Es fehlen Debattierhäuser
Kommentar von Roman Bucheli, NZZ, 4.11.2014
Literaturhäuser machen, was andere ebenso gut tun: Lesungen veranstalten. Das ist schön und gut, aber besser wäre es, sie würden sich vermehrt als Orte der intellektuellen Debatte profilieren.
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Aber man kann intensive Debatten und Diskussionen nicht einfach bestellen, erst recht nicht in Zeiten der Hochkonjunktur von Talk Shows, weil "talken" nicht wirklich debattieren ist, und das Fernsehen den meisten das Argumentieren ausgetrieben hat bzw. viele es gar nicht erlernten. Die Unsitten der Netzkultur, wo Beleidigungen als "shit storms" das ganz tiefe Niveau belegen, das der Mehrheit eigen ist, erlaubt keine fundierte Diskussion ...
Falls also Debattierhäuser jetzt eine Lücke erkennen, werden sie, ähnlich wie die Kunstverhökerungsanstalten, dem Regime der Kuratorinnen gleich, paternalistisch, gutmenschlerisch agieren – und wiederum jene nicht erreichen oder gar abstoßen, die Interesse an hoher Argumentation, an Disputationen hätten.
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