Wir gedenken heuer der Gebrüder Grimm. Wir brachten und bringen Märchen von ihnen. Heute aber ein kurzer Stoff zum anderen Nachdenken: Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm, seine Nachfolger, die Probleme der Lexigrafie, der fehelnden Mittel:
Zuerst einige Artikel von 2004 bis 2013 zum DWB:
Keine Chance für den Astbecker
Die Berliner Neubearbeiter des grimmschen Wörterbuchs modernisieren behutsam ein Denkmal deutscher Geistesgeschichte
Matthias Heine, Welt, 23.5.2004
Es war einmal das Wörterbuch der Grimms
Das "Deutsche Wörterbuch" gilt als Denkmal der Germanistik. Begonnen wurde es von den Brüdern Grimm 1838. Nach ihrem Tode wurde die Arbeit von mehreren Forschergenerationen fortgesetzt, bis es 1961 vollständig war. Dann begann eine Neubearbeitung. Doch die wird 2012 beim Buchstaben F abgebrochen.
Matthias Heine, Welt 15.7.2009
Grimm-Nachfolger
Deutsch-Lexikon DWDS – Ein Traum für Linguisten
Die großen Wörterbücher sterben. Auch die Arbeit am "Deutschen Wörterbuch" der Brüder Grimm wird nach 170 Jahren eingestellt. An seine Stelle tritt das "Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache".
Matthias Heine, Welt, 28.11.2012
Und wenn sie nicht gestorben sind
Das neue "Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache" kann das Grimmsche Wörterbuch nicht ersetzen.
Alan Kirkness, Welt 1.3.2013
Das böse Ende eines märchenhaften Wörterbuchs
Skandal in Berlin: Das legendäre "Deutsche Wörterbuch" der Brüder Grimm wird hastig, ohne Rücksicht auf wissenschaftliche Sorgfalt, abgewickelt und sein digitaler Nachfolger DWDS ist unzulänglich.
Matthias Heine, Welt, 17.4.2013
Und hier noch etwas zur Brüder Grimm-Ausstellung:
Ausstellung „Expedition Grimm“ Erzählen, edieren, umarbeiten
Zur Ruhe kamen die Herren nie: In Kassel sammelten die Brüder Grimm ihre Märchen. Nun hat dort die Ausstellung „Expedition Grimm“ eröffnet - ein gewichtiges Wort zum Jubiläum.
Tilman Spreckelsen, FAZ 28.04.2013
Einige Schlüsselbegriffe:
Germanistik ist die akademische Disziplin der Geisteswissenschaften, die die deutsche Sprache und deutschsprachige Literatur in ihren historischen und gegenwärtigen Erscheinungsformen erforscht, dokumentiert und vermittelt. In einem weiteren Verständnis hat sie die Aufgabe, die germanischen Sprachen mit ihren Kulturen und Literaturen zu erforschen.
Althochdeutsch
Mittelhochdeutsch
Neuhochdeutsch
Einige biographische Verweise auf wichtige alte Germanisten, Philologen etc. (aus der Wikipedia):
Benjamin Hederich (* 12. Dezember 1675 in Geithain; † 18. Juli 1748 in Großenhain) war ein deutscher Lexikon- und Lehrbuchautor.
Johann Christoph Adelung (* 8. August 1732 in Spantekow; † 10. September 1806 in Dresden) war ein deutscher Bibliothekar, Lexikograph und Germanist.
Georg Friedrich Benecke (* 10. Juni 1762 in Mönchsroth, Fürstentum Öttingen; † 21. August 1844 in Göttingen) war ein deutscher Philologe, der sich mit der deutschen Literatur des Mittelalters beschäftigte.
Johann Gottfried Jakob Hermann (* 28. November 1772 in Leipzig; † 31. Dezember 1848 ebenda) war ein deutscher klassischer Philologe.
Friedrich Heinrich von der Hagen (* 19. Februar 1780 in Angermünde-Schmiedeberg in der Uckermark; † 11. Juni 1856 in Berlin) war ein deutscher Germanist.
Eberhard Gottlieb Graff (* 10. März 1780 in Elbing; † 18. Oktober 1841 in Berlin) war Sprachforscher.
Brüder Grimm oder Gebrüder Grimm ist die gemeinsame Bezeichnung für die Brüder Jacob Grimm (* 4. Januar 1785 in Hanau; † 20. September 1863 in Berlin) und Wilhelm Grimm (* 24. Februar 1786 in Hanau; † 16. Dezember 1859 in Berlin), die als Sprachwissenschaftler und Sammler von Märchen (Grimms Märchen) bekannt sind. Sie gelten gemeinsam mit Karl Lachmann und Georg Friedrich Benecke als „Gründungsväter“ der Deutschen Philologie bzw. Germanistik.
Franz Bopp (* 14. September 1791 in Mainz; † 23. Oktober 1867 in Berlin) war ein deutscher Sprachwissenschaftler und Sanskritforscher. Er gilt als Begründer der historisch-vergleichenden indogermanischen Sprachwissenschaft.
Karl Konrad Friedrich Wilhelm Lachmann (* 4. März 1793 in Braunschweig; † 13. März 1851 in Berlin) war ein deutscher germanistischer Mediävist und Altphilologe, der als Dozent und Professor an der Berliner Universität wirkte. Seine Methode der historisch-kritischen Edition antiker Texte wurde zum Vorbild für die moderne Textkritik.
Karl Friedrich Wilhelm Wander (* 27. Dezember 1803 in Fischbach bei Hirschberg, Schlesien; † 4. Juni 1879 in Quirl, Schlesien) war ein deutscher Pädagoge und Germanist. Er legte die größte existierende Sammlung deutschsprachiger Sprichwörter an.
Karl Heinrich Wilhelm Wackernagel (* 23. April 1806 in Berlin; † 21. Dezember 1869 in Basel) war deutscher Schriftsteller, Philologe (Germanistik), Kunst- und Kulturhistoriker.
Rudolph Friedrich Moriz Haupt (* 27. Juli 1808 in Zittau; † 5. Februar 1874 in Berlin) war ein deutscher klassischer Philologe und Germanist.
Franz Pfeiffer (* 27. Februar 1815 in Solothurn, Schweiz; † 29. Mai 1868 in Wien) war ein Schweizer Germanist und Philologe.
Karl Viktor Müllenhoff (* 8. September 1818 in Marne; † 19. Februar 1884 in Berlin) war ein deutscher Wissenschaftler und germanistischer Mediävist.
Daniel Sanders (* 12. November 1819 in Strelitz; † 11. März 1897 ebenda; vollständiger Name: Daniel Hendel Sanders) war ein deutscher Lexikograf und Sprachforscher sowie Dichter und Übersetzer.
Matthias Lexer, seit 1885 Ritter von Lexer (* 18. Oktober 1830 in Liesing im Lesachtal, Österreich; † 16. April 1892 in Nürnberg) war ein bayerischer germanistischer Mediävist und Lexikograph.
Karl Friedrich Adolf Konrad Bartsch (* 25. Februar 1832 in Sprottau; † 19. Februar 1888 in Heidelberg) war ein deutscher germanistischer Mediävist und Altphilologe, der an der Universität Rostock das erste Germanistische Institut in Deutschland gründete.
Moritz Heyne, auch Moriz (* 8. Juni 1837 in Weißenfels; † 1. März 1906 in Göttingen) war ein deutscher germanistischer Mediävist und Lexikograph.
Wilhelm Scherer (* 26. April 1841 in Schönborn; † 6. August 1886 in Berlin) war ein österreichischer Germanist.
Hermann Otto Theodor Paul (* 7. August 1846 in Salbke; † 29. Dezember 1921 in München) war ein deutscher germanistischer Mediävist, Sprachwissenschaftler und Lexikograph. Paul gehört zur Gruppe der Junggrammatiker.
Theodor Wilhelm Braune (* 20. Februar 1850 in Großthiemig bei Elsterwerda; † 10. November 1926 in Heidelberg) war ein deutscher germanistischer Mediävist.
Braune ging 1869 an die Universität Leipzig, habilitierte sich dort 1874, erhielt 1877 eine außerordentliche Professur und wirkte seit 1880 als Professor der deutschen Sprache und Literatur in Gießen. Er gilt als ein wichtiger Vertreter der Junggrammatiker.
Wilhelm Maximilian Otto Behaghel (* 3. Mai 1854 in Karlsruhe; † 9. Oktober 1936 in München) war ein deutscher germanistischer Mediävist und Professor an den Universitäten Heidelberg, Basel und Gießen.
Friedrich Kluge (* 21. Juni 1856 in Köln; † 21. Mai 1926 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Sprachwissenschaftler und Lexikograf. Sein Name ist vor allem durch sein 1883 veröffentlichtes Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache (oft auch einfach „der Kluge“ genannt) bekannt, das bis heute zahlreiche Neuauflagen erlebte (zuletzt in 25. Auflage. 2011) und ein Standardwerk der deutschen Etymologie ist.
Gustav Roethe (* 5. Mai 1859 in Graudenz; † 17. September 1926 in Bad Gastein, Österreich) war ein deutscher germanistischer Mediävist. Er war Professor für deutsche Philologie an der Universität Göttingen und an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.
Carl Ernst Konrad Burdach (* 29. Mai 1859 in Königsberg (Ostpreußen); † 18. September 1936 in Berlin) war ein deutscher Germanist und Literaturwissenschaftler.
Richard Moritz Meyer (* 5. Juli 1860 in Berlin; † 8. Oktober 1914 ebenda) war ein deutscher Germanist.
Victor Karl Paul Ferdinand Wrede (* 15. Juli 1863 in Spandau; † 19. Februar 1934 in Marburg) war ein deutscher Linguist. Seine Schwerpunkte waren altgermanische Dialekte und Dialektgeografie. Von 1911 bis 1933 war er Leiter des DSA-Projekts.
Er galt als Anhänger der Berliner Schule. Er versuchte die junggrammatische These der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze zu widerlegen und bestritt die Möglichkeit, dass sich die heutigen deutschen Dialekte direkt aus den altgermanischen Dialekten entwickelten
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Die Wörterbücher erzählen eine eigene Geschichte. Sie dokumentieren und illustrieren den gesellschaftlichen Hintergrund und sein Einwirken auf die Sprache. Sie beleuchten die ideologischen Einflüsse, die sich neben den wissenschaftlich-institutionellen, den allgemein ökonomischen und Tagespolitischen bemerkbar machen. Sie belegen die Veränderungen der lebenden, lebendigen Sprache.
Sie zeigen auf, dass man auch in der Muttersprache, in der man "daheim" ist, übersetzen muss.
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