Montag, 2. Juni 2014

Eklat und Affäre des Literaturklubs des Schweizer Fernsehens

Elke Heidenreich ist nicht mehr tragbar

Von Guido Kalberer. TAGESANZEIGER, Aktualisiert am 02.06.2014
Nach dem Eklat beim «Literaturclub» ist klar: Die Sendung von SRF muss neu lanciert werden. Es braucht einen neuen Moderator und einen Ersatz für Elke Heidenreich.
Der begrüßenswerte Artikel des Zürcher Tages-Anzeiger bietet Gelegenheit, nicht nur eine peinliche Affäre anzusehen, sondern sich Gedanken über unsere Kulturlandschaft zu machen.

Eigentlich ist es weniger eine peinliche Affäre des traditionsreichen schweizerischen Literaturklubs, sondern eine des Schweizerischen Fernsehens, das sich hinter die populistische Elke Heidenreich stellt, wegen der erwartbaren Quote, und einen Fachmann schmeißt, weil er zu kompetent ist; formal wird das damit begründet, weil er die Erwartungen als Moderator nicht erfüllt habe, obwohl er als Kritiker für diesen Posten engagiert wurde, als Doppelrollenerfüller.

Stefan Zweifel ist von Elke Heidenreich weggepustet worden.

Heidenreich leistet sich ein falsches Zitat, beharrt borniert darauf, und der Moderator-Kritiker, der das bemerkt und korrekt zurückweist, muss gehen. Das ist Schweizer Kultur.

Doch der Reihe nach:

Hier eine Videoaufzeichnung des besagten Literaturklubs vom 22.4.2014:



Literaturclub, 22.04.2014,
Stefan Zweifel, Elke Heidenreich, Rüdiger Safranski und Julian Schütt diskutieren über folgende Bücher:
«Glücklich die Glücklichen» von Yasmina Reza (Hanser)
«Transatlantik» von Colum McCann (Rowohlt)
«Killmousky» von Sybille Lewitscharoff (Suhrkamp)
«Das Blutbuchenfest» von Martin Mosebach (Hanser)
«Schwarze Hefte (1939-1941)» von Martin Heidegger
Der Literaturclub diskutiert die wichtigen Bücher im April: Den neuen Roman des grossen irischen Geschichtenerzählers Colum McCann, die Geschichten der meistgespielten Theaterautorin der Gegewanrt, Yasmina Reza, die beiden aktuellen Romane der beiden Büchner-Preiträger und streitbarsten deutschsprachigen Schriftstellern der Gegenwart, Sybille Lewitscharoff und Martin Mosebach, sowie die geheimen, bisher unveröffentlichten Tagebücher des grossen Kritikers der Moderne, Martin Heidegger.
Abschnitt Martin Heidegger: Schwarze Hefte
Der inzwischen als Moderator entlassene Stefan Zweifel, Elke Heidenreich, Rüdiger Safranski und Julian Schütt diskutieren über Martin Heideggers "Schwarze Hefte" (1939-1941).
Es ist unter anderem das durch Elke Heidenreich gegebene Zitat über den Antisemitismus Martin Heideggers enthalten (etwa bei 04:00), über das derzeit diskutiert wird (bspw. NZZ vom 24.05.2014, Seite 15). Das Zitat ist nicht im besprochenen Buch enthalten. Der Moderator der Sendung (Stefan Zweifel), der Elke Heidenreich hier widerspricht, ist inzwischen entlassen worden. Laut einer Meldung des Tagesanzeigers (25.05.2014) hat Heidenreich inzwischen selbst zugegeben, dass das Zitat nicht von Heidegger stammt.

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Eklat im „Literaturclub“ Was steht bei Heidegger?
Elke Heidenreich erfand im „Literaturclub“ des Schweizer Fernsehens ein Heidegger-Zitat, Moderator Stefan Zweifel bemerkte es. Jetzt muss er die Leitung der Sendung abgeben.
FAZ, 23.05.2014, von Jürg Altwegg, Genf

„Literaturclub“-Streit geht weiter
Das Heidegger-Zitat der Elke Heidenreich
Das Schweizer Fernsehen blamiert sich im Streit um den „Literaturclub“. Trotz erheblicher Kritik an ihrem Verhalten hat sich Stephanie Wappler, die Kulturchefin des Senders, hinter Elke Heidenreich gestellt. Herr Zweifel muss gehen.
FAZ, 31.05.2014, von Jürg Altwegg, Genf

Adolf Muschg kritisiert das SRF
«Literaturclub»-Moderator bekommt Unterstützung.
Anna Kappeler, Schweiz am Sonntag,  24. Mai 2014 23:31
Im Kommentar zum obigen Beitrag ein Brief von Katka Räber-Schneider an die SRF-Chefs Frau Wappler und Herr de Weck:

Katka Räber-Schneider, Basel
Kommentar, 26.5.2014 zum obigen Beitrag

Sehr geehrte Frau Wappler, sehr geehrter Herr de Weck,

selber als Autorin und Literatur- und Filmkritikerin, aber auch als sehr aufmerksame, begeisterte und anspruchsvolle Radiohörerin und Fernsehzuschauerin wende ich mich an Sie, entsetzt und empört, nachdem ich die Meldung gelesen habe, dass Stefan Zweifel die Leitung des Literaturclubs und den Literaturclub verlässt.

Ich habe die meisten Sendungen gesehen, auch die bestimmte vom 22. April 2014, in der Elke Heidenreich so unflätig, undifferenziert und unwissend, und doch wie immer (und dies ist kein pauschalisierendes "Immer", sondern es entspricht der jahrelangen Praxis) sehr selbstsicher, selbstgefällig, rechthaberisch und arrogant ihr Urteil kundtat. Ich kann nicht verstehen, dass die Leitung des Schweizer Fernsehens hinter dieser Frau steht. Wie ist es möglich, dass Elke Heidenreichs loses Mundwerk, das man vielleicht in der sonst meist so moderaten Schweiz dazu benutzen möchte, um Bewegung in eine Diskussion zu bringen und gleichzeitig ein einfacheres Publikum zum Lesen zu animieren, Vorrang bekommt vor der gepflegten, intellektuell geschliffenen und geistreich anregenden Art von Stefan Zweifel? Einerseits geht es da natürlich um die Echtheit eines brisanten Zitats, aber es geht auch um das Gesprächs-Niveau einer solchen Sendung. Selbstverständlich darf und soll gestritten werden, es sollen unbedingt auch unterschiedliche Meinungen aneinander geraten dürfen und ausgetragen werden. Aber die absolute, populistisch gefärbte Art von Elke Heidenreich diffamiert die Sendung, die doch nicht nur die Verkaufszahlen von Büchern heben, sondern das Denken anregen soll. Da sollen gedankliche Impulse, wie sie eben von Rüdiger Safranski, Hildegard Keller oder Stefan Zweifel und anderen angezettelt und ausgetauscht werden und nicht von der dilettantischen Herangehensweise des geistigen und sprachlichen Mittelmasses von Frau Heidenreich getragen, die sich neben falschen Zitaten auch Urteile wie "dämlich", "überflüssig" oder "blöd" bei gestandenen Autorinnen und Autoren erlaubt, die sie sonst gerne an einem Stammtisch von sich geben dürfte, aber nicht in einer intellektuellen, öffentlich gesendeten Runde, der sie leider nicht mal bis zu den Knöcheln reicht. Diese Frau hat für meine Begriffe zudem kein Taktgefühl, ihre Ausdrucksweise finde ich nicht lustig-frech, sondern ungebildet & eingebildet, nicht intellektuell, einfach nur dumm. Sie mag gut sein für Nichtleser, für ein einfacheres Publikum, zu denen sie selber gehört, obwohl sie sich selber viel höher einschätzt. Nicht alle Bücher müssen gefallen, um das geht es gar nicht, und sie sollen selbstverständlich auch kritisiert werden dürfen. Aber nur als persönliches Urteil der kritisierenden Person.
Leider hörte ich auch schon im Radio, dass Elke Heidenreich von mittelmässigen Medienleuten als "Literaturpäpstin" vorgestellt wurde, was absolut lächerlich ist. Wenn früher Marcel Reich-Ranicki so betitelt wurde, dann war es wegen seinem enormen Wissen. Daneben ist eine Elke Heidenreich bloss eine Möchtegernkritikerin und dilettantische Vielleserin. Das kann man ihr gerne zugestehen, aber nicht dieses Niveau als Messlatte für das Schweizer Fernsehen nehmen und einen begabten, gebildeten, geistreichen und gescheiten Mann wie Stefan Zweifel gehen lassen.

Ich selber habe seinerzeit noch bei Werner Weber studiert, dessen Ethos es war, das Literaturkritik in erster Linie vermitteln soll und man als Kritiker oder Kritikerin mit einem grösseren Wissen der Materie die Literatur fürs Publikum (egal wie gebildet das Publikum ist) in einer verständlichen Sprache in einen Kontext stellen soll.
Ich verstehe Stefan Zweifels Beweggründe, dass er unter diesen Voraussetzungen nicht mehr weiter seine will. Aber das Schweizer Fernsehen darf sich doch nicht diese Blösse des Mittelmasses geben und nichts zu diesem Skandal verlauten lassen...

Es hat mich gefreut, das Benedict Neff in der Basler Zeitung vom 24.5.14 das ausspricht, was ich schon lange gedacht habe. Elke Heidenreich hat keinen Respekt vor anderen Meinungen, keine Grandezza, bloss ein freches Mundwerk, das manchen Menschen Eindruck macht, einige vielleicht sogar Angst vor ihrer spitzen Zunge haben. Sie selber gehört zum groben Mittelmass, obwohl sie gerne anderen dieses Urteil zuteil werden lässt.

Die srf, das Schweizer Fernsehen, darf doch nicht so feige sein, und kein Urteil darüber verlauten lassen. Im Zweifel für den Zweifel!

Mit freundlichen Grüssen Katka Räber-Schneider
www.katka-räber-schneider.ch
http://www.schweizamsonntag.ch/ressort/kultur/adolf_muschg_kritisiert_das_srf/

 

Zweifel verliert Machtkampf gegen Heidenreich
Benedict Neff, Basler Zeitung, Aktualisiert am 22.05.2014 24 Kommentare
Er hat recht und muss doch gehen: Stefan Zweifel wurde als Moderator des «Literaturclubs» abgesetzt. Dies nach einem Streit mit Literaturkritikerin Elke Heidenreich. Im Disput um ein Genozid-Zitat kommt auch das SRF nicht gut weg.

Adolf Muschg kritisiert Entlassung von «Literaturclub»-Moderator
Aktualisiert am 25.05.2014 19 Kommentare
Das Schweizer Fernsehen müsse die Entlassung von Stefan Zweifel überdenken, fordert der Schriftsteller Adolf Muschg. Dieses hüllt sich weiterhin in Schweigen - trotz wachsender Kritik

Giftige Mixtur: Heidenreich, Heidegger, Holocaust
Benedict Neff, Basler Zeitung, Aktualisiert am 24.05.2014 26 Kommentare
Die Absetzung von Literaturclub-Moderator Stefan Zweifel wirft einen dunklen Schatten auf das Schweizer Fernsehen. Der Dilettantismus hat im Leutschenbach gesiegt. Ein Kommentar.

SRF übt sich in Selbstverteidigung
Benedict Neff, Basler Zeitung, Aktualisiert am 27.05.2014 5 Kommentare
Zum erfundenen Heidegger-Zitat nimmt SRF weiter keine Stellung. Elke Heidenreich wird inzwischen auch von der Süddeutschen Zeitung kritisiert.

Sendung "Literaturclub"
Eklat um Heidenreichs Heidegger-Fälschung
In der Sendung "Literaturclub" im Schweizer Fernsehen hat die Schriftstellerin Elke Heidenreich gleich doppelt falsch zitiert: Martin Heidegger und die SZ. Trotzdem muss nicht sie, sondern ihr Ko-Moderator den "Literaturclub" verlassen.
Süddeutsche Zeitung, 23.5.2014

Und hier die Verteidigung der Elke Heidenreich:
Wie es zum Heidegger-Zitat im «Literaturclub» kam
GastbeitragStefan Zweifel überwarf sich mit Elke Heidenreich und der «Literaturclub»-Redaktion wegen eines falschen Heidegger-Zitats. Nun nimmt die Kritikerin Stellung.
Tages-Anzeiger, 27.5.2014


Kommentar von Haimo L. Handl:

Heidenreich = Heidenarm
Über eine vermeintlich Reiche, die eigentlich arm ist


Nach ca. fünf Wochen fühlt sich die Literaturunterhalterin und Autorin Elke Heidenreich, die BRIGITTE der Literatur, Frauen und gerechten Gesellschaft von Gutmenschen und Opfern, bemüßigt, eine Art von Erklärung zum Eklat des Literaturklubs vom 22. April abzugeben, der Auslöser für die Entlassung des Moderators und Kritikers Stefan Zweifel war. Ihre Verteidigung ist dürftig, nicht überzeugend und belegt nur die freche Anmaßung, die dieser Person in der Opfergesellschaft als "kämpfender Frau" soviel Platz und Erfolg einräumt.


Sie zitiert falsch. Sie sagt in ihrer Verteidigung, "dann sah ich hoch und sagte, ohne weiter zu zitieren, mit meinen Worten, was ich als Fazit aus Heideggers Worten herausgelesen hatte, nämlich: «Und das tun wir, indem wir die Juden endlich beseitigen aus Deutschland – ?»


Nein, so war es nicht. Die Videoaufzeichnung bietet ein anderes Bild, ein anderes Hören. Aber Frau Heidenreich hätte spätestens beim Einwurf von Stefan Zweifel Möglichkeiten gehabt, auszuweisen, was Zitat war, was IHRE Anmerkung. Sie wies weder auf das Zitat aus dem Dossier hin, also nicht die Originalquelle, noch darauf, wo das Zitat endete, und ihre persönliche Anmerkung begann, was nach ihrer Meinung ja vollkommen klar gewesen sei: "Der Satz war am Ende offen gelassen, es war deutlich mündliche Rede, es war deutlich nicht mehr Zitat.". Nein, war es eben nicht, auch wenn sie bockig-trotzig es wiederholt.


Frau Heidenreich hat weder die Courage noch charakterliche Größe, einen Fehler einzugestehen. Sie hätte ihn sofort aus der Welt schaffen können, aber wie ein Trotzkopf, ein alter halt, stampfte sie "Doch!" und warf schließlich das Buch, ähnlich einem ertappten Schulmädi, auf den Tisch. Die Erklärung dazu ist nicht nur psychologisch zum Trotzverhalten interessant, sondern auch zum Denken. Hören wie die Autorin und Kritikerin:


"Zweifel sagte neben mir: «Also dieser Satz steht aber nicht in dem Band, über den wir jetzt reden.» Ich sagte: «Doch.» Das wiederholte sich noch zweimal, bis ich mein Buch zugegeben ungeduldig und unnötig heftig auf den Tisch warf – das hätte ich mir als Geste sparen können, aber ich wollte endlich meinen Gedanken zu Ende bringen, und Safranski konnte dann auch, s. o., darauf antworten."


Das ist verwegen und frech zugleich. Aber, wahrscheinlich ungewollt, entblößt Frau Heidenreich eine ihrer Denkbedingungen: um endlich ihren Gedanken zu Ende bringen zu können, musste sie ihre Aggressionen los werden. Sie warf wütend das Buch, das Objekt der Störung, auf den Tisch, und konnte weiterdenken. Damit das nicht so alleine dasteht, verbindet sie das mit dem Philosophen Safranski. als ob der sonst "dann auch" nicht hätte antworten können. Die Perfidie dieser Strategie der Tante Brigitte ist offensichtlich. Sie funktioniert hervorragend in der halbgebildeten Opfergesellschaft, in der BRIGITTE-Gesellschaft.


Frau Heidenreich sagt in der Sendung, dass sie keine Lust habe, so etwas zu lesen. Das Zitat, behauptet sie stur, stamme aus dem Buch, Band 96. Stimmt nicht. Später sagt sie, ein Satz stamme aus der Süddeutschen Zeitung, die wiederum empört ist über die falsche Zitierweise der unbedarften Gutmenschin.


Frau Heidenreich betont: "Das bedeutet, und so habe ich es auch aus dem Dossier heraus gelesen (und so deutet es der Herausgeber der Schwarzen Hefte, Peter Trawny, in seinem Nachwort an): Die Mittel der Nationalsozialisten, dieses Ziel vom deutschen Wesen zu erreichen, nimmt Heidegger sehr wohl zur Kenntnis, auch wenn er kein Wort über den Holocaust selbst verliert."


Sie zimmert etwas zurecht. Peter Trawny wird das ebenfalls empört zurückweisen. Frau Heidenreich geht es darum, den Hintergrund, die Zusammenhänge darzulegen, die sie und ihre Aussagen als aufrechten Widerstand gegen den Nazi Heidegger ausweisen sollen, einsam und alleine im Kampf gegen vernebelnde Intellektuelle, die immer tüfteln und unterscheiden wollen, wie der jüngere Stefan Zweifel, wie viele andere... Allerdings unterlässt es die Medienerprobte, den beim Publikum auch beliebten Philosophen Safranski anzugreifen. Aber aus ihren Anwürfen geht der Antiintellektualismus deutlich hervor.


Sie sagt weiter: "Es ist also nicht richtig, mir zu unterstellen, ich hätte das Zitat erfunden oder das Buch nicht richtig gelesen. Es ist meine Pflicht, jedes für die Sendung vorgeschlagene Buch gründlich zu lesen und mir dazu meine Gedanken und meine Notizen zu machen. Die Notizen waren «Die verborgene Deutschheit» und «entbergen», der Rest waren meine zusammenfassenden Gedanken." Aber so stimmt das auch nicht. Immerhin werden jetzt nicht nur Heideggers Buch erwähnt, sondern auch "Notizen" und "entbergen", ohne allerdings zu klären, was von wem kommt und aus welchem Kontext. Der Mehrheit wird die Botschaft im Gedächtnis bleiben: Die Heidenreich ist pflichtergeben, sie hat verantwortlich ihre Pflicht erfüllt. Ja, ja, die Pflichterfüllung...


Sie skizziert ihre Rolle unter anderem damit, dass es ihre Aufgabe sei, die Bücher gründlich zu lesen. Aber hat sie gründlich gelesen? Wie hätte sie nach gründlicher Lektüre zu einem Falschzitat gelangen können? In einigen hämischen Artikeln wurde memoriert, dass z. B. der berühmte Feuilletonchef Fritz J. Raddatz seinen Posten räumen musste wegen eines falschen Zitats. Nicht so Frau Heidenreich. Weil sie ein Opfer ist, eine Frau? Weil sie dem Durchschnitt entspricht und damit Zuschauer bringt, da das große Publikum nun mal ungebildet ist? Proletkult als Geschäft? Was sonst?


Dann teilt sie wieder aus. Angriff ist ja die beste Verteidigung. Die Presse habe "eilig und unreflektiert" die Anwürfe aufgegriffen. Und, natürlich, übertrieben. Dann Klartext: "Es ging nie um dieses Zitat, es ging um Zweifels Entlassung." Alles klar? Klar. In einem Satz davor bedauerte sie die Eskalation, sah sich aber als Opfer, und machte klar: "weise jeden Vorwurf unsauberer Arbeit mit gutem Gewissen von mir." Das ist wirklich deutlicher Klartext. Klingt wie von belangten Managern und Bankern, die ihre weiße Weste zeigen. Sie ist pflichterfüllt, verantwortlich und guten Gewissens. Ein guter Mensch eben. Und dazu noch eine Frau. Eine erfolgreiche. Was will man mehr?


Die SRF kuscht und beugt sich falschem Geschäftsdenken. Die Verantwortlichen, eine Frau Wappler (heißt wirklich so, ist keine Finte, die in Österreich leicht missverstanden werden könnte) und der geschätzte Herr de Weck schweigen sich aus. Eine Abteilungsleiterin reagiert nicht. Das Schweizerische Fernsehen taucht ab und ist feige geworden.


Der Vorfall belegt aber auch eine besorgniserregenden Stand der Gender-Debatte. Frauen werden immer noch bevorzugt als Opfer dargestellt, so dass viele, höchst erfolgreich, als Täterinnen agieren können, denen man Frechheiten einfach nachsieht. Wenn man aber geringe Qualität oder gar Unvermögen nicht mehr realitätsgerecht bewertet, sondern sich von gender criteria und ideologischen Sollsätzen leiten lässt, rutsch man in eine Gesinnungskultur, in der weder Sachen als Dinge, noch Menschen als Subjekte gelten, sondern nur noch Objekte, wie sie der Wahrnehmung dieser Protagonisten erscheinen. Das ist das Gegenteil einer "offenen Gesellschaft", wie sie Sir Karl Popper wollte, ganz zu schweigen einer offenen Gesellschaft, wie sie Aufklärer wie Adorno & Co. wollten, oder couragierte Linke wie George Orwell.


Mit Priesterinnen wie Elke Heidenreich fördern wir eine Angestelltenkultur, das Regime des unduldsamen Untermaßes, das viele allzufreundlich "Mittelmaß" nennen. Was dort als Courage erscheint, ist meist nur frech und anmaßend, nicht eigentlich kritisch. Frau Heidenreich und ihresgleichen erfüllen das enge Programm dieser Halb- und Ungebildeten.

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