Die Familien Curtius und Picht, historisch eng miteinander verbunden, haben über drei Generationen deutsche Bildungspolitik und Wissenschaftsgeschichte geprägt. Das Archiv der Gelehrtendynastie umfasst einen Zeitraum von über 150 Jahren und reicht von Ernst Curtius (1814-1896), der die ersten archäologischen Ausgrabungen in Olympia leitete, bis zum Reformpädagogen und Philosophen Georg Picht (1913-1982), Rektor am Birklehof und Schöpfer des Begriffs der »Bildungskatastrophe«.
Die Robert Bosch Stiftung förderte die Erschließung des komplex aufgebauten Familienarchivs, das vom Deutschen Literaturarchiv Marbach im vergangenen Jahr übernommen wurde. Im Rahmen der Tagung »Curtius und Picht. Zwei Familien, vier Generationen« werden die intellektuellen Netzwerke jetzt zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt: Es sprechen u.a. Wolfgang Asholt (Osnabrück) über »Wesen und Funktion der französischen Kultur und Literatur für Ernst Robert Curtius (1914-1932)«, Teresa Löwe-Bahners (New York) zum Thema »Greda und Georg, Heidelberg und Hinterzarten – une éducation maternelle«, Anne Kraume (Potsdam) über »Philologie und Geschichte bei Ernst Robert Curtius und Américo Castro« und Ernst-Peter Wieckenberg (München) zu Briefen von Friedrich Curtius an seine Tochter. Es moderieren Barbara Picht und Marcel Lepper.
Bei dem Bestand Curtius-Picht handelt es sich um persönliche, oft ausführliche Aufzeichnungen, Fotografien, Briefe und Materialsammlungen zu Fragen der Kultur, Politik, Gesellschaft und Literatur, die der Forschung bisher unbekannt und unzugänglich waren. Die enorme bildungs- und wissenschaftshistorische Bedeutung der Einzelfiguren aus den Familien Curtius und Picht spiegelt sich in dem reichen Bestand wider. Seinen einzigartigen Charakter gewinnt das Archiv aus der überlieferten besonderen zeitgeschichtlichen Konstellation der Familienmitglieder. In den umfangreichen Korrespondenzen sind viele bedeutende Persönlichkeiten vertreten, u.a. Hellmut Becker, Margret Boveri, Charles Du Bos, Friedrich Gundolf, Adolf von Harnack, Martin Heidegger, Hartmut von Hentig, Sabine Lepsius, Max Müller, Eugen Rosenstock-Huessy, Max Rychner, Edgar Salin, Albert Schweitzer, Rudolf Smend, Bruno Snell, Paul Valéry, Max Weber, Carl Friedrich von Weizsäcker und Viktor von Weizsäcker.
Das Archiv der Familie Picht-Curtius ergänzt die Sammlung von Nachlässen bedeutender Gelehrter im Deutschen Literaturarchiv Marbach, reiche Bezüge ergeben sich u.a. zum Nachlass von Viktor von Weizsäcker und Martin Heidegger, ebenso zu Philologennachlässen, Redaktions- und Verlagsarchiven.
Tagungsprogramm
Die Tagung wird finanziert aus Mitteln der Robert Bosch Stiftung.
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