Open Talk: “Wie entsteht neues, innovatives Denken?”
"Neues Denken entsteht durch neue Verbindungen: Durch die Verknüpfung unserer eigenen Gedanken mit denen anderer kommen neue, möglicherweise große Ideen zustande. Wie wird aus einer Begegnung unterschiedlicher Sichtweisen eine neue Herangehensweise? Bringt Konvergenz verschiedener Disziplinen wirklich produktive neue Ansätze? Das war des Thema des ersten Open Talk im Open Space auf der Agora: “When ideas meet: Wie wird aus Begegnungen neues, innovatives Denken?” Wer dabei war? Karin Fischer (Deutschlandfunk), Richard David Precht (Autor und Philosoph), Prof. Gerald Hüther (Neurobiologe), Marion Schwehr (Inititatorin “Streetview” Literaturprojekt) und Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse)."
Es
wird, korrekt, unterschieden zwischen „neu“ und „innovativ“. Aber es
wird von der Möglichkeit der Gedankenverbindung gesprochen, und zwar
eigener und fremder. Das ist unmöglich. Damit Gedanken interpersonal
kommuniziert werden können, müssen sie medialisiert werden, also
Ausdruck über Sprache oder andere Symbolsysteme erfahren. Kein Gedanke
eines Anderen ist für einen Anderen denkbar, wissbar, verbindbar. (Für
viele ist nicht einmal selbst, intrapersonal, eine komplexe Verbindung
möglich...)
Also
wird das metaphorisch gemeint. Aber die Kürze führt auch zu
Fehlschlüssen. Etwas Neues denken ist noch nicht unbedingt etwas
Innovatives denken. Innovation bestimmt sich von einer Absicht oder von
Absichten, einem Ziel. Neu könnte alles sein, was zuvor nicht gedacht
worden war. Das Gedachte als Neues ist nicht unbedingt innovativ. Ob
etwas Gedachtes produktiv ist, hängt wieder von anderen Kriterien ab. Es
kann auch ein „neuer Ansatz“ (was ist ein „Ansatz“? eine neue Sicht?)
zu keinem brauchbaren, produktiven oder produktiveren Ergebnis führen.
Im
Blog sind einige Ergebnissätze wiedergegeben. Sie werden als
Diskussionsergebnis gehandelt. In einer Stunde haben aber die
Beteiligten, höchstwahrscheinlich, keine Zeit für eine Diskussion
gefunden, sondern nur für den Austausch von Ansichten, die als
Statements oder Argumente geäußert wurden, auf die wahrscheinlich kaum
eingegangen werden konnte, weil die Zeit nicht gereicht hätte, auch wenn
wer darauf eingehen hätte wollen.
Aber
solche Talks, die sogar als „open talk“ bezeichnet werden (wer wird
schon ein „closed talk“ offerieren?), sind Demonstrationen, die so tun,
als ob sie Diskussionen seien. Auch wenn der Titel sich amerikanisch
modern gibt, „When ideas meet“, trafen nur Meinungen aufeinander,
weniger Ideen. Nicht jede Meinung ist eine Idee. Oder alles, was
kommuniziert ist, wird als Idee gesehen. Das entwertet aber den Begriff
der Idee.
Wie
und wann bemisst man eine „große Idee“? Wenn sie neu ist? Für wen neu?
Wie kann etwas groß sein, das sich im Rahmen der Profitgesellschaft
produktiv-innovativ orientiert bewegt? Ist nicht gerade DAS die
Erfüllung des Vorgegebenen?
Warum
sprachen die Teilnehmer überhaupt Deutsch? Wären neue Verbindungen
nicht eher über eine andere Sprache, die vielleicht anderes Denken
determiniert, eher möglich?
Gut,
sie machen Kompromisse mit dem anerkannten, geübten Denglisch. Aber das
ist zuwenig. So lange sich die Protagonisten so gut verständigen
innerhalb einer Stunde, erfüllen sie ein Programm, bleiben sie im
Rahmen. Was soll da neu sein?
Die
Antworten, die beispielhaft auf der Blogseite wiedergegeben werden,
sind alle nicht neu. Wir haben sie oft gehört, gelesen, vorgesagt
bekommen. Das wertet sie nicht per se ab. Aber auch nicht auf.
Es
zeigt sich: Auf einer Messe, eine Geschäftsaktivität, kann nur
bestimmtes Neues, bestimmtes Innovatives erreicht und vermittelt werden.
Alles, was das gewünschte, anvisierte, erwartete Neue störte, wird
nicht zugelassen. Falls es doch geäußert wird, entsorgt man es als
unvernünftig, bizarr, abwegig etc. Die bekannten Sätze, das Ritual des
„open talks“, sichern diesen Vorgang. Es geht um als-ob.
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