Freitag, 29. Dezember 2017

Winterspiel – Poem



Louis Christian Wolff

Winterspiel


Die Wolken weggewischt
Leer der Himmel und blau
Gleißend die Sonne, hart, scharf das Licht
Keine Schattenspender in der Ödnis
Bar und bloß´
Kahl und dürr
Aber voller Hoffnung auf Anderes
Als brüchige Felsen, loses Schotterwerk, Dreck
Im elenden Sommer

Er liebte den Winter wegen seiner Kälte
Der klirrenden
Wegen des Schnees, des weißen Mantels,
Der alles dämpfte, gnädig zudeckte, für eine Zeit wenigstens
Bis es schmolz und die Wahrheit offen lag
Schmutzig, abgetreten, wartend auf einen Frühling
Er wollte nicht daran denken
Er wollte im Schnee sich wälzen, im kalten Kleid
Bis das Eisige seinen Körper stäche
Und er ins Haus wankte, sich im Bad zu erwärmen
Maria seine Glieder rieb und ihm einheizte
Das Glück am frühen Abend im dampfigen Raum

Das Ablegen der schweren Kleider
tiefere Lust als beim Abstreifen des leichten Hemdes
Gespannt äugte er dort hockend
Sie legte Schicht um Schicht ab, machte sich frei
Entkleidete sich bedächtig ritualisiert
Blendete ihn mit ihrer Blöße
Die Nacktheit Frühling, Winterende
Schweiß trat aus seinen Poren
Sie erwiderte den glimmenden, offenen Blick
So zog auch er sich aus
Langsam, ganz langsam, um nichts zu versäumen
In diesem Winterspiel


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