Montag, 31. Dezember 2012

Hermann Lübbes 86. Geburtstag

Hermann Lübbe (* 31. Dezember 1926 in Aurich) ist ein deutscher Philosoph. Er war ordentlicher Professor für Philosophie und Politische Theorie an der Universität Zürich und Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie. Durch seine Beiträge zu aktuellen politischen Debatten wurde er über die Fachkreise hinaus bekannt. Lübbe zählt zur Ritter-Schule.

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Irina Korschunows 87. Geburtstag

Irina Korschunow (* 31. Dezember 1925 in Stendal) ist eine deutsche Schriftstellerin. Korschunow ist Autorin zahlreicher Kinderbücher, Romane und Drehbücher. Für ihre Werke wurde sie unter anderem mit dem Tukan-Preis (1977), dem Silbernen Griffel (1985), dem Roswitha-Preis (1987) und dem Hertha Koenig-Literaturpreis (2004) ausgezeichnet. Irina Korschunow lebt in München.

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Loys Massons 97. Geburtstag

Loys Masson (* 31. Dezember 1915 in Rose Hill/Mauritius; † 24. Oktober 1969 in Paris) war ein französischer Schriftsteller.

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Paul Boldts 127. Geburtstag

Paul Boldt (* 31. Dezember 1885 in Christfelde (polnisch: Chrystkowo), Kreis Schwetz, Westpreußen; † 16. März 1921 in Freiburg im Breisgau) war ein Lyriker des deutschen Expressionismus.

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Giovanni Pascolis 157. Geburtstag

Giovanni Pascoli (* 31. Dezember 1855 in San Mauro di Romagna, Emilia-Romagna; † 6. April 1912 in Bologna) war ein italienischer Dichter.

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Samstag, 29. Dezember 2012

Carl Spittelers 88. Todestag

Carl Friedrich Georg Spitteler (Pseudonym Carl Felix Tandem; * 24. April 1845 in Liestal; † 29. Dezember 1924 in Luzern) war ein Schweizer Dichter und Schriftsteller, Kritiker und Essayist. 1919 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

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(Abbildung Porträt Spitteler von Zeno.org )

Der auch in DRIESCH publizierende Schweizer Autor Dominik Riedo hat 2009 eine Auswahl mit Nachwort herausgegeben: Carl Spitteler: Unser Schweizer Standpunkt. Lesebuch.  Verlag Pro Libro, Luzern 2009, ISBN 3-9523406-9-3

Rezension dazu im seniorweb.ch

Vortrag von Dominik Riedo "Carl Spitteler - Leben und Werk" vom 14.4.2011 als pdf hier.


From the Nobel Prize Page:

The Nobel Prize in Literature 1919 was awarded to Carl Spitteler "in special appreciation of his epic, Olympian Spring".

Carl Spitteler received his Nobel Prize one year later, in 1920. During the selection process in 1919, the Nobel Committee for Literature decided that none of the year's nominations met the criteria as outlined in the will of Alfred Nobel. According to the Nobel Foundation's statutes, the Nobel Prize can in such a case be reserved until the following year, and this statute was then applied. Carl Spitteler therefore received his Nobel Prize for 1919 one year later, in 1920.

Aus: Carl Spitteler: Lachende Wahrheiten

Von der »männlichen« Poesie

Immer von neuem erachten die prosaischen Köpfe das reine Gold der Poesie für zu weich, eines Zusatzes bedürftig, selbst dann, wenn sie theoretisch das Gegenteil lehren, ja vielleicht dann am meisten. Nachdem wir glücklich darüber hinaus sind, die Poesie mit Geist zu würzen, mit Phrasen zu drapieren, mit Tugenden zu bessern, mit Ideen zu erheben, mit Weisheit zu vertiefen, mit Nützlichkeiten breitzustrecken, fängt unversehens die leidige Arzneikunst von vorne an, und um es nicht uralt nennen zu müssen, nennt man's modern.

Eine kräftige, männliche Poesie möchten wir zur Abwechslung jetzt haben, Pepton und Hämoglobin der Muse zu schlucken geben, Eisen- und Stahlbäder sie brauchen lassen, um ihre Konstitution zu stärken. Um ein weniges, so salbten wir ihr den Mund mit Bartwasser. Brennende Fragen, rote Fahnen und mörderliche Streike sollen die roten Blutkörperchen vermehren, Schweiß und Unrat, Dialekt und Dynamit die Zuckerkrankheit austreiben. Gestern stärkelte man mit bäurischen Hemdärmeln, heute mit fabrikstädtischen Arbeiterschürzen. Diesmal aber ist es uns grimmig ernst. Wir haben uns nämlich an dem Goldschnittsirup so gründlich den Magen verdorben, daß wir nach Petroleum lechzen. Was ist prosaisch? was ist pedantisch? was ist nordnifelnebelnüchtern? was schmeckt übel? was riecht bedenklich? Her damit, auf daß wir es dichten!

Und das Ergebnis? Titanische Grimassen, ohne den mindesten Zuwachs an Kraft. Das kommt daher, daß Geschwulst und Muskel zweierlei ist, und daß einer fürchterlich schnarchen kann und doch ein Schwächling sein.

Denn was bedeutet »Kraft« in der Kunst? Nicht im Gewicht des Stoffes liegt sie, nicht in haarigen Ideen, sondern in der sieghaften Bewältigung der jeweiligen Aufgabe. Wer, was er immer unternimmt, meistert, der ist ein kräftiger Künstler. Das geht so weit, daß eine gesunde Kunst sich überhaupt niemals die Kraft zum Ziele setzt, sondern die Vollendung, in welcher neben andern guten Dingen auch die Kraft enthalten ist. Begehrt ein Zeitalter leidenschaftlich nach Kraft in der Poesie, so ist das schon ein krankhaftes Symptom, wie wenn ein bleichsüchtiges Dienstmädchen nach Salat ruft. Eisen fressen, Erde schmecken, den zersetzenden Geist unserer Zeit einatmen wollen, das sollten Zeichen von Gesundheit sein? Ich bitte um Verzeihung, das sind Zeichen der Anämie und Hysterie.

Die Kunst läßt sich nun einmal nicht legieren, und mit den Fäusten kann man nicht dichten. Und ob meinetwegen ein ganzes Zeitalter mit Milliarden von Urwählern einstimmig das Gegenteil beschlösse, so wird zwar vielleicht das Zeitalter knabenhaft, die Kunst jedoch um kein Haar männlicher werden. Denn mit dem Willen, mit Beschlüssen, mit Lärm und Geschrei läßt sich die Poesie so wenig kuranzen, wie irgend eine andere Naturpotenz. Alle Lebenskraft ist Saft und aller Saft ist weich, ja sogar im Innersten – es tut mir aufrichtig leid – ein wenig süß. Hat daher ein erbarmungswürdiges Geschlecht so viel Schleck schlucken müssen, daß es winselt »alles in der Welt, nur beileibe nichts Süßes«, gut, es gibt der Dinge und Tätigkeiten auf Erden genug, die nichts weniger als süß sind. Wohl bekomm's! Aber die Poesie selber mit sozialen Zwiebeln als sauren Hering rüsten zu wollen, diese Mayonnaise wird Euch nimmer geraten.

William Gaddis' 90. Geburtstag


William Thomas Gaddis, Jr., December 29, 1922 – December 16, 1998, was an American novelist. The first and longest of his five novels, The Recognitions, was named one of TIME magazine's 100 best novels from 1923 to 2005 and two others won the annual U.S. National Book Award for Fiction. A collection of his essays was published posthumously as The Rush for Second Place (2002).

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Mittwoch, 26. Dezember 2012

Ernst Moritz Arndts 243. Geburtstag

Ernst Moritz Arndt,  26.12.1769 in Groß Schoritz auf Rügen, damals Schwedisch-Pommern; - 29.1.1860 in Bonn, war ein deutscher Schriftsteller und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Er widmete sich hauptsächlich der Mobilisierung gegen die Besatzung Deutschlands durch Napoleon. Er gilt als einer der bedeutendsten Lyriker der Epoche der Freiheitskriege. Arndt wird sehr unterschiedlich beurteilt.

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Trotz vieler Vorwürfe, vor allem, er sei antisemtisch gewesen, heißt die Universität Greifswald immer noch "Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald".

Auch eine Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft wurde in Deutschland 1992 (!) ins Leben gerufen.

Allerdings sind neue Indexi in Vorbereitung, die Purifikation von öffentlichen Bibliotheken (inklusive der öffentlichen Universitäten!) betreffend, die sicherstellen sollen, dass kein kontaminiertes Buchgut zugänglich gemacht wird. Dies betrifft nicht nur neonazistische Literatur und Historie, sondern überhaupt revisionistische, soweit sie dem herrschenden System nicht tauglich ist, sowie religionskritische und ideologische, soweit sie andere Systeme als das demokratische zu positiv behandeln.

Immer wieder, wie 2009 in der renommierten Wochenzeitung DIE ZEIT, wird die Frage gestellt, warum immer noch so viele Schulen, Kindergärten, Kasernen oder universitäten "den Namen des völkischen Ideologen und Antisemiten" tragen.

Es darf erwartet werden, dass mit heftiger Unterstützung jüdischer Kreise ein Reinigungsprogramm in Angriff genommen wird, um endlich politisch korrekte Zustände auch in Deutschland herzustellen.









Montag, 24. Dezember 2012

Louis Aragons 30. Todestag

Louis Aragon, 3.10.1897 als Louis-Marie Andrieux, - 24.12.1982, war ein französischer Dichter und Schriftsteller. Beeinflusst von Charles Dickens, Comte de Lautréamont, Leo Tolstoi, Maxim Gorki, ist er einer der Vertreter des sozialistischen Realismus. Zusammen mit André Breton und Philippe Soupault begründete er 1924 den Surrealismus. Aragon, überzeugter Kommunist, trat auch als literarischer Denunziant hervor: Er zeichnete in der Figur des feigen Verräters Patrice Orfilat den Schriftsteller Paul Nizan, wogegfen sich damals Sartre und de Beauvoir verwahrten. Aragon blieb parteutreuer Hardliner.

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Samstag, 22. Dezember 2012

Peter Wapnewski neunzigjährig am 21.12.2012 gestorben

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Die Farbe der Fremdheit. 
Manfred Koch, NZZ 22.12.2012


Mediävist Peter Wapnewski ist tot
Der Mediävist Peter Wapnewskis ist gestorben. Keines seiner Worte konnte man vergessen – und keinen Satz wiederholen. Er kannte aber auch den Unterschied zwischen einem Hattrick und einem Hackentrick.
Wolf Lepenies, Die Welt, 22.12.2012

Ein Werbender
Peter Wapnewski gestorben
Er war einer der angesehensten Gelehrten unserer Tage und verstand es, aus der Entdeckung der Sprache ein Abenteuer zu machen. Zum Tode des Germanisten und Mittelalter-Spezialisten.
Tilman Spreckelsen, FAZ 23.12.2012




Donnerstag, 20. Dezember 2012

Keiji Nakazawa gestorben

Keiji Nakazawa (jap. 中沢 啓治, Nakazawa Keiji; * 14. März 1939 in Hiroshima, Präfektur Hiroshima, Japan; † 19. Dezember 2012 ebenda) war ein japanischer Manga-Zeichner. Er überlebte als kleiner Junge den Atombombenabwurf auf seine Heimatstadt Hiroshima, nur etwas mehr als einen Kilometer vom Hypozentrum entfernt. Zwei Jahrzehnte später zeichnete Keiji Nakazawa seine Erinnerungen in dem Manga „Barfuß durch Hiroshima“ - es begründete das Genre des pāsonaru komikku, des auf einer persönlichen Geschichte beruhenden Manga, wurde zum Klassiker und zu einem wichtigen Erinnerungsbuch in Japan. Keiji Nakazawa war in Japan einer der bekanntesten Atomkraftgegner.

Barfuß durch Hiroshima
Eine Ausstellung zum 60sten Jahrestag
Von Eckart Sackmann, comic.de, 2005

































Nachträge:

Zeichnen, um zu überleben
Zum Tod e Keiji Nakazawas
Von Stefan Pannor, DER SPIEGEL, 27.12.2012


Nachruf von Lars von Törne, Tagesspiegel, 28.12.2012

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Italo Svevos 151. Geburtstag

Italo Svevo (eigentlich Hector Aron Schmitz, genannt Ettore Schmitz; * 19. Dezember 1861 in Triest; † 13. September 1928 in Motta di Livenza bei Treviso) war ein italienischer Schriftsteller. Svevo gilt als führender italienischer Romanautor des 20. Jahrhunderts.

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Walter Höllerers 90. Geburtstag

Walter Höllerer, 19.12.1922 - 20.5.2003, war ein deutscher Schriftsteller, Literaturkritiker und Literaturwissenschaftler.

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Montag, 17. Dezember 2012

Ludwig van Beethovens 242. Geburtstag

Ludwig van Beethoven (getauft 17. Dezember 1770 in Bonn, Kurköln; † 26. März 1827 in Wien, Österreich) war ein deutscher Komponist. Er gilt als der Komponist, der die Musik der Wiener Klassik zu ihrer höchsten Entwicklung geführt und der Romantik den Weg bereitet hat.

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Beethoven und Goethe trafen sich nur einmal. die Begegnung wird als symbolträchtig immer wieder kolportiert, z. B. hier: Das Treffen in Teplitz, DIE ZEIT, 5.7.2012 Nr. 28

Schatten und Sternenlicht über Musik-Trümmern. Adorno zu Beethovens Spätwerk am Beispiel op. 111; Walter Tydecks 2008


Friedrich Gulda, aufgenommen 1953

Beethoven, Adorno, and the Dialectics of Freedom
James Gordon Finlayson


Irina Edelstein, Piano
Live Recording: Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main 01.12.2011 Großer Saal
Ludwig von Beethoven, Sonata Nr. 32 c-Moll op.111
I. Maestoso -- Allegro con brio ed appassionato
II. Adagio molto semplice e cantabile

 

Siehe auch: Hugo von Hofmannsthal:

Vergleiche vielleicht dazu Adornos Bemerkung über Hofmannsthals Beethoven-Rede:

Zu Beethoven und Musik als Sprache s. Hofmannsthal, „Beethoven“, in „Reden und Aufsätze“, Leipzig 1921, S. 6: „aus unzerbrochenem, im Aufruhr noch frommem (!) Gemüt ward er der Schöpfer einer Sprache. In dieser Sprache ist er ganz: mehr als Klang und Ton, mehr auch als Symphonie, mehr als Hymnus, mehr als Gebet: es ist ein nicht Auszusagendes: eines Menschen Gebärde ist darin, der dasteht vor Gott. Hier war ein Wort, aber nicht das entweihte der Sprache, hier war das lebendige Wort und die lebendige Tat, und sie waren eins.“ Dies Zitat, in dem einige der tiefsten Einsichten (Rekonstruktion der Sprache, Geste des Standhaltenden – vgl. dies Heft, Ausdruck des Themas der IX. –) unter einem Schwall von Kulturphrasen verschüttet liegt, ist mit größter Vorsicht zu bringen. – Beethovens Werk insgesamt als Rekonstruktionsversuch. [Fragment 326]
Adorno: Beethoven, Frankfurt, Suhrkamp 1993

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Solidaritätslesung für Pussy Riot

2 Kurzberichte zur Solidaritätslesung für PUSSY RIOT des Driesch Verlags in Drösing am 12.12.2012 sind hier in der Internetseite des Verlags zu finden.


Heinrich Heines 215. Geburtstag

Christian Johann Heinrich Heine, 13.12.1797 als Harry Heine - 17.2.1856,  war einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts.

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Montag, 10. Dezember 2012

Freitag, 7. Dezember 2012

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Peter Handkes 70. Geburtstag

Peter Handke , * 6. 12.1942, ist ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer.

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Der Wanderer ist ein anderer
Peter Handke wird 70: Zum Geburtstag erscheint der Briefwechseldes Gegenwartsklassikers mit Siegfried Unseld
Ulrich Weinzierl, Die Welt, 1.12.2012 









Mittwoch, 5. Dezember 2012

Anton Gotthelf Dietrichs 215. Geburtstag

Anton Gotthelf Dietrich, 5.12.1797-3.3.1868. Studierte in Leipzig und Berlin Medizin, war an Psychiatrie und Literatur interessiert und tätig als Übersertzer aus dem Dänischen, Schwedischen und Niederländischen. Begegnungen mit Puschkin und Schukovski regten ihn zu Übertragungen aus dem Russischen an. Bekannt wurden seine Übersetzungen russischer Volksmärchen, die sogar Jacob Grimm einleitete, und die die erste russische Märchensammlung in Deutschland darstellten.

Gutenberg

Es gibt etliche Hörfiles im Netz, die meisten allerdings von Amateuren aufgernommen, die nicht gut lesen können. Zwar nett, dass jemand Texte rezitiert oder liest, aber doch enttäuschend, wenn die Stimme nicht gut klingt bzw. das Lesen ungeübt ist.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Erosion - Verfall

Die Ausgabe # 12 von Driesch, Erosion - Verfall, erscheint am 11. Dezember 2012 und wird in der Geologischen Bundesanstalt in Wien präsentiert. Informationen hier.

In dem Heft mit 198 Seiten finden Sie, wie immer, Lyrik, Prosa, Essays, Rezensionen und Grafiken.



Video mit Edith Lettner, Saxophone

Wir danken der Künstlerin, die sich spontan bereit erklärt hat, im kalten, nassen Wetter mit ihrem Saxophone zu improvisieren, und sich nicht gescheut hat, für diese Aufnahmen in einem Gürtellokal kurz aufzuspielen.

Montag, 3. Dezember 2012

Xiaolu Guo über den Literaturnobelpreisträger Mo Yan

Wahre Kunst dient keinem Herrn
Xiaolu Guo, Der Tagesspiegel, 3. 12. 2012

Die Autorin Schriftstellerin und Filmemacherin, sie wurde 1973 in Südchina geboren und lebt seit 2002 in London. Zuletzt war sie Stipendiatin des DAAD in Berlin.

Ein sehr gescheiter Artikel, wohltuend differenzierend und der bornierten Sicht der Kalten Krieger, die auch unser westliches Kulturdenken bestimmen, entgegengesetzt.

Joseph Conrads 155. Gebutstag

Joseph Conrad, eigentlich Józef Teodor Nałęcz Konrad Korzeniowski, 3.12.1857 - 3.8.1924,  war ein britischer Schriftsteller polnischer Abstammung.

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Sonntag, 2. Dezember 2012

Ivan Illichs 10. Todestag

Ivan Illich,  4.9.1926 in Wien - 2.12.2002 in Bremen, war ein österreichisch-amerikanischer Autor, Philosoph, Theologe und katholischer Priester. Bekannt wurde er durch sein Engagement für die Unterschichten in südamerikanischen Ländern bzw. seine emanzipatorischen Ideen und heftigen Kritiken am ausbeuterischen Kapitalismus.

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Samstag, 1. Dezember 2012

Victor Marguerittes 146. Geburtstag

Victor Margueritte, né à Blida (Algérie) le 1er décembre 1866 et mort à Monestier (Allier) le 23 mars 1942, est un romancier et auteur dramatique français.

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Über den sehr erfolgreichen und damals sehr bekannten Autor schrieb Kurt Tucholsky alias Peter Panter:

Peter Panter (1924) [= Kurt Tucholsky]

Bei dem Autor der »Garçonne«


Eine gute alte Freundin von mir hat einmal das Gebot geprägt: »Du sollst nicht alles mit der Sexu-Elle messen –!« Die Menschen scheinen anders zu messen, denn sonst wäre ein Welterfolg wie der der »Garçonne« von Victor Margueritte nicht zu erklären. Dieses Buch hat den europäischen Kontinent überschwemmt und den südamerikanischen erobert, es liegt auf den Nachttischen der Junggesellen, wird unter den Kopfkissen der jungen Damen verborgen und ist überall. (Es gibt sogar schon eine dicke Parodie, von Hans Reimann.) Und warum dieser Widerhall auf der ganzen Erde? In Verkennung und Überschätzung des Stoffes? Als Ersatz für ungelebte Abenteuer? Wie dem auch sei: hier ist – vor zwei Jahren – der Typus der vermännlichten Frau zum erstenmal angezeigt, hier ist nichts erfunden, sondern ein Vorhandenes scharf geschildert – Victor Margueritte hat den Bubenkopf in die Literatur eingeführt.

*
Wenn man von Cannes die Küste des Mittelmeers südwärts fährt, über St. Raphael hinaus, zu den Orten, wo das blaue Meer aufhört, nur ein dekorativer Hintergrund zu perlengewohnten Kais zu sein, fort von Orten, wo die feinen Leute die schwere Arbeit ihrer Erholung leisten: so kommt man an den winzigen Hafen von Sainte-Maxime. Er liegt auf der Nordseite einer Bucht, gegenüber sieht man die kleinen Häuschen von St. Tropez, bewaldete Erhöhungen schließen die Ufer ein. Ich gehe durch den Ort, das schaumgekräuselte Wasser zur Rechten, es ist warm, nur ein stoßartiger Wind schüttelt die Blätter und jagt geriffelte Schauer über die glatte Fläche des Meeres. Jetzt bin ich fast aus dem Ort hinaus, die Straße zieht sich in den schattigen Wald – und da vorn, vor der Mauertür seines Besitztums – steht ein hochgewachsener Mann in braunen Hosen, brauner Bauernjacke, die den kräftigen Hals freiläßt, mit einem schwarzen Gürtel, ohne Hut, die hellen Haare machen den Mann jünger, als er sein mag. Das ist Victor Margueritte.
Wir begrüßen uns und gehen, durch eine kleine Pforte, einen steilen Weg hinauf, zu seinem Haus. Da ist Frau Margueritte, die den Gast willkommen heißt: eine lebhafte, schwarzhaarige Dame mit wunderschönen Augen. Das Haus ist im provençalischen Bauernstil gebaut: rötlich-gelb im Ton, mit einer großen Veranda, die vorn offen ist und an der Seite kleine Fenster aufweist; nach unten verbreitert sich das Haus sanft geschweift; wie es denn auch überhaupt keine Ecken hat, sondern überall abgerundete Kanten. Hinter dem Haus steigt der Wald jäh an und schützt Garten und Villa vor dem Wind. Wir gehen ins Haus.
An der kleinen Inschrift des Eingangs vorbei: »Vitam impendere vero« – in das Innere, wo ländliche Geräte und Erinnerungen von allen Wänden grüßen: Kessel und Bilder und Strohhut und Sonnenschirm einer alten Bäuerin ... Die Fenster des Arbeitszimmers gehen aufs Meer, man sieht noch Hügel und Ufer der gegenüberliegenden Halbinsel, dann die unendliche Weite.
Das Gespräch nimmt seinen Ausgang bei der berühmten Tochter des Hauses: bei der »Garçonne«. Sie ist im Jahre 1922 erschienen. Zensurverbot? Man hat's versucht. Eine Liga von Familienvätern nahm Anstoß und reichte eine Klage ein. Die Staatsanwaltschaft, in einer diffizilen Lage, wandte sich an den damaligen Justizminister, Herrn Barthou. Der sagte – aus innerpolitischen und persönlichen Gründen –: Nein. Da verfielen die Verfechter der Sittlichkeit auf einen anderen Ausweg. Margueritte war Offizier der Ehrenlegion. Im November 1922 waren sie abgewiesen worden. Bereits im Dezember lagen dem maßgebenden Mann der Legion, dem General Dubail, demselben, der schon in den Affären Sarrail und Caillaux seine Rolle gespielt hatte, dreitausend Unterschriften vor, die die Entfernung des Schriftstellers aus der Legion forderten. Und er wurde entfernt! Es war der erste Fall seit Bestehen der Legion, dass ein mit der Rosette Geschmückter seines Abzeichens beraubt wurde, ohne dass eine gerichtliche Verurteilung vorausgegangen wäre. Das Kabinett Herriot will den Fehler wiedergutmachen. Margueritte rührt keinen Finger und sieht gemächlich zu, wie sich die Dinge weiterentwickeln.
Inzwischen fraß der Erfolg des Buches weiter, noch geschürt durch das Geschrei auf der andern Seite. Man steht jetzt beim 565. Tausend – allein, was die französische Ausgabe angeht. Das Buch ist in fast alle Sprachen übersetzt. Bevor die rechtmäßige spanische Ausgabe herauskam, lagen sieben unbefugte Nachdrucke in Spanien vor; in Argentinien haben sie die französische Ausgabe Seite für Seite fotografiert und so herausgegeben; und selbst der Osten, wo schon der Chinese Werthern und Lotte zierlich auf Glas gemalet, blieb nicht zurück: es gibt auch eine japanische Übersetzung der »Garçonne«.
Es gibt auch eine deutsche. »Ich autorisiere Sie«, sagte Victor Margueritte, »zu sagen: Diese Ausgabe ist nicht nur eine Verballhornung, ein Verrat an meinem Werk – sie ist auch ein Diebstahl!« (»Ce n'est pas seulement un trahison – c'est un vol!«) Was den Verrat angeht, so ist zu bemerken, dass die deutsche »Garçonne« tatsächlich in einer Aufmachung und in einer (gekürzten und schludrigen) Übersetzung herausgekommen ist, die dieses harte Wort durchaus rechtfertigt. Was den Diebstahl betrifft, so wird eine Reklameberichtigung nicht ausbleiben. Aber schließlich muß ja der Autor wissen, ob er sein Geld bekommen hat oder nicht, und es scheint mir für das Ansehen der deutschen Verleger im Ausland nicht grade förderlich zu sein, wenn die Übertragung eines Verlagsrechts oder seine Nichtübertragung mit einem Prozeß zwischen dem deutschen Verleger und dem französischen, Herrn Flammarion, anhebt. Kein Ruhmesblatt.
Die »Garçonne« ist das erste Stück einer Trilogie »La femme en chemin«, die jetzt fertig vorliegt: »La Garçonne« – »Le Compagnon« – »Le Couple«. Die Wirkung dieser Trilogie ist interessant genug. Ich frage: »Was sagen die Frauen zu Ihrem Werk?« Er: »Die Frauen des arbeitenden Volkes sind alle für mich. In der kleinen Bourgeoisie sind die Ansichten der Frauen geteilt – sagen wir: zwei Drittel dafür, ein Drittel dagegen. In den höheren Schichten sind sämtliche Frauen dagegen.« Frau Margueritte sagt: »Eine Frau, die angekettet ist und die vom Mann lebt, liebt solche Schilderungen nicht.« Und dann gleitet das Gespräch auf ein Thema, das man hier eigentlich nicht erwarten sollte. Wer aufmerksam die französische Presse liest, den verwundern nicht. Victor Margueritte ist Pazifist.
Die »Ere Nouvelle« hat bereits vor einiger Zeit Aufsätze Marguerittes gebracht, die sich mit der Frage der Kriegsschuld befassen und die in der schärfsten Form die Alleinschuld Deutschlands am Kriege bestritten. Dieser alte Offizier von den 27. Dragonern, der heute noch mit vielen Erforschern dieses strittigen Gebietes, so mit dem Baron Baudran, in enger Fühlung steht, dieser so erfolgreiche Romancier arbeitet zur Zeit an einem mehrbändigen Werk über den Krieg und den Versailler Vertrag, der erste Abschnitt wird den Titel führen: »Les crimenels«. Er fragt nach den demokratischen Strömungen Deutschlands, nach den Pazifisten, nach den Aussichten für eine endgültige Verständigung, die neues maßloses Unheil verhüten könne. Er wird lebhaft, zeigt Ausschnitte und Proben, bekämpft den Versailler Vertrag, der Europa zugunsten profitierender Dritter in immer neue Streitigkeiten stürzen werde – und nun wird auf einmal klar, warum damals diese hitzige Verfolgung durch den Bloc National in der Angelegenheit der Ehrenlegion eingesetzt hat. Es war gar nicht so sehr die »Garçonne«, die die Gemüter in Wahrheit erregt hatte – es war etwas ganz andres. Es war »Au bord du goufre« (Am Rande des Abgrunds), die äußerst scharfe Kritik des Militärs Margueritte an seinen ehemaligen Kameraden, eine haargenaue, vernichtende Untersuchung des Wirkens und Werdens des französischen Großen Generalstabs, ein Buch, das unter anderm zeigt, wie sehr sich die Militärs aller Länder gleichen, und das nach seinen detaillierten Schlachtenplänen und historischen Schilderungen, die bis auf das Jahr 1871 zurückgehen, zu dem schönen Schluß kommt:
»Wie fruchtbar könnte die Zukunft sein und wie schön das Leben, wenn wir, des Blutvergießens satt, an Stelle des alten scheinheiligen Sprichworts: ›Si vis pacem, para bellum!‹ – den Rat hören wollten, der gebieterisch aus den Gräbern tönt:
›Si vis pacem, para pacem!‹ «
Das hat die Rosette der Ehrenlegion gekostet.
Aber das ist schließlich Sache der Franzosen und ihre Angelegenheit. Aus allem aber, was Margueritte mir sagte, hatte ich den Eindruck, den ich hier nun schon so oft gehabt habe: Es ist vielen verständigen Franzosen ernst mit einem wahren Versöhnungswillen, sie wollen den Frieden, das Entgegenkommen, und sie wollen die Versöhnung. Immer und immer wieder hat man mir gesagt, wie unbillig der Vertrag Clemenceaus empfunden würde – der Deutschland aller Kolonien beraube und damit dem Bevölkerungsüberschuß kein Ventil gäbe, gefährliche Spannung, neuer Grund zu Reibereien und neuen Kriegen. Margueritte bestätigts, gibt dem scharfe Formulierung, arbeitet dafür und wird gehört.
Wir gehen in den kleinen Garten hinaus. Hier ist alles, Stück für Stück, gesammelt, in langen Jahren aufgebaut und angelegt. Der Vater, Kolonisator in Algier, hat vielleicht diese Freude am Bauen in die Söhne gelegt (von denen der frühere Mitarbeiter Victor Marguerittes, Paul, im Jahre 1918 gestorben ist).
Am Strand gibt er mir die Hand, wir nehmen Abschied. Ich sehe die braune Jacke langsam um die Wegkrümmung verschwinden. Wieder stößt der Wind in die Bäume, er bringt Staub mit sich und wirbelt Blätter, es ist der Mistral, der in der Nähe nicht immer so heroisch wirkt wie jenes unsterbliche Gedicht ... Die kleinen dicken Palmen auf kugeligem kurzem Stamm, die aussehen wie in die Erde gepflanzte Ananasfrüchte, bewegen heftig ihre langen Fächer. Um die Landzunge schraubt sich ein Auto in die Landschaft, sein böses Summen hört sich an, wie wenn der liebe Gott einen riesigen Zahn plombiert – und da bin ich am Hafen, wo die altmodischen Segelschiffe liegen. Das Wasser ist jetzt dunkellila, über den Bergen ist der Himmel ganz bezogen, und nur im Norden strahlt er noch – Abend zugleich anzeigend und Süden – in einem tiefen kobaltfarbenen Blau.


Peter Panter
Vossische Zeitung, 22.11.1924, Nr. 555, S. 2.