Sie lag dort und atmete schwer. Die Nase war rot,
geschwollen, die Oberlippen nass vom herabtropfenden dünnen Schleim, die Lippen
selbst spröde, brüchig, weil immer geöffnet zum Luftholen. Sie stierte auf die
Decke. Einmal war sie weiss gemalt worden. Jetzt war die Farbe dunkelschmierig
von Rauch und Staub. Das ärmliche Mobiliar in dem kleinen Zimmer verstärkte das
Bild von Desparatheit. Für einen Moment schoss mir das Wort
"armselig" in die Sprache, doch wies ich es empört zurück. Die
Verbindung von "arm" und "selig" war unlauter. Hier war
nichts "selig". Hier dumpfte abgestandene Luft, verdünntem
Sauerstoff, weil der Gaskonvektor bei ungeöffnetem Fenster die "Frischluft"
frass. Das Zimmer war krank wie sie. Armut verdirbt.
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