. Es
wird jeweils zu einem anderen Schwerpunktthema wesentliche Aspekte aus der Forschung
und der gesellschaftlichen Debatte zum Thema „Muße“ behandeln. Im Vordergrund
stehen feuilletonistische und journalistische Formen wie Interviews, Berichte,
Essays oder Rezensionen zu Filmen, Büchern und Musik. Ein Glossar erklärt
zentrale Begriffe der Muße-Forschung, eine weitere Rubrik stellt „Mußeorte“
vor. Darüber hinaus wird jede Ausgabe ein bis zwei wissenschaftliche
Fachartikel beinhalten. Die meisten Autorinnen und Autoren sind Mitglieder im
SFB, Gastbeiträge von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und
Gesellschaft kommen hinzu.
Die erste Ausgabe des Magazins hat das Schwerpunktthema
„Mußeorte“. Sie greift damit einen wesentlichen Aspekt des SFB auf: die Frage,
in welchen Räumen Menschen Muße erleben. Die Beiträge behandeln unter anderem
den Müßiggang im deutschen Lazarett während des Ersten Weltkriegs, das Café
Zifferblatt in Moskau als Mußeort sowie ein Gespräch über den Schreibaschram,
„einen Ort der Muße für Pausengestörte und Schreibkurbedürftige“. Zudem erklärt
ein Fachartikel, welche verschiedenen Aspekte der Begriff „Muße“ beinhaltet und
was ihre räumliche Dimension ausmacht. Die nächste Ausgabe wird sich dem Thema
„Nichtstun, Faulheit, Müßiggang“ widmen und voraussichtlich im Herbst 2015
erscheinen.
Der SFB untersucht Kulturgeschichten der Muße, die in
Projekten der Philosophie, Soziologie, Psychologie und Ethnologie unmittelbar
in die Erforschung der Gegenwart einmünden. Muße zeichnet sich vor allem durch
die Abwesenheit von Pflichten und Zwängen aus: Sie ist frei von jeder Verwertungslogik
– und schafft damit den Freiraum, um kreativ zu sein.
Ziel des SFB ist, aus der Universität heraus
gesellschaftliche Freiräume neu zu eröffnen und an der Gestaltung des
vielfältigen Wandels der globalen Wissensgesellschaft mitzuwirken.
Kontakt:
Muße. Ein Magazin
Sonderforschungsbereich 1015 „Muße. Konzepte, Räume,
Figuren“ Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
E-Mail: info@mussemagazin.de
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Muße an einem Ort, ortsgebunden. Ein leichtes Missverständnis. Denn Muße pflegt man, gewährt man sich, ist eine Verhaltensweise. Braucht man dazu designierte, ausgezeichnete Orte? Ja, für viele gilt das. Sie brauchen solche Mußeorte, wie andere Kirchen oder Tempel zum Beten, weil sie sonst keine innere Sammlung oder Lösing finden. Durch die Betonung der räumlichen Dimension wird Muße verlagert, messbar, kalkulierbar, bewertbar, nutzbar. Eine leichte Perversion in der Profitgesellschaft, wo auch Muße zum Kalkül werden muss, sich lohnen muss ...
Muße und Geschäftigkeit widersprechen sich. Muße ist nicht planbar, verrechenbar.
AntwortenLöschenHans Wolffheim sagte in einer Rede über Rudolf Alexander Schröder 1958 unter anderem: "Seit Jahrhunderten, vielleicht seit den dumpfen der Völkerwanderung nicht mehr, war die Welt den Dichtern und den Bedingungen des Dichterischen so feind, so entgegengesetzt wie in unserer Epoche. Denn das Dasein des Dichterischen wie auch die Bereitschaft für Gedichtetes ist auf Muße gegründet, und Muße kennt, wie es bei Horaz heißt, 'kein Hangen und Bangen am schwindelnden Rand der Minute', in dem so vieles heute allein noch lebt. So kommt es, auch was das Dichterische betrifft, daß die Gesinnungen so schwankend, die Urteile so irreführend und die Würden unserer Überlieferungen so mißliebig sind."